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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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war auch über ihn wütend.
    »Sie sagten, man hätte uns einen zweiten Nano-Typ eingeschleust.« Wieder erlitt Hernandez einen Hustenanfall.
    Sie nickte. »Wir nannten ihn Geister-Nano, als wir ihn in Grand Lake entdeckten. Niemand konnte sich erklären, was er bewirkte. Leadville muss in aller Hast mehrere Generationen davon entwickelt haben. Wir haben mindestens vier Stämme isoliert, bevor wir hierher kamen.«
    »Aber er ist kein Impfstoff?«
    »Nein. Oder doch – in gewisser Weise. Mir fiel von Anfang an auf, dass die meisten Strahlenopfer, denen wir begegneten, längst nicht so schlimm dran waren, wie dies eigentlich der Fall hätte sein müssen. Andererseits wusste niemand genau, wie weit sie vom Zentrum der Explosion entfernt gewesen waren. Niemand außer Ihnen.«
    Über ihnen schwirrten plötzlich Vögel durch die Nacht. Einer der Marines stieß einen Warnruf aus. Cam zuckte zusammen.
    Ruth nahm die Störung kaum wahr. Ihre Stimme klang gedämpft, aber leidenschaftlich. »Sir, eigentlich müssten Sie tot sein. Die Strahlungsmenge, die Sie aufgenommen haben, ist so hoch, dass sie über die Skalen der Messgeräte hinausgeht. Gleichzeitig befindet sich in Ihrem Blut die am weitesten entwickelte Variante des Geister-Nanos, die ich bisher gesehen habe. Sie scheint das gesamte System zu stärken. Deshalb vermute ich, dass es sich um einen Prototyp handelt, der gegen das Snowflaking schützen sollte. Mit einer perfekten Version im Blut hätten die Soldaten die Schneeflocke wahrscheinlich unter den Feinden verbreiten können, ohne selbst die Auswirkungen des Verklumpens zu spüren … und ich denke, dass der Geister-Nano auch dazu beiträgt, die Strahlungsschäden zu reparieren.« Sie wechselte einen Blick mit Cam und wandte sich dann wieder Hernandez zu. »Er reinigt und erneuert nach und nach Ihr Zellgewebe.«
    »Aber ich fühle mich zunehmend schwächer.«
    »Ich glaube auch nicht, dass er seine Aufgabe voll erfüllt. Es ist ein Prototyp.«
    Hernandez sagte nichts, obwohl sich sein Verstand sicher in Aufruhr befand. Cam war auch noch dabei, das eben Gehörte zu ordnen und zu begreifen – und er hatte nicht soeben erfahren, dass er eigentlich tot sein müsste.
    »Tut mir leid.« Ruth streckte Hernandez erneut die Hand entgegen. Der General ergriff sie.
    Sie könnte uns alle heilen, dachte Cam.
    »Das alles tut mir so leid«, wiederholte Ruth, aber Hernandez lächelte nur schwach und entgegnete: »Sie haben uns schon länger am Leben gehalten, als wir erwarten konnten.« Er meinte sich und die Überlebenden seiner Kompanie. Er stellte immer noch Zusammenhänge zu Leadville her und fand Trost in der Vergangenheit.
    »Kannst du ihn retten?«, fragte Cam, weil er nicht über die Lippen brachte, was er eigentlich wissen wollte. Kannst du mich wiederherstellen? Er schämte sich, dass er so egoistisch dachte, während Hernandez alle anderen in den Vordergrund stellte. Hernandez hätte sie niemals um etwas gebeten, nicht für sich – aber seine Untergebenen sprachen für ihn.
    »Verbessern Sie diesen Nano!«, sagte Watts.
    »Bitte!«, fügte Foshtomi hinzu, und ein anderer Mann meinte: »Das Ding funktioniert doch schon ganz gut, oder?«
    Ruth zog den Kopf ein. Mit jedem Tag, der verging, wirkte sie noch demütiger – seltsam für jemanden mit ihren überragenden Fähigkeiten. Ihre kleine Macke, sich abzuwenden, zeigte sich jetzt häufig, und Cam erinnerte sich, dass ihm diese Geste besonders an dem Tag aufgefallen war, da sie die Bekanntschaft mit Allison gemacht hatte und der jüngeren Frau ausgewichen war. Ruth lernte, Herausforderungen zu meiden – was gefährlich für sie alle war! Und Cam traf ein Teil der Schuld an ihrer Unentschlossenheit.
    »Vielleicht«, sagte sie schließlich. »Ja. Das Potenzial dieses Modells ist unglaublich. Was Sie hier im Blut haben, ist eine Spitzenleistung der besten Nanotech-Experten – fünfzig Forscher, unterstützt von modernsten Geräten und Computern.«
    Damit wollte sie zum Ausdruck bringen, dass sie allein war. Sie redete immer noch um das Thema herum, als könnte sie damit verhindern, dass man sie in diese Ecke drängte. Das Leben dieser Leute hing doch von ihr ab. Wichtiger noch, der Ausgang des Krieges hing von ihr ab. Die Menschheit würde Nordamerika neu aufbauen. Daran bestand kein Zweifel. Aber welche Hautfarbe die Bewohner haben und welche Sprache sie sprechen würden, das hing nun davon ab, ob Ruth Erfolg hatte oder nicht.
    Die Möglichkeit, sich frei in der

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