Platon in Bagdad
entgegengesetzte Richtung verursacht. Obwohl die Sonne im Osten auf- und im Westen untergeht, scheint ihre Position zwischen den Sternen bei Sonnenaufgang täglich um etwa einen Grad zurück nach Westen zu rücken, so dass sie in einem Jahr die zwölf Tierkreiszeichen durchläuft, eine scheinbare Bewegung, die dadurch entsteht, dass die Erde die Sonne umkreist.
Die scheinbare Bahn der Sonne durch den Tierkreis, die sogenannte Ekliptik, bildet einen Winkel von ungefähr 23,25 Grad mit dem Himmelsäquator, der Projektion des Erdäquators an die Himmelskugel. Das hat seinen Grund darin, dass die Erdachse in Bezug auf die Senkrechte der Bahnebene um 23,25 Grad geneigt ist, und diese Erdneigung ist für den wiederkehrenden Zyklus der Jahreszeiten verantwortlich. Über einen Zeitraum von etwa 40 000 Jahren variiert die Schiefe der Ekliptik zyklisch zwischen 22,1 und 24,5 Grad; zur Zeit der griechischen Klassik betrug sie ungefähr 23,5 Grad.
Alle Planeten bewegen sich auf Bahnen nahe der Ekliptik und ziehen gemeinsam mit den Fixsternen von Osten nach Westen durch die Nacht, während sie für gewöhnlich in bestimmten Nächten langsam über den Tierkreis von Westen nach Osten zurück wandern. Jeder Planet weist periodisch auch eine rückläufige Bewegung auf, die sich bei Abbildung auf einer Himmelskugel als Schleife darstellt. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Erde sich auf einer Umlaufbahn um die Sonne bewegt und dabei die langsameren äußeren Planeten überholt, wobei sie ihrerseits von den schnelleren inneren Planeten überholt wird. In beiden Fällen scheint es, als ziehe der Planet eine Zeit lang rückwärts.
Die scheinbare Bewegung typischer Sterne im Nordhimmel über einen Zeitraum von zwei Stunden; das Zentrum der Rotation ist der Nordhimmelspol, die Projektion des geographischen Nordpols.
Laut Simplikios (um 490 – um 560 n. Chr.) stellte Platon den Himmelsforschern die Aufgabe, zu beweisen »anhand welcher Hypothesen die Phänomene [d. h. die »Erscheinungen«, hier die scheinbar rückläufigen Bewegungen] der Planeten durch gleichförmige und geordnete Kreisbewegungen erklärt werden konnten«.
Eine erste Lösung des Problems schlug Eudoxos von Knidos (um 400 – um 347 v. Chr.) vor, ein jüngerer Zeitgenosse Platons an der Akademie und bedeutender Mathematiker der klassischen Ära, auf den einige Definitionen zurückgehen, die später bei Euklid und Archimedes auftauchen. Er war auch ein führender Astronom seiner Zeit und stellte von seiner Sternwarte in Knidos an der Südwestküste Kleinasiens sorgfältige Beobachtungen der Himmelskörper an. (Damals bestand eine Sternwarte aus wenig mehr als ein paar einfachen Instrumenten zum Sichten der Himmelskörper und zur Bestimmung ihrer Position am Himmel.) Eudoxos behauptete, dass die Bahn eines jeden der fünf Planeten aus der gleichförmigen Bewegung von vier verbundenen Kugelschalen resultierte. Deren Zentrum war die Erde, ihre Achsen waren gegeneinander geneigt und sie rotierten mit verschiedenen Geschwindigkeiten, während die Planeten am Äquator der innersten Schale befestigt waren und die äußerste sich mit den Fixsternen bewegte. Die Bewegung von Sonne und Mond erklärte er mit jeweils drei Sphären, während für die tägliche Umdrehung der Fixsterne eine einzige Sphäre genügte, so dass er auf insgesamt 27 Sphären des Kosmos kam. Das Modell des Eudoxos, auch als Theorie der homozentrischen Sphären bekannt, wurde von Kallippos von Kyzikos (tätig 370 v. Chr.) erweitert, der zwei Sphären für die Sonne und den Mond hinzufügte, sowie je eine für Merkur, Venus und Mars, so dass er auf insgesamt 34 Sphären kam.
Die scheinbare Bewegung der Sonne zwischen den Konstellationen; der Effekt entsteht dadurch, dass der Beobachter auf der Erde die Sonne umkreist.
Die Neigung der Erdachse als Ursache für die Jahreszeiten.
Später übernahm Aristoteles die Theorie der homozentrischen Sphären als physikalisches Modell für sein geozentrisches Weltbild, wobei er von 55 Planetensphären sowie einer weiteren für die Fixsterne ausging.
Die scheinbare Bewegung der Sonne durch die Konstellationen Widder und Stier.
Die scheinbare Bewegung des Mars durch die Konstellationen Widder und Stier, wobei die rückläufige Bewegung sichtbar wird.
Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) stammte aus Stageira in Makedonien. Sein Vater Nikomachos war Arzt am Hof des makedonischen Königs Amyntas III., wo Aristoteles seine erste Schulbildung erhielt. Im Alter von
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