Platon in Bagdad
konstruieren, das gegenüber den damals gebräuchlichen Refraktoren eine entscheidende Verbesserung darstellte. Die Nachricht von seiner Erfindung wurde publik und man bat ihn, diese bei der Royal Society in London auszustellen, die gerade zu dieser Zeit ihre offiziellen wöchentlichen Sitzungen aufnahm. Die Ausstellung war so erfolgreich, dass Newton am 11. Januar 1672 zum Fellow der Royal Society gewählt wurde.
Im Rahmen seiner Verpflichtungen als Mitglied der Royal Society verfasste Newton eine Arbeit über seine optischen Experimente, die er am 28. Februar 1672 zur Verlesung bei einer Sitzung der Gesellschaft einreichte. Die Arbeit, die anschließend in den
Philosophical Transactions of the Royal Society
veröffentlicht wurde, beschreibt seine Entdeckung, dass sich das Sonnenlicht aus einem kontinuierlichen Farbspektrum zusammensetzt, das in seine Komponenten zerlegt wird, wenn Licht durch ein brechendes Medium, zum Beispiel ein Glasprisma, geleitet wird. Er stellte fest, dass »Blau erzeugende Strahlen stärker gebrochen werden als die, die Rot erzeugen«, und er folgerte, dass das Sonnenlicht eine Mischung von Lichtstrahlen ist, von denen einige stärker gebrochen werden als andere. Darüber hinaus stellte er fest, dass das Sonnenlicht, wenn es in seine Farbkomponenten zerlegt ist, nicht weiter aufgespalten werden kann. Das bedeutete, dass die bei der Brechung sichtbaren Farben dem Licht selbst inhärent sind und nicht durch das brechende Medium darauf übertragen werden.
Die Verfahren, wie sie in dieser Arbeit beschrieben werden, waren charakteristisch für Newtons bevorzugtes Herangehen an jegliche wissenschaftliche Untersuchung. Später, in einer Kontroverse, die sich aus seiner ersten Arbeit ergab, beschrieb Newton seine wissenschaftliche Methode:
Die beste und sicherste Art naturwissenschaftlicher Forschung scheint nämlich zu sein, daß man zunächst die Eigenschaften der Gegenstände sorgfältig untersucht und durch Experimente absichertund dann mit einiger Vorsicht zu Hypothesen übergeht, die sie erklären können; denn Hypothesen sollten nur zur Erklärung der Eigenschaften der Dinge gebildet werden und nicht zu deren Bestimmung, es sei denn in dem Maß, wie sie Experimente zu liefern vermögen.
Die Ironie des Ganzen besteht darin, dass Newtons Arbeit von seinen Zeitgenossen aus genau dem gegenteiligen Grund kritisiert wurde: nämlich gerade dafür, dass sie keinerlei allgemeine Naturphilosophie bestätigte oder widerlegte. Die Mechanisten wandten ein, dass seine Ergebnisse unmöglich auf der Grundlage mechanischer Prinzipien erklärt werden konnten. Andere meinten, Newtons Ergebnisse seien falsch, weil sie selbst die von ihm beschriebenen Phänomene nicht reproduzieren konnten. Newton antwortete geduldig auf jeden einzelnen Einwand, aber nach einiger Zeit bedauerte er, seine Arbeit überhaupt in der Öffentlichkeit vorgestellt zu haben. Zu allem Übel begann Hooke zu behaupten, Newtons Teleskop sei einem von ihm angefertigten Instrument weit unterlegen.
Aus diesem und anderen Gründen bot Newton Anfang 1673 der Royal Society seinen Rücktritt an. Der Präsident, Henry Oldenburg, wies diesen Antrag zurück und überredete ihn zu bleiben. Als Hooke ihn aber im Jahr 1676 öffentlich angriff, brach er fast alle Verbindungen zur Royal Society ab. Im selben Jahr wurde Hooke zu deren Präsident gewählt und schrieb einen versöhnlichen Brief, in dem er seine Bewunderung für Newton zum Ausdruck brachte. In Bezug auf Newtons Farbentheorie meinte er, dass es ihm »äußerst großes Vergnügen bereite, diese Ideen verbreitet und verbessert zu sehen, die ich vor langer Zeit begonnen hatte, jedoch keine Zeit hatte abzuschließen«.
Newton erwiderte in gleichermaßen versöhnlichem Ton und nahm Bezug auf Descartes’ Werk zur Optik. »Descartes machte einen wichtigen Schritt. Sie haben auf verschiedene Weise das Wissen gemehrt, vor allem dadurch, daß Sie die Farben dünner Plättchen in die Überlegungen einbezogen haben. Wenn ich weitergeblickt habe, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stehe.«
Trotz dieser Freundlichkeiten sollten sich die beiden Forscher nie ganz aussöhnen, und Newton behielt sein Schweigen bei. Dennoch korrespondierten sie weiterhin miteinander, obwohl sich aus diesem Briefwechsel immer wieder Auseinandersetzungen ergaben. Der bitterste Disput entspann sich über Hookes Behauptung, das quadratische Abstandsgesetz der Gravitation vor Newton entdeckt zu haben.
1684
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