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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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gezogen?«
    »Dass ich einen Geliebten habe.«
    Er zuckt die Achseln. »Dann sollen sie es glauben. Streiten Sie es ab, wenn Sie wollen, aber sorgen Sie dafür, dass Ihre Einwände nicht sehr überzeugend klingen.«
    Wieder dreht er sich zur Treppe um. Aiah bleibt nichts anderes übrig, als ihm wortlos zu folgen. Der Zorn nagt an ihr mit kleinen spitzen Zähnen.
    Vor ihr liegt der Keller. Das ganze Gerümpel ist bereits ausgeräumt worden, es riecht nach frischem Betonstaub. Mitten in einem Kreis aus Schutt und einigen finsteren Männern mit Schutzhelmen steht ein Presslufthammer. Die Maschine ist ungefähr mannshoch und eiförmig, vier Stützbeine sind breit aufgeklappt und auf dem Boden verankert. Vier weitere Verankerungen sind mit der Decke oder den Säulen verbunden.
    Einer der Männer kommt ihnen entgegen, um Constantine Bericht zu erstatten. Die Bartstoppeln und das Stirnband sind grau von Staub. Zwei helle, vor Schweiß glänzende Ringe um die Augen verraten, dass er gerade noch eine Schutzbrille getragen hat.
    »Wir sind problemlos durch den Boden und die Mauern darunter gekommen, aber jetzt sind wir auf Stahlbeton gestoßen, der nicht so leicht zu knacken ist. Wir sind schon seit ein paar Stunden dabei.«
    »Was könnte man tun?«, fragt Constantine.
    Der Mann zuckt die Achseln. »Sprengen vielleicht. Einen größeren Bohrhammer besorgen. Teufel auch, ich bin kein Ingenieur. Der Mann, der uns die Sachen vermietet hat, meinte, es würde funktionieren, mehr weiß ich auch nicht.«
    »Geomantie«, wirft Aiah ein.
    Der Mann sieht sie an. »Ja«, sagt er. »Ja, klar.«
    Constantine sieht sich über die Schulter um, wendet sich wieder stirnrunzelnd an Aiah. »Gut«, sagt er. »Sie haben Recht, mit Magie geht es einfacher. Sagen Sie Martinus, er soll jemanden suchen, der Sie zu den Towers fährt. Sie wissen ja, wo der Handsender ist.«
    Sie sieht Constantine verwirrt an. »Wollen Sie nicht mitkommen?«
    »Ich habe hier zu tun.« Constantine schweigt und sein Stirnrunzeln vertieft sich. »Es wird Zeit, dass Sie allein zurechtkommen. Sie können das.«
    Der Betonstaub auf Aiahs Zunge schmeckt auf einmal nach nackter Angst. »Wie Sie wünschen, Metropolit«, sagt sie.
    Während sie geht, fleht ein Teil in ihr, Constantine möge sie zurückrufen. Aber er tut es nicht.
    Das Gesicht der Flammenfrau fällt ihr wieder ein, das Gesicht mit dem Mund, der zu einem stummen Schrei geöffnet ist.
     
    ■ ■ ■
     
    Aiah sitzt auf dem Sofa und sieht zum Dachgarten hinaus. Prowler, die große Katze, starrt sie durch die gläserne Barriere an, die grünen Augen mustern sie interessiert. Bunte Vögel flattern zwischen den Bäumen. Der massive Kupfergriff des Handsenders, der noch nicht mit der Kraftquelle verbunden ist, liegt schwer in ihrer Hand. Sie nimmt den kleinen Talisman vom Hals, hält ihn in der rechten Handfläche, damit sie ihn sehen kann, und hebt mit der Linken den Handsender.
    Wieder erinnert sie sich an die brennende Frau. Die Erinnerungen drehen sich in ihr wie ein Rad aus Feuer. Sie sieht das Trigramm an und bemüht sich, nur noch an die vor ihr liegende Aufgabe zu denken.
    Es fällt ihr schwer, das Kitzeln der Schweißtropfen zu verdrängen, die ihr den Hals hinunterlaufen.
    In der letzten Woche ist Aiah geflogen. Sie hat Plasma in sich aufgenommen, hat es mit den Fingerspitzen wieder abgestrahlt und in Formen gegossen, hat es mitten in der Luft tanzen lassen. Alles mit großem Selbstvertrauen, aber sie wusste immer, dass Constantine die Hand auf ihrem Handgelenk hatte und sie führen konnte, dass er jederzeit den Schalter umlegen konnte, wenn etwas schief ging, um sie wohlbehalten auf die Ledercouch zurückzuholen.
    Jetzt sieht die Sache etwas anders aus, jetzt hat sie selbst den Handsender in der Hand.
    Prowler starrt sie mit unbewegten grünen Augen an. Aiah holt tief Luft, sieht das Trigramm an und schiebt den Handsender in die Buchse des Anschlusses.
    Der Ansturm der Energie presst ihr schlagartig den Atem aus den Lungen. Aiah wird unsanft daran erinnert, wie gefährlich der Umgang mit diesen Kräften ist. Mit pochendem Herzen versucht sie, die aufkeimende Panik zu bezähmen und die Sinne nach draußen zu richten, auf die Umgebung. Ihr Bewusstsein breitet sich aus wie ringförmige Wellen in einem stillen Teich. Das Universum stürzt auf sie ein wie eine Sintflut aus flüssigem Metall. Das Stahlgerüst der Mage Towers scheint ihre Glieder zu stützen, die Sendemasten sitzen wie eine Bronzekrone auf ihrem

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