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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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Pestzone zu bewegen, war nur der Anfang. Ein Nano, der selbst schlimme Wunden und Krankheiten heilen konnte, würde für ihren unaufhaltsamen Siegeszug sorgen.
    Cam bewegte die zerstörten Finger und musterte Deborah, Ruth und Hernandez, die alle irgendwie krank oder verletzt waren. Was, wenn sie wieder aufstehen könnten, nachdem Schüsse sie niedergestreckt oder Flammen sie versehrt hatten? Sie wären Übermenschen. Cam versuchte ein Gebet für alle Forscher zu sprechen, die in Leadville umgekommen waren.
    Helft Ruth, dachte er. Irgendwie könnt ihr dieser Frau doch sicher helfen. Sollten sie nicht in der Lage sein, durch ihr Werk zu sprechen? Gewiss gab es in diesem Geister-Nano Fingerzeige und Hinweise, offensichtliche Probleme, die sie lösen, und Verbesserungen, die sie machen konnte.
    »Du hast es schon einmal geschafft«, sagte Cam.
    »Ich kann das bestätigen«, unterstützte ihn Watts.
    In jenem Labor in Sacramento hatte Ruth in Windeseile die Arbeiten von vier Wissenschaftlerteams zusammengeführt und auf der Grundlage des ursprünglichen Archos-Modells den ersten funktionierenden Impf-Nano entwickelt. Natürlich hatten ihr zwei Experten dabei geholfen, D.J. und Todd, beide waren nun tot oder verschollen.
    »Sie könnten so viele Menschen retten«, sagte Hernandez. »Denken Sie darüber nach.«
    Ruth hielt den Blick immer noch gesenkt. »Ich brauche Zeit«, erklärte sie. »Vielleicht zu viel Zeit. Und ich habe hier nicht die Geräte, die ich benötige.«
    »Hier nicht, aber in Grand Lake«, meinte Hernandez.
    »Ja. Eine Grundausstattung zumindest.«.
    »Wir können Sie dorthin bringen.«
    Sie brachen am Morgen des ersten Juli zu Fuß nach Nordosten auf und waren bereits auf dem Weg ins Tal, noch bevor sich das erste Frühlicht über den Horizont erhob. Die Berge im Osten waren bis zu 4200 Meter hoch und verdeckten lange Zeit die Sonne. Cams Blicke wanderten immer wieder zu diesen Gipfeln. Die Morgenhelle blendete, aber irgendwie wirkten die Berge nach Süden hin ungewöhnlich glatt. Sie waren geschmolzen. Allein ihrer massigen Höhe hatte es Aspen Valley zu verdanken, dass es von der verheerenden Wucht der Atombombe verschont geblieben war. Dennoch war Ruths Eskorte rasch in eine Gegend vorgedrungen, wo die umgestürzten Bäume trocken und spröde wirkten, während der Boden ein einziger Morast war, vollgesogen mit den Fluten der gewaltsam ausgelösten Schneeschmelze.
    »Pass auf!« Foshtomi hinderte Cam daran, Mitchell zu folgen, der über einen toten grauen Baumstumpf hinweg in eine ganz normal aussehende Pfütze gestiegen war. Das spiegelnde Nass täuschte, und Mitchell versank bis an die Hüften in einem Sumpfloch. Er warf sich herum, packte den Stumpf und versuchte sich daran hochzuziehen. Foshtomi watete durch den schwarzfleckigen Rindenbrei und streckte ihm einen Arm entgegen. »Halt dich fest!«, rief sie.
    Cam drehte sich um. Während der größere Teil der Soldaten vorneweg marschierte, befanden sie sich in der Mitte der Gruppe, die Ruth beistehen sollte. Doch Ruth, die sich mit Deborah unterhielt, wich bereits nach links aus.
    »Warte!«, sagte Cam und eilte an ihre Seite.
    Ein paar Bäume stachen kahl und geknickt in den Himmel. Der lang gestreckte Berghang war mit umgestürzten Stämmen bedeckt. Zum Glück gab es in dieser Höhe nur spärliche Fichten- und Pappelbestände, denn gleich nachdem die Druckwelle die Bäume umgeworfen hatte, waren die gebrochenen Stämme und Äste von den Fluten zu einem Riesen-Mikado zusammengeschoben worden.
    Dagegen hatten Unterholz und Gras die Hitze und den Sturm größtenteils unversehrt überstanden. Es gab sogar viele trockene Stellen. Die Bäume und Felsbrocken bildeten Tausende von kleinen Dämmen, die das Wasser in Bäche und Sümpfe leiteten – aber selbst auf höherem Grund wirkten die Pflanzen fahl. Als er eine davon berührte, bröckelten die Blätter ab wie Konfetti. Cam war überzeugt davon, dass sie mit jeder Minute, die sie auf diesem Hang verbrachten, eine Menge Strahlung aufnahmen.
    Er fasste nach Ruths Arm, gerade als sie hinter Deborah über zwei Stämme klettern wollte. »Wartet!«, sagte er.
    Ihre dunklen Augen blitzten ihn an. Es war nicht länger nötig, dass sie Masken und Schutzbrillen trugen. Deshalb bemerkte er ihren Zorn sofort. »Lass los!«, fauchte sie. »Lass mich los!« Unter ihren feuchten Handschuhen und Stiefeln schälte sich die Rinde in großen Brocken.
    Cam folgte ihr. »Herrgott noch mal, so wartet doch!« Er suchte

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