Platinblondes Dynamit
äußerst flott geschnittene und auch sehr solide verarbeitete Kostüm aus dem Hotel-Fundus zunutze zu machen und sein wollüstiges Vergnügen an ihr zu haben, stattdessen auf allen vieren kniete und mit seinem bezaubernden Knackarsch wackelte?
„Nimm mich“, flehte er. „Nimm mich, wie du willst.“
Nun denn. Das war eindeutig. Pussy nahm ihn. Bei den Ohren. Und zog ihn dahin, wo sie wollte.
Per verkrampfte. „Aber“, stammelte er, etwas gedämpft, „aber, du bist ja eine …“
„Ja?“, gurrte Pussy, räkelte sich in ihr Kissen und wölbte ihr Becken ein wenig höher. „Eine natürliche Blondine? Aber sicher. Was hast du denn gedacht?“
Per hob den Kopf. Die Zimmertür schlug. Und Pussy war, zu ihrer nicht geringen Verblüffung, allein.
Sie brauchte einen Moment, um zu begreifen. Konnte es sein, dass ihr Jüngling noch Jungfrau war? Wie süß war das denn? Und in Panik geraten, so dicht vor dem ersten Mal. Wie überaus niedlich . Nun, blieb nur zu hoffen, dass er sich vor seinem nächsten Besuch etwas Mut antrank.
Denn ihr Verlangen war nun einmal geweckt. Und genau wie ihre Entschlossenheit, was den Roosveldt-Diamanten anging, wurde es durch die Verzögerung nicht weniger. Ganz im Gegenteil.
Bis dahin konnte ein wenig Schlaf nicht schaden. Doch vorher vielleicht noch ein Schlummertrünkchen aus der Minibar …
*
„Wissen Sie, warum Sie hier sind?“
„Hä?“ Windell fuhr hoch. Blinzelte. Die Sonne, gerade aufgegangen, schien waagerecht durch das Fenster hinein, doch trotzdem hatte sich bisher niemand die Mühe gemacht, die Neonröhren an der Decke auszuschalten. Kurz, es war hell hier, in diesem unglaublich nüchternen Büro. Ein Diplom an der einen Wand, ein gerahmter, aber auf die Distanz nicht zu erkennender Zeitungsartikel an der anderen. Ansonsten Nüchternheit. Helle, erbarmungslos helle Nüchternheit, der die Psychiaterin mit dunkel getönten Brillengläsern begegnete. „Ja klar“, antwortete er. „Weil man mich gegen meinen Willen abgedröhnt, gefesselt und mit einem Krankenwagen hierhin gekarrt hat. Darum.“
Was immer sie ihm gespritzt hatten, war verflogen, und was blieb, war eine verkaterte Verstimmung, von einem Mangel an Schlaf mal ganz abgesehen. Und die verkniffene Miene der flammend rothaarigen Frau in ihrem knochenhart gestärkten weißen Kittel machte es nicht besser. Irgendwas an diesem Gesichtsausdruck kam ihm vage bekannt vor. Vage, sehr vage.
„Also gut. Anders ausgedrückt: Wissen Sie den Grund, warum man es für nötig befunden hat, Sie hierher zu bringen?“
„Ich hab der Polizei gegenüber die Wahrheit gesagt. Das ist so ziemlich das Dämlichste, was man machen kann, glauben Sie mir.“
„Man hat Sie eingewiesen, damit wir uns ein Bild über Ihre Schuldfähigkeit machen können. Dazu erstellen wir im ersten Schritt ein Persönlichkeitsprofil. Möchten Sie mit mir über Ihre Mutter sprechen?“
„Hä? Was? Nein.“
Typische anfängliche Verweigerungshaltung, registrierte die Psychiaterin. Hatte man die erstmal überwunden, gab es in den meisten Fällen kein Halten mehr. All diese blutig-schleimigen ödipalen Fantasien brachen sich dann Bahn, wie die meisten anderen männlichen Neurosen tief verwurzelt in einer nicht zuletzt durch die in Jahrtausenden zementierten patriarchalischen Verhaltensmuster geförderten sexuellen Triebhaftigkeit bis in den Wahn hinein.
„Würden Sie Ihre Mutter als eine dominante Person beschreiben?“
Es war eigentlich keine Frage. Natürlich war sie dominant, man sah es allein schon an der Körperhaltung ihres Sohnes. Rückgratlos wie die meisten seiner Geschlechtsgenossen, schlaff, träge wie ein Klumpen Teig hing er mehr im Stuhl, als dass er darauf saß. Und seine ganze Aufsässigkeit war nichts als Fassade, würde nicht einmal einer leicht verschärften Tonlage oder gehobenen Stimme standhalten.
„Hä? Meine Mutter? Ich hab doch gerade schon gesagt, ich will nicht über meine Mutter sprechen.“
Verdrängung, eine weitere männliche Spezialität. Für Frau Doktor Jekatherina Störzenich war die Gattung Mann eine Lebensform, deren Daseinsberechtigung noch nicht bis zum Letzten ausdiskutiert beziehungsweise bis heute einen überzeugenden Nachweis schuldig geblieben war. Kastration, so ihre nicht unumstrittene Ansicht, flächendeckende Kastration schon im Knabenalter wäre ein probates Mittel zur Lösung ungezählter Probleme, von der Überbevölkerung der Erde bis hin zu den perversen Gelüsten ihres neuesten
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