Platinblondes Dynamit
Jack Knife!“
„Sind Sie etwa ein Fan?“, fragte Sabrina Zahn mit vernehmlich gehobener Braue.
„Das wäre jetzt ein bisschen viel gesagt“, meinte Meckenheim ausweichend. Nein, er war ganz sicher kein Fan. Doch dieser Everhard verstand es, bestimmte Figuren so zu zeichnen, dass sie einem … na ja, vertraut vorkamen. Also, es mochte Schund sein, aber es ließ sich lesen. Vor allem, wenn man sonst nicht viel zu tun hatte.
Er ging hin und probierte seinerseits die Zellentür. „Wen halten Sie da gefangen?“, fragte er Windell, der angesichts der Uhrzeit zu hoffen begann, jetzt jeden Augenblick aufzuwachen.
„Hallo, ist da jemand drin?“, rief Meckenheim durch die vergitterte Luke. Seine Stimme verhallte, ohne Antwort.
„Darf ich jetzt vielleicht mal erfahren, was Sie hier um diese Uhrzeit zu suchen haben beziehungsweise zu finden hoffen?“ Wenn er schon nicht aufwachte, hoffte Windell zumindest den ungebetenen Besuch möglichst flott wieder loszuwerden.
„Das“ , antwortete Polizeiobermeisterin Zahn und hob etwas an spitzen Fingern aus Windells Papierkorb. „Genau das. Aufsetzen!“, befahl sie.
Und ehe Folkmar Windell auch nur wusste, wie ihm geschah, hatte man ihn von zwei Seiten an den Armen gepackt, während ihm von dritter Seite das verfluchte Ding auf den Kopf gesetzt wurde. Dann umstand man ihn zu fünft und starrte ihn prüfend an.
„Ja“, sagte Frau Wolanski, langsam und kehlig.
„Ja“, sagte Sabrina Zahn, nüchtern und bestätigend. „Ja, nu“, sagte Arthur Knochenmüller vorsichtig, von der Tür her.
„Also, nä“, sagte Elmo. „Steht ihm nicht wirklich.“
„Ja“, sagte Kommissar Meckenheim mit tiefer Befriedigung und griff nach seinen Handschellen.
„Nein“, sagte Pussy energisch. Männer! Man sollte meinen, es sei ihnen eine Selbstverständlichkeit, einer bedrängten Frau zu Hilfe zu kommen. Stattdessen erwarteten die meisten dann … Gegenleistungen. Und das, bevor sie auch nur die Chance gehabt hätte, ihr Haar zu machen!
„Vielleicht später“, sagte sie und schloss die Tür.
Es musste ja nicht gleich in Großbuchstaben in ihre Biographie aufgenommen werden, aber auch ein Mädchen hat von Zeit zu Zeit gewisse … Bedürfnisse. Undwenn er sich tatsächlich so nach ihr verzehrte, der schlanke Page …
Mit einem Aufstöhnen der Erleichterung öffnete sie die Knöpfe ihrer Jacke und den Reißverschluss ihres Rocks. Eingelaufen, das Kostüm, wie nach einem Aufenthalt in der chinesischen Wäscherei in der 22sten Straße. Dann knipste sie alle Lampen an und sah sich in ihrer neuen Bleibe um. Sie kannte sich aus im Plaza, wie immer es hier auch heißen mochte, und dies war eines der besten Zimmer, fast schon eine Suite. Und alles ohne Registrierung und, wenn sie Pers Augenzwinkern richtig gedeutet hatte, damit auch ohne Rechnung. Nun ja, es würden sich Mittel und Wege finden, sich dem ranken jungen Mann gegenüber erkenntlich zu zeigen … Pussy trat vor den großen Spiegel und griff sich beidhändig ins Haar. Doch erstmal ein schönes, langes, heißes Schaumbad. Und dazu vielleicht ein winziges Schlückchen aus der Minibar. Nur eins. Zum Anwärmen.
Sabrina Zahn steckte den Kopf durch den Türspalt in Meckenheims Büro, winkte den Kommissar verstohlen zu sich. „Nichts“, murmelte sie.
Sie war so weit gegangen, gleich zwei Knöpfe ihrer Uniformbluse zu öffnen, und hatte angedeutet, ein Geständnis würde ihn nahezu unermesslich in ihrer Achtung steigen lassen, und Elmo Jock hatte geschwitzt und gehechelt, sich gewunden und in einem fort die Lippen geleckt, doch er war bei seiner Aussage geblieben. „Er behauptet nach wie vor, er und Windell wären zur fraglichen Zeit zuhause und mit dem Computer beschäftigt gewesen. Und es habe auch keinerlei Attacke auf die Vermieterin gegeben.“
Meckenheim zuckte die Achseln. Dass Elmo Jock ein hartnäckiger Lügner war, wusste er spätestens seit … dem Vorfall.
„Wir werden das Gegenteil beweisen und dann bringen wir ihn wegen Falschaussage vor Gericht“, raunte er.
„Und bis dahin?“
„Lassen wir ihn laufen.“
„Na“, wandte er sich wieder an Windell, „da hat Ihr Kumpel Elmo Sie aber fein in die Grütze geritten.“
Folkmar Windell grunzte nur. Als Kriminalschriftsteller kannte er sich selbstverständlich aus mit den diversen Tricks aus dem Handbuch für Verhörtechnik.
„Er hat alle seine bisherigen Aussagen widerrufen und zugegeben, nur versucht zu haben, Sie damit rauszuhauen.“
Windell grunzte
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