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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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und ab, aber die öde Landschaft blieb. Endlose Flächen, versengt, überflutet oder von toten Bäumen bedeckt.
    Ruth rückte ein Stück von ihm ab und musterte ihn aufmerksam. In ihren Augen lag ein neuer Ausdruck – Erregung und Angst, eine Idee. Cam nickte. Er ließ es zu, dass ihre Lippen sein gesundes Ohr streiften.
    »Es ist wichtig, dass du mir noch einmal vertraust«, sagte sie.
    Esteys Ranger wurden voneinander getrennt, sobald der Hubschrauber in Grand Lake landete. Cam und Deborah mussten sich der Prozedur ebenfalls unterziehen. Mediziner der Special Forces nahmen jedem von ihnen mehrere Ampullen Blut ab. Andere Soldaten führten sie in Kommandobunker und Kasernen, stachen ihnen in die Armbeugen und führten die blutigen Nadeln sofort in die Venen von wartenden Männern und Frauen ein. Der Vorgang hatte etwas Clowneskes an sich, und Cam, der mehr als erschöpft war, fühlte sich an Jahrmarktszenen aus seiner Kindheit erinnert.
    Woher kommen plötzlich diese Bilder?, dachte er und presste ein Mullquadrat auf seinen blutenden Arm, während ihn drei Soldaten im Eiltempo zu einem anderen Bunker brachten. Einmal brüllten sie einen Zivilisten an. Der Mann versuchte Cam anzufassen, aber die Soldaten streckten ihn nieder, mit einem Faustschlag ins Gesicht.
    Grand Lake war ein einziges Chaos. Ein Großteil des Ortes wurde evakuiert. Cam fand sich in einem Zelt wieder, eingezwängt zwischen Piloten in voller Fliegermontur, die im Laufschritt das Kasernengelände verließen, sobald sie geimpft waren. Dann wurde er an zwei Offiziersunterkünfte weitergereicht. Er hörte zu, wie sie Signale und Rendezvous-Koordinaten bestätigten, und erfuhr dabei alles, was er wissen musste. Eine ganze Kampfeinheit hatte Ruth zu ihrem Labor gebracht. Einige der höchsten Militärführer blieben ebenfalls, zumindest so lange, bis Ersatzstützpunkte unterhalb der Barriere errichtet waren. Sie strengten sich verdammt an, um von hier fortzukommen, ohne ihre Verteidigungslinien zu zerstören. Das war unmöglich. Der Umzug in die Todeszone bedeutete eine Unmenge Arbeit, und zwar genau zu dem Zeitpunkt, da sie sich am stärksten auf den Feind konzentrieren sollten – aber auf den Gipfeln hier waren sie einfach zu verwundbar. Chinesische Kampfflugzeuge waren in den vergangenen zwei Tagen achtmal nach Grand Lake vorgedrungen und hatten die provisorischen Flugplätze und Bodentruppen unter Beschuss genommen. Die Feindmaschinen konnten jede Minute wiederkommen.
    Cam wusste etwas, das sie nicht wussten. Die Anstrengungen, die beide Seiten machten, würden keine Rolle spielen, wenn Ruth Erfolg hatte. Ihr ging es nicht mehr darum, den Booster-Nano zu verbessern. Sie arbeitete an einem Konzept, den Feind ganz zum Verlassen des Landes zu bewegen – doch es gab keine Garantie, dass ihr Plan aufging. Bis dahin konnte Cam nur seinen Beitrag leisten und abwarten.
    Einmal sah er Foshtomi zwischen den Zelten, unterwegs mit ihren eigenen Bodyguards. Ein anderes Mal kam es in den Flüchtlingslagern am Hang fast zu einem Tumult, als sich ein Mob um einen ihrer Soldaten zusammenrottete. Viele der Flüchtlinge waren bereits aufgebrochen. Sie ließen es darauf ankommen, dass das frühe Modell des Impf-Nanos seine Aufgabe erfüllen würde. Einige waren jedoch geblieben, entweder aus Trägheit, oder weil sie es für ihre Pflicht hielten, die restlichen Bewohner zu betreuen.
    Zu ihnen gehörte auch Allison Barrett. Sie entdeckte Cam am ersten Abend, als er mit Ballard und Goodrich beim Essen saß. Der Rest ihres Trupps war noch nicht erschienen, und sein Herz schlug beim Anblick des vertrauten Gesichts schneller. Cam stand vom Tisch auf, schob sich an seinen beiden Begleitern vorbei und umarmte sie.
    »Komm mit«, wisperte Allison. Ihre blauen Augen strahlten, und in ihrer Stimme lag etwas Drängendes.
    Er schüttelte den Kopf. »Das geht jetzt nicht.« Er dachte, sie wollte ihn aus dem Zelt holen, aber Allison hatte weit größere Pläne.
    Allisons kräftige weiße Zähne blitzten. »Wir könnten deine Hilfe gut gebrauchen«, sagte sie. »Bitte. Auch Soldaten sind uns willkommen. Wir brauchen mehr Anführer, und du warst schon so oft in der Todeszone. Du weißt, was uns dort erwartet.«
    »Tut mir leid.«
    »Bitte. Wir wollen nach Osten.« Sie hatte einen Arm um seine Hüften geschlungen und dachte gar nicht daran, ihn loszulassen. »Sie werden Grand Lake wieder angreifen. Das weißt du so gut wie ich.«
    »Ja.«
    Ballard sagte, sie hätten die Schneeflocke

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