Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
Vom Netzwerk:
Zeitintervalle zu ändern. Und Spionageflugzeuge konnten in Höhen aufsteigen, die sie für das bloße Auge unsichtbar machten. Außerdem war da noch die Raumstation. Selbst unbemannt eignete sich die ISS hervorragend für Aufklärungszwecke, da ihre Kameras von Colorado aus bedient werden konnten. Leider hatte Newcombe von seinen Kontaktleuten nichts über ihre letzte Umlaufbahn erfahren.
    Es gab nur wenige zuverlässige Fakten. Das war auch einer der Gründe, weshalb sie jeden Tag so früh aufbrachen, um ein paar Meilen zurückzulegen, ehe sie wieder Deckung suchten. Newcombe hatte in seiner gründlichen Art aus einem Laden fünf Uhren mitgenommen, die immer noch auf die Sekunde genau gingen. Drei davon packte er als Reserve ein, während er bei den beiden anderen – der Sicherheit wegen waren es zwei – den Wecker so einstellte, dass sie bis zum Erscheinen des Wärmebild-Satelliten mindestens eine halbe Stunde Zeit hatten, ein Versteck zu suchen. Da auch die Insekten nachmittags am schlimmsten waren – sie schienen instinktiv auf die gleiche Hitze zu reagieren, die sie für die Maschinenpest anfällig machte –, war es eine gute Zeit, den Tagesmarsch zu beenden, etwas zu essen, neue Pläne zu machen und zu schlafen.
    Zuerst gossen sie oben auf der Straße einen halben Liter Benzin aus, um ihren Geruch zu überdecken. Dann teilten sie sich fünf Dosen kalte Suppe. Das Zeug enthielt jede Menge Natrium und Fett und schmeckte himmlisch. Cam zerrte sich die Maske vom Gesicht, um die Flüssigkeit direkt aus der Dose zu trinken. Er aß viel zu schnell, und sein Magen verkrampfte sich, aber ganz allmählich pulsierte die neue Energie durch seinen Körper, und der Knoten löste sich wieder. Zu trinken hatten sie leider nur ein paar Kartons mit abgestandenem, komisch schmeckendem Saft gefunden. Wasser mieden sie, da es vermutlich von Bakterien wimmelte und jede Menge Gifte wie Haushaltsreiniger, Unkrautvertilgungsmittel und Motoröl enthielt. Durch Abkochen hätten sie zumindest die Parasiten abtöten können, aber sie wagten es nicht, ein Feuer zu machen.
    Ruth nahm den Gesprächsfaden von vorher wieder auf. »Insekten besitzen auch kein Hämoglobin«, erklärte sie. Cam lächelte vor sich hin. Er bewunderte ihre Hartnäckigkeit.
    »Was bedeutet das?«, fragte er.
    »Sie haben im Gegensatz zu uns kein Eisen im Blut. Da sich die Pest mithilfe von Kohlenstoff und Eisen vermehrt, könnte das die Nanos verwirren und die Kaltblüter besser schützen als uns.« Sie ballte die gesunde Hand zu einer Faust. »In heißeren Gegenden als hier haben sie allerdings keine Chance. In Arizona, New Mexico und Texas. In großen Teilen des Südens.«
    »Tja.« Cam dachte auch an Asien und Afrika und den Gürtel rund um den Äquator. In den feuchtheißen Dschungelgebieten waren sicher auch Insekten und Reptilien anfällig für die Seuche.
    Es gab nichts, was sie dagegen tun konnten. Ruth beschäftigte sich mit Problemen, die sie nur belasteten. Vielleicht tat sie das aber auch, um sich von ihrer aussichtslosen Lage abzulenken.
    Die beiden Düsenjäger rasten erneut über den Himmel und zogen gewaltige Lärmschleppen hinter sich her. Newcombe identifizierte die Maschinen als F-22 Raptors und schrieb eine kurze Notiz in sein Tagebuch, einen von mehreren kleinen Notizblöcken, die er irgendwo gefunden hatte. Er rechnete damit, dass er sich später mal vor einem Militärgericht verantworten und einen Bericht über alles, was sie getan hatten, abliefern musste. Cam bewunderte seine Zuversicht grenzenlos.
    Ruth döste bereits vor sich hin. »Ich übernehme die Wache«, sagte Cam, und Newcombe legte sich ebenfalls schlafen.
    Cam ging es erstaunlich gut. Er war verletzt, zermürbt, angespannt und verdreckt, aber auch voller Entschlusskraft und Selbstwertgefühl. Es war wohl das Erlebnis der Kameradschaft. Ja, sie zankten sich zwar ständig, aber jeder leistete doch seinen Beitrag für das Wohl der Gemeinschaft. Die Erlösung, die er suchte, lag hier bei diesen beiden. Er glaubte an das, was sie taten.
    Dennoch, ihre Abhängigkeit voneinander war verdammt... seltsam. Ihr Überleben stellte sich jeden Tag aufs Neue als eine intime Erfahrung dar, die Zusammenarbeit und Vertrauen erforderte, obwohl sie einander kaum kannten. Sie hatten auf ihrer Flucht nie Zeit für mehr als ein paar Worte hier und da gefunden. Selbst ihre Gesichter blieben oft tagelang verhüllt. Cam erkannte sie nur an ihrem Handeln.
    Newcombe. Der Mann war tüchtig und stark, mit

Weitere Kostenlose Bücher