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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Juretzka
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Polizeidienst verbliebenen mechanischen Schreibmaschine. Wenn er diesen Bericht ablieferte, und es stellte sich später heraus, dass er irgendetwas übersehen hatte, dass Windell es wieauch immer gelungen war, ihn zu leimen, dann brauchte er keinen Gedanken mehr an Mittagessen in der Polizeikantine zu verschwenden. Außer natürlich, er fand einen Weg, das ‚Doppelgänger‘-Getuschel hinter seinem Rücken irgendwie auszublenden. Und doch hatte er Folkmar Windell direkt vor sich gehabt, in Handschellen!, als der Notruf von Polizeiobermeisterin Zahn …
    Auf dem Gang draußen vor seinem Büro näherte sich ein Tumult. Kommissar Meckenheim sprang auf. Randalierer in die Zellen zu verbringen ging nicht immer ohne Gegenwehr vonstatten, und in solchen Fällen stand man bedrängten Kollegen automatisch zur Seite.
    Er hätte sich nicht zu bemühen brauchen. Der Tumult war auf dem Weg zu ihm und brach durch die Tür, noch bevor er die Klinke erreichte. Es war der Wachhabende, und wie zu erwarten gewesen war, kam er nicht allein. Was den Tumult ausgelöst hatte, war sein Versuch, einen offenbar tobsüchtigen und befremdlich ausstaffierten Folkmar Windell daran zu hindern, mitsamt einer gewaltsam geführten Frau mittleren Alters bis zu Kommissar Meckenheim vorzudringen.
    Das war gründlich misslungen.
    „Schließen Sie die Tür. Und bewachen Sie sie“, befahl Meckenheim dem Wachhabenden.
    „Sie …“, sagte er dann zu Windell. Wie er es immer sagte. Gedehnt. Ungläubig. Abgestoßen. Und das mit Fug und Recht. Windell trug eine blonde Perücke, die von irgendwoher eine Menge Wasser abbekommen und es nur schlecht vertragen hatte. Dazu ein Kostüm, in das er hineingeschrumpft zu sein schien, denn es war ihm rund drei oder vier Nummern zu klein.
    „Da ist sie“, sagte Windell mit künstlich hochgeschraubterStimme und stieß die Frau auf Meckenheim zu. „Legen Sie sie in Ketten, und dann lassen Sie die Belohnung rüberwachsen.“
    „Belohnung?“
    „Jetzt tun Sie nicht so, als ob Sie sie nicht erkennen!“
    Emil Meckenheim betrachtete die Frau, die sich den Kopf hielt und einen verstörten Eindruck machte. Sie kam ihm vage bekannt vor, aber das mochte am Typus liegen. Sie war eine dieser Frauen mit fassförmiger Figur, die als Fünfzigjährige auf die Welt zu kommen scheinen und die man sich nicht ohne ihre geblümten Kittelschürzen vorstellen kann – oder will, so gesehen.
    „Wer soll das sein?“, fragte er und formulierte im Stillen schon mal eine Anzeige wegen Körperverletzung und Freiheitsberaubung.
    Anstatt zu antworten, sah ihn Windell nur an, als ob die Frage unmöglich ernst gemeint gewesen sein konnte.
    „Sind Sie verletzt?“, wandte Meckenheim sich an die Frau. „Sind Sie gegen Ihren erklärten Willen gewaltsam hierher gebracht worden?“
    „‚Verletzt‘? ‚Gegen ihren Willen‘? Aber das ist Wanda Molanski!“
    Ein kleines, helles Glöckchen machte ‚Bing‘ im Hinterstübchen des Kommissars. Wanda Molanski war die ‚Brooklyn-Würgerin‘ aus den Romanen Will B. Everhards. Meckenheim begann, sich unauffällig nach der Versteckten Kamera umzusehen. Die Situation nahm sehr rasch die Züge einer inszenierten Farce an.
    Windell zerrte derweil ein feuchtes Plakat aus seiner Kostümjacke, entfaltete es und warf es auf Meckenheims Schreibtisch. Es war mit ‚Wanted‘ überschrieben. Die ausgelobte Summe betrug 5.000 US-Dollar. Und dasFoto ähnelte verblüffend der Person in der Kittelschürze vor ihm.
    Nun, wenn er ins Fernsehen kommen sollte, dann bestimmt weder als Spielverderber noch als ein Beamter, der sich einer solchen Situation nicht gewachsen zeigt.
    „Sind Sie das?“, fragte er die Frau, hielt ihr das Plakat hin.
    „Nein. Ich heiße Wolanski. Nicht Molanski. Mattka Wolanski. Und wenn das alles hier ein Scherz sein soll, dann kann ich für meinen Teil nicht darüber lachen.“
    „In welcher Beziehung stehen Sie zu Herrn Windell?“
    „Keine Beziehung. “ Frau Wolanski spuckte auf den Boden. „Ich bin seine Vermieterin. Aber nicht mehr lange, das sag ich Ihnen.“
    „Gibt es Unstimmigkeiten?“
    „Das könnense laut sagen. Zwei Monate keine Miete, da werd ich unstimmig. Ich hab die Räumung beantragt.“
    „Nun denn“, wandte sich Meckenheim an den Raum und die möglicherweise versteckte Kamera gleichzeitig. „Der Straftatbestand der Freiheitsberaubung als solcher ist ja wohl kaum zu leugnen, die Frage nach dem Motiv ist mit dem Disput über das Mietverhältnis auch beantwortet, die

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