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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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Soldaten erfasst. »Mein Gott«, murmelte Watts und presste eine Hand vor den Mund. Es war eine Schutzgeste wie zuvor Foshtomis Versuch, sich von den Kameraden fernzuhalten. Diese Männer und Frauen hielten Nanos jeglicher Art immer noch für eine ansteckende Krankheit.
    »Kam es irgendwann zu einer Reihenimpfung? Oder haben sie Pillen verteilt, die sie als Vitamine ausgaben?«
    »Nein.«
    »Das Zeug könnte auch in eurem Trinkwasser oder Essen gewesen sein. Wenn ich mich nicht täusche, haben die verbesserten Modelle den gleichen Nachteil wie die Nanobots der ersten Generation. Sie vermehren sich nur, wenn sie auf Pest-Nanos stoßen. Das heißt, dass nur ein Teil von euch angesteckt worden wäre, falls ihr die Nanos nicht gemeinsam aufgenommen hättet.« Ruth machte eine verlegene Pause. »Wie war das nach der Bombe? Ist beim Rückzug von eurem Stützpunkt am Berg jemand von euch gestorben?«
    »Es war chaotisch«, entgegnete Hernandez. »Außerdem dunkel und sehr heiß.«
    Ruth legte ihm eine Hand auf den Arm. »Lässt sich irgendwie herausfinden, ob ein Teil der Opfer an der Maschinenpest starb?«
    Er starrte ihre Hand an. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Bitte«, sagte Ruth. »Das ist sehr wichtig.«
    »Es war chaotisch«, wiederholte er. Cam bewunderte ihn wegen dieser Untertreibung.
    »Wir müssen das als Möglichkeit in Betracht ziehen«, sagte Ruth. Sie schaute Deborah an, als nehme sie einen anderen Diskussionsfaden auf. Vielleicht fiel es ihr aber auch nur schwer, den Anblick von Hernandez zu ertragen.
    Der General hielt noch immer den Kopf gesenkt. Man konnte nicht sagen, ob er mit seiner Krankheit oder mit seiner Trauer kämpfte. Er wirkte so untypisch schwach, dass sich auch Cam abwandte. Die Soldaten hatten das Gleiche getan. Das erforderte die Achtung, die sie vor Hernandez hatten. Cam fragte sich unwillkürlich, was sie tun würden, wenn es ihn nicht mehr gab.
    »Ich benötige noch mehr Blut«, fuhr Ruth langsam fort. »Wir müssen sichergehen, dass der neue Impfstoff an möglichst viele Menschen verteilt wird, denn ich glaube … nein, ich bin sicher, dass der zweite Nano der einzige Grund dafür ist, dass ihr noch am Leben seid.«
    »Sie haben uns Steak gebracht«, sagte Hernandez. »Ein paar Tage vor dem Bombenabwurf. Frisches Steak. Nicht viel. Aber wir haben uns doch sehr gewundert.«
    »Das war es aller Voraussicht nach«, meinte Ruth.
    »Wir hatten bereits Kontakt mit anderen Einheiten entlang der Verteidigungslinie aufgenommen. Ich … Wir waren im Begriff, unsere Posten zu verlassen.«
    In seinen Augen spiegelte sich Staunen, aber auch eine tiefe Qual. Cam spürte, dass Hernandez froh war, sich getäuscht zu haben. Trotz allem, was geschehen war, fand er Trost in der Erkenntnis, dass sich Leadville weiterhin auf ihn verlassen hatte.
    »Wir dachten, sie wollten uns bestrafen«, erklärte Hernandez. »Wir dachten, das Fleisch sei ein Trick, uns an der kurzen Leine zu halten.«
    »Sie hatten das Vertrauen der Regierung.«
    »Aber ich stand im Begriff, Verrat zu begehen«, sagte er und suchte den Blickkontakt zu seinen Marines. Er nutzte seine Beichte, um sie enger an sich zu binden. Er hatte sich von seinem Schock erholt, und wieder war Cam verblüfft von den Fähigkeiten dieses Mannes, dessen ganzes Denken um seine Untergebenen kreiste – und um den nie endenden Prozess, ihre Leistung zu verbessern. Nicht zum ersten Mal beneidete Cam Hernandez.
    »Sir, viele von uns haben mit den Rebellen sympathisiert«, sagte Watts, und Deborah setzte hinzu: »Es hätte nichts geändert. Sie konnten nichts für den Bombenabwurf.«
    »Es hätte sehr wohl etwas geändert«, widersprach Hernandez. »Ich hätte die Sache durchstehen müssen. Angenommen, dem Rat des Präsidenten waren Gerüchte über meinen geplanten Verrat zu Ohren gekommen. Angenommen, man hat mir deshalb nichts über den neuen Impfstoff gesagt. Wir wären ganz anders vorgegangen, wenn wir Bescheid gewusst hätten. Wir hätten uns bis zu den Highways hinunterwagen können. Wir hätten Gefechtsstellungen ausheben und das Vorrücken der Chinesen verhindern können.«
    Cam runzelte die Stirn. Gewiss waren eine Reihe guter Gelegenheiten verpasst worden, aber warum störte es Hernandez überhaupt nicht, dass die Regierung ihn und seine Leute als Versuchskaninchen missbraucht hatte? Das war ein blinder Fleck. Seine unverbrüchliche Loyalität machte den wahren Unterschied zwischen ihm und Cam aus. Der war wütend – für ihn. Und nicht nur das. Cam

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