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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Problem ist erledigt. So hätte es auch ein Straßencapo der Organisation sagen können.
    Er schüttelt den Kopf. »Nein. Die Capos der Organisation sind wie wilde Tiere, die von der Welt oder ihrem Platz in der Welt eine ebenso unklare Vorstellung haben wie Soryas Prowler. Ich weiß, wovon ich rede, denn meine Familie war ja die Operation, oder sie war das, was die Operation werden kann, wenn sie eine ganze Metropolis steuert. Sie hatte eine Machtfülle, von der die Straßencapos in Jaspeer nur träumen können. Hier in Jaspeer sind die Mitglieder der Operation wie Tiere – Raubtiere zwar, aber keine besonders großen. Wie Ratten vielleicht. Sie streiten sich um Abfälle, um Gebiete, um Ansehen oder um das, was bei einer Ratte als Ansehen gilt. Aber in Cheloki waren sie keine Ratten, sondern höhere Tiere – vielleicht etwas wie Soryas Katze oder wie eine Hundemeute, die aufgrund ihrer Zahl und ihrer Skrupellosigkeit Beutetiere erlegen kann, die größer und stärker sind als die Angehörigen der Meute.« Er lächelt, aber die Augen funkeln kalt, während er sich erinnert. »Sie haben gut gespeist, meine Angehörigen. Sie standen in der Nahrungskette weit oben. Sie haben die Macht um ihrer selbst willen geliebt und nicht zugelassen, dass irgendetwas diese Macht bedroht.« Er zuckt die Achseln und erwidert Aiahs Blick.
    »Es kommt immer darauf an, was man will«, fährt er fort. »Nur das ist wichtig. Ich will Macht haben, ja – das gebe ich zu. Aber ich sage außerdem, dass ich nichts für mich selbst beanspruche, was ich nicht auch insgesamt für die Menschheit erreichen will. Ich will die Macht als Mittel zum Zweck und nicht als Selbstzweck. Die Fallen, in die einen die Macht tappen lässt, sind zahlreich – das Kriechen, die Schmeicheleien, die Gier nach Ruhm und Beute … ein Kennzeichen meiner Familie war es, dass sie alle nur auf erbärmliche, irreale Aspekte der Macht aus waren, während die Realität der Macht, also die Fähigkeit, mit genügend Macht das Aussehen der ganzen Welt verändern zu können, für sie überhaupt keine Rolle gespielt hat.«
    Er lächelt, als die Erinnerungen kommen, und das Lächeln ist kalt. »Sie haben versucht, sich beim Bau ihrer Paläste gegenseitig zu übertreffen. Entsetzliche Bauten waren es, geschmacklos, angeberisch und hohl. Wir können Tangid danken, dass viele dieser Gebäude im Krieg zerstört wurden. Da sie so sehr auf irdischen Ruhm geschaut haben, mussten meine Angehörigen zwangsläufig ungeheuer viel übersehen. Sie hatten Zugriff auf das gesamte Plasma ihres Herrschaftsgebietes. Sie haben es benutzt, um ihre Feinde zu zerschmettern, sich gegenseitig auszuspionieren oder öffentliche Spektakel zu inszenieren, oder sie haben es auf erstaunlich kleinliche Intrigen verschwendet … Plasma ist der wandlungsfähigste Stoff des Universums, es kann sogar Materie und die Natur der Realität verändern. Doch sie haben damit gespielt, als wären sie Kinder. Sie hatten das Plasma ihr ganzes Leben lang in beliebiger Menge zur Verfügung, aber sogar Sie, meine Tochter …« Er tastet nach Aiahs Hand auf dem weichen Sitz und nimmt sie in seine. »Sogar Sie, kaum mehr als eine Anfängerin in der Geomantie, wussten mit dem Plasma etwas Besseres anzufangen als diese Leute.« Er sieht sie aufmerksam an, und Aiah errötet unwillkürlich. »Sie haben es benutzt, um zu fliegen, um sich von der Materie zu befreien. Doch die Materie …« Er lächelt böse. »Die Materie war alles, was meine Familie wollte. Je kostbarer, desto besser. Mehr wollten sie mit den geomantischen Künsten nicht erreichen.«
    Der Elton biegt ab, und das alte Fabriktor öffnet sich automatisch, um sie einzulassen. Constantine gibt Aiahs Hand wieder frei und steigt aus, noch bevor der Wagen ganz ausgerollt ist. In der Fabrikhalle ist lautes Hämmern zu hören. Aiah schaut kurz ihre Hand an, auf der sie noch die Wärme der Berührung spürt, dann steigt auch sie aus.
    Es ist erstaunlich, welch große Fortschritte die Arbeiten in den letzten drei Tagen gemacht haben. Auf dem Boden der Fabrikhalle stehen Plasmaakkumulatoren. Einige sind bereits ausgepackt, die Messingkontakte und die Verkleidungen aus schwarzer Keramik glänzen, aber die meisten stehen noch eingepackt in der Nähe der Tür, sodass ein flüchtiger Beobachter den Eindruck gewinnen muss, die Geräte würden hier tatsächlich gelagert. Ein Gerüst wird aufgebaut, von dem aus die Kontakte abgesenkt werden. Ein noch größeres Gerüst, das ein

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