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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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immer ihr seid. Antwortet, bitte antwortet ...«
    In der Stadt und auf dem Highway hatten sie Unmengen von Polizei-, Feuerwehr- und Armee-Funkgeräten gefunden. Auch Gewehre, obwohl Cam mit seiner Schnittwunde an der Hand keine größere Waffe halten konnte.
    Während der ersten Tage nach Ausbruch der Maschinenpest hatten Gemeinden und Bundesregierung alles versucht, um der Gefahr Einhalt zu gebieten, oft mit gegensätzlichen Zielen. Es gab Straßensperren. Es gab Konvois mit Geleitschutz nach Osten. Einmal waren sie auf ein Schlachtfeld gestoßen, wo sich ein Panzerbataillon und eine Bürgerwehr einen ebenso blutigen wie vergeblichen Kampf geliefert hatten. Das alles bedeutete nicht mehr als ein Steinchen im großen Mosaik des Grauens.
    Ein Problem stellten die Batterien dar. Viele der zivilen und militärischen Funkgeräte waren eingeschaltet geblieben, wenn die Männer oder Frauen, die sie bedienten, flüchteten oder starben. Und selbst wenn Newcombe einen Apparat zum Laufen brachte, meldete sich niemand auf den zivilen Kanälen, und der mächtige Riegel der Sierra machte es für den vorgeschobenen Stützpunkt von Leadville leichter, alle Militärfrequenzen bis auf eine einzige zu blockieren.
    Die Frauenstimme verhöhnte sie. »Wenn ihr verletzt seid, wenn ihr erschöpft seid, stehen Mediziner bereit ...«
    Newcombe schaltete rasch durch. Rauschen. Rauschen. »Diese Jets haben die ganze Zeit über versucht, uns zu erreichen«, sagte er. »Deshalb die Tiefflug-Manöver. Um Leadvilles Radarnetz auszuweichen und so die Blockade zu umgehen.«
    »Aber was können sie tun?«, fragte Ruth. »Landen?«
    »Nein. Zumindest nicht hier. Das sind Düsenjäger. Aber sie können uns mit Informationen versorgen, und sie können uns Leadville vom Hals halten. Wir hatten Ausweichpläne. Wir ...«
    Eine Menge Dinge geschahen gleichzeitig. Zwei der Maschinen kamen erneut zurück, dröhnten dicht über ihren Köpfen hinweg und zogen eine doppelte Spur durch die Ruinen. Es war, als fahre eine Riesenhand mit zwei Fingern über die Häuser und das Wasser, um Schutt und Wellen aufzutürmen – und aus dem Innern dieses Hurrikans fiel ein Gestöber gleißender Funken der See entgegen, so grell, dass sich schwarzweiße Muster aus Schatten und Licht über der versunkenen Stadt kräuselten. Es waren Täuschstreifen zur Abwehr von wärmegelenkten Raketen. Aber wenn irgendwo Raketen abgeschossen wurden, so bemerkte Cam jedenfalls nichts davon. Eine kleinere Zerstörungsfront jagte hinter den Jets her und ratterte durch Schlammbänke, Häuser und Autos. Gewehrfeuer. Cam sah, dass die großkalibrigen Geschosse Holz und Ziegel wie Papier zerfetzten. Dann zuckte er zusammen und zog den Kopf ein, als drei weitere Jets im Tiefflug über sie hinwegkreischten.
    Gleichzeitig stieß Newcombe ein triumphierendes »Ha!« aus. Inmitten des Flugzeuglärms und von lautem Statikgeknister gestört, drang aus dem Funkgerät eine Männerstimme, die unentwegt leierte:
    »... air is against the wall, the chair is against ...« {1} Die Stimme wurde leiser und verstummte. Die Düsenjäger hatten sich entfernt. Cam hatte keine Ahnung, was die seltsame Phrase bedeuten sollte, aber Newcombe nickte. Der Sergeant klickte zweimal auf die SENDEN -Taste, ein schnelles, unauffindbares Signal, das den Empfang der Botschaft mit einem Schnalzen bestätigte. Dann wandte er sich Cam und Ruth zu. »Gute Nachrichten«, sagte er.

3
    Ruth erwachte mit heftigen Schmerzen. Sie spürte einen zermürbenden Juckreiz in den Fingern. Auch im Handgelenk. In Panik strampelte sie sich aus dem Schlafsack, nur darauf bedacht, dem Schmerz zu entfliehen. Es war ein Reflex, aber so elementar, als zuckte sie vor dem Feuer zurück. Doch die Glut war in ihrem Innern. Die Maschinenpest. Sie wusste das, aber sie bewegte sich dennoch. Ihr Schreien durchschnitt das Dunkel.
    »Aufstehen! Aufstehen!«
    Die Sterne leuchteten hell und nahe, Milliarden von Lichtsplittern. Selbst durch die getönte Scheibe ihrer Schutzbrille konnte Ruth die freie Straßenschlucht mit den gepflegten Wohnhäusern zu beiden Seiten erkennen – aber als sie sich aufzurichten versuchte, stieß sie sich irgendwo das Knie an. Dann begann der Boden unter ihr zu schaukeln und metallisch zu dröhnen. Um ein Haar wäre sie gestürzt. Sie ruderte mit beiden Armen und versetzte Newcombe, der sich verschlafen aufsetzte, einen heftigen Schlag. Ihr fiel ein, dass sie sich beide auf der Ladefläche eines großen Dodge-Pickups befanden. Sie

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