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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Juretzka
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Zeit zu Zeit träume ich immer noch davon“, bekannte er matt.Von dem Schirm, der schwarzgekleideten Gestalt mit der das Gesicht umrahmenden weißen Haube und diesen Augen. Diesen irren, fanatischen, blassblauen Augen.
    „Nun, ich habe damals nur getan, was jede Frau getan hätte“, meinte Frau Doktor Störzenich spitz. „Außerdem musste ich die Schwester Oberin vor diesem abstoßenden Anblick schützen.“ Und hatte man es ihr gedankt? Man hatte nicht, wie sie sich nur allzu gallig erinnerte. Was man getan hatte, war, ihr nach Auswertung der Bilder der Dom-Security nahezulegen, ‚ihre Talente einer weltlicheren Institution zu Verfügung zu stellen‘.
    „Ich hatte nur meine Finger im Hosenschlitz verfangen.“
    „Schutzbehauptung. Ich habe Sie etwas anderes wedeln sehen.“
    „Der Schirm war nur deshalb so hoch“, verteidigte sich Elmo, „weil ich solche Mühe gehabt hatte, ihn Ihnen aus den Händen zu reißen.“
    „Diese Fotografie erzählt eine andere Geschichte. Ein Wunder, dass weder ich noch eine meiner damaligen Schwestern bei dem Vorfall verletzt wurden.Von unserem Schamgefühl einmal abgesehen.“ Und ihrer Karriere … Oh, dieser Groll. Dieser Groll, dieser so lange aufgestaute Groll, er brauchte ein Ventil. Und er würde es bekommen.
    „Und das alles wäre überhaupt nie passiert“, fuhr sie Meckenheim an, „wenn Sie damals nüchtern und ihren dienstlichen Aufgaben gewachsen gewesen wären.“
    „Ich war nüchtern!“ Mein Gott, wie oft hatte er das anschließend und von da an immer, immer wieder, bis zum heutigen Tag, wiederholt? „Und das war nicht meine Bierflasche! Ich hatte sie gerade erst ihm hier –“, Meckenheim deutete auf Elmo, „– abgeknöpft, als eine Ihrer Barmherzigen Schwestern mich gewaltsam beiseite schulterte, um ihrerseits noch ein paar Tritte anbringen zu können, bei Windell.“
    Vier gebrochene Rippen, erinnerte sich Windell. Und wen hatte man verurteilt? Wen hatte man an den Pranger gestellt? Wem machte man bis zum heutigen Tag Vorhaltungen?
    Ich muss hier raus, wurde ihm ruckartig klar.
    „Wenn Sie mir jetzt bitte sagen könnten, warum Sie meine Untersuchung stören?“, wandte sich die Psychiaterin wieder an Meckenheim, riss den damit aus seinen trüben Betrachtungen vergangener Misslichkeiten und rüber zu den nicht minder ungünstigen Entwicklungen der Gegenwart.
    „Ich bin hier, um den Verdächtigen wieder in Polizeigewahrsam zu nehmen.“
    Windell sprang auf die Füße. Schöner, ordentlicher, sicherer, normaler Polizeigewahrsam! Wundervoll.
    „Halt!“, blaffte ihn die Psychiaterin an. „Sie gehen nirgendwo hin!“
    Sagenhafte Kommandostimme, fand Elmo.
    Windell blickte Meckenheim an.Wie ein Ertrinkender, der um Aufnahme ins Rettungsboot fleht.
    „Also, passen Sie auf, Frau Doktor“, begann der Kommissar, leicht verunsichert angesichts der etwas prekären Lage der Befugnisse. Gleichzeitig brauchte er Windell. Sie hatten einiges zu klären. Erhebliches. Amok laufende Romanfiguren, um nur eines zu erwähnen. „Es steht doch wohl außer Zweifel, dass Sie allein schon wegen des … Vorfalls “, immer noch schwer auszusprechen, dieses Wort, „damals am Dom in diesem Fall befangen sind. Ich werde den Verdächtigen deshalb …“
    „Die Medizin“, unterbrach ihn Frau Doktor Störzenich in einem Tonfall, mit dem man Eisenbahnschienen in kleine Stücke hätte schneiden können, „und allen Fakultäten voran die der Psychiatrie, kennt den Begriffder‚Befangenheit‘ nicht. Sie können sich demnach darauf verlassen, dass ich den Patienten Windell mit derselben Unvoreingenommenheit beurteilen und gegebenenfalls therapieren werde wie jeden anderen auch.“ Während ihrer Worte war sie aufgestanden und nun im Begriff, Meckenheim durch schlichtes Auf-ihn-Zugehen aus dem Raum zu drängen.
    Der versuchte sich zu widersetzen.
    „Nein, werden Sie nicht! Weil ich ihn zu weiteren Befragungen …“ Meckenheim verstummte. Schluckte.
    Windell beobachtete ihn wie ein Schiffbrüchiger einen davontreibenden Rettungsring. Störzenichs Worte hallten nach in seinem Schädelrund. Hatte sie wirklich ‚therapieren‘ gesagt? ‚Beurteilen und gegebenenfalls …‘ Windell war von einem Augenblick auf den anderen in Schweiß gebadet. Angstschweiß. „Aber es gibt bei mir nichts zu therapieren!“, brach es aus ihm heraus. In den höchsten Tönen. „Ich bin und war niemals Exhibitionist und schon gar nicht schizophren! Mir ist nur eine fiktionale Figur in die Realität

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