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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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Newcombe gegenüber kamen solche Gesten direkt und ohne Hintergedanken.
    Bei Ruth las er in jede Kleinigkeit mehr hinein. Er hoffte, und das war gut. Aber zugleich brachte es ihn durcheinander. Cam erwartete nicht, dass sie das Gleiche für ihn empfand. Nicht mit seinem entstellten, vernarbten Gesicht. Nicht mit seinen verkrüppelten Händen.
    Er hätte Bitterkeit entwickeln können, aber er hatte bei vielen anderen gesehen, was solche Gefühle anrichteten. Bei Sawyer. Bei Erin. Bei Manny und Jim. Alle tot. Cam hatte sich weit genug von diesen Erinnerungen entfernt, um die ehemaligen Gefährten in einem anderen Licht zu sehen – und sich selbst auch. Entweder man lernte, mit seinen Schwächen zu leben, oder man zerstörte sich selbst, durch Hunderte von kleinen Quälereien oder in einem einzigen Gewaltakt. Und Cam war dafür dankbar, dass er Teil eines Plans sein durfte, der so viel größer war als er selbst. Dass er ein neuer Mensch sein durfte.
    Aber das kannst du ihr nicht sagen, dachte er. Die Dinge sind ohnehin schon kompliziert genug, und sie ...
    Detonationen erschütterten den Grund. Die Vibrationen rollten in drei oder vier Wogen heran. Cam richtete sich halb auf und spähte ins Freie, auf der Suche nach Feuer oder Rauch.
    Newcombe zwängte sich an ihm vorbei. »Woher kam das ?«
    »Von dort drüben.«
    Ein gleichförmiges Heulen näherte sich von Südwesten her und schwappte über sie hinweg. Der schrille Lärm von Triebwerken. Cam begriff, dass er keine Raketeneinschläge gehört hatte, sondern den Überschallknall von Düsenjägern, die dicht über der Stadt beschleunigten. Aber dann sah er einen Wimpernschlag lang zwei Punkte nach Osten schießen, in einem Winkel, der nicht mit der Richtung der Turbulenzen übereinstimmte.
    Es gab noch andere Flugzeuge am Himmel, die sich in eine günstige Position zu manövrieren versuchten. Sie waren bereits Meilen entfernt, doch Cam rührte sich nicht von der Stelle. Er überlegte, was er von dieser Verfolgungsjagd halten sollte. Bot sie einen Vorteil? Sollten sie die Gelegenheit nutzen und fliehen? Aber wohin?
    »Verdammt, wie konnte ich das vergessen!«, fluchte Newcombe, während er sich nach seinem Rucksack umdrehte. Das Funkgerät!
    »Was ist los?«, fragte Ruth, der die beiden Männer die Sicht versperrten.
    »Die ersten Maschinen waren Rebellen-Flugzeuge – vielleicht aus Kanada«, erklärte der Sergeant. »Das ist gut. Sie werden uns helfen. Ich hätte allerdings nie gedacht, dass sie dieses Risiko überhaupt eingehen würden.«
    Cam starrte Newcombe nur mit gerunzelter Stirn an. Er verstand und teilte seine Enttäuschung. Sie waren alle von der falschen Voraussetzung ausgegangen, dass sie sich allein durchschlagen mussten. Abgesehen von Leadvilles vorgeschobenem Stützpunkt gab es keine organisierten Streitkräfte hier entlang der Küste, weder von den Rebellen noch von den Regierungstreuen. Die Berge in Kalifornien und Oregon boten oberhalb der Todesgrenze bestenfalls ein paar weit verstreute Inseln mit wenigen Überlebenden. Ihre nächsten Verbündeten befanden sich in Arizona sowie im Norden von Colorado und Idaho, wo die Flüchtlingsbevölkerung ihre Unabhängigkeit von Leadville erklärt hatte. Aber da die Regierung über den Löwenanteil der US-Luftwaffe verfügte, hatte Leadville noch vor der Entwicklung von Nano-Waffen auf seine militärische Überlegenheit gepocht. Cam und Newcombe hatten keine Sekunde lang damit gerechnet, Unterstützung von den Rebellen-Einheiten zu erhalten.
    Ihr Funkgerät war ein kleines, kaputtes Ding – ein Headset plus Steuervorrichtung, das eigentlich zu einem Schutzanzug gehörte. Im Normalfall wurden Ohrclip und Mikro im Helm und das Kästchen zum Anwählen der Frequenzen am Gürtel befestigt. Sie hatten es am ersten Tag von Newcombes Anzug abgetrennt und die Drähte wieder zusammengeflickt. Außerdem hatten sie die Funkgeräte von Ruth und Cam als Ersatz eingepackt.
    Newcombe hielt das Headset hoch, und dann hörten sie eine Frau in ihrer kleinen Betonhöhle wispern. Die gleiche Frau wie immer. Jeden Tag und jede Nacht suchte Newcombe nach einem anderen Signal als der endlos wiederholten Aufforderung, sich zu ergeben, aber das Gerät war mehr ein Walkie-Talkie als eine echte Feldeinheit. Es hatte eine begrenzte Reichweite und funktionierte nur auf zehn militärischen Kanälen, und Leadville blockierte alle Frequenzen außer dieser einen.
    Ihre Worte klangen ruhig und eingeübt: »... kommen zu euch und retten euch, wo

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