Platon in Bagdad
und ist die einzige vorhandene Quelle für das
Planisphaerium
, das sich mit dem Problem der Übertragung der Kreise der Himmelssphäre auf eine ebene Fläche befasst, also mit der mathematischen Grundlage des Astrolabs. Zu Hermanns weiteren Schriften gehören Abhandlungen zum Astrolab und zur Astrologie, ein Kommentar zu Euklid und anderen mathematischen Werken sowie eine Übersetzung der astronomischen Tafeln des al-Chwarizmi.
Einige Übersetzungen Hermanns entstanden in Zusammenarbeit mit dem englischen Gelehrten Robert von Chester, einem jüngeren Zeitgenossen Adelards. Sie arbeiteten an verschiedenen Orten in Südfrankreich und Spanien zusammen, darunter auch in Toledo. Zu den von Robert allein angefertigten Übersetzungen gehören al-Chwarizmis
Algebra
(datiert Segovia, 1145), eine Abhandlung zum Astrolab (London, 1147), ein astronomisches Tafelwerk für die geographische Länge von London (1149 – 1150), das auf den Tafeln von al-Zarqali und al-Battani beruhte, und eine Überarbeitung, auch für den Londoner Meridian, von Adelards Version der Tafeln des al-Chwarizmi.
Robert übersetzte auch
De compositione alchemiae
von Romanus Morienus, eines der ersten Werke zur Alchemie, das ins Lateinische übertragen wurde, datiert auf 1144. Dieses apokryphe Werk soll von Morienus verfasst worden sein, einem christlichen Einsiedler in Jerusalem, dem die »Geheimnisse der gesamten Gottheit« angeblich von einem Mystiker namens Adfar von Alexandrien enthüllt wurden; dieser hatte die sogenannten hermetischen Schriften des legendären Hermes Trismegistos aufgefunden und entschlüsselt.
Eine überlieferte Handschrift von Roberts Überarbeitungen des Werks von al-Chwarizmi enthält astronomische Tafeln für die geographischeLänge des englischen Hereford, datiert auf 1178, die dem englischen Astronomen des 12. Jahrhunderts Roger von Hereford zugeschrieben wurden. Roger verfasste zwischen 1170 und 1180 mehrere Bücher zu Astronomie und Astrologie. Eines davon,
Liber de divisione astronomiae
, beginnt mit dem Satz »Im Namen Gottes, des allbarmherzigen Erbarmers«, der traditionellen Einleitung einer muslimischen Schrift, was darauf hindeutet, dass es sich dabei um eine Übersetzung aus dem Arabischen handelt; der Verfasser ist jedoch unbekannt.
Alfred von Sareshel, auch ein englischer Gelehrter des 12. Jahrhunderts, widmete eine seiner Übersetzungen Roger von Hereford. Alfred fertigte von verschiedenen Werken des Aristoteles Übersetzungen aus dem Arabischen an, ergänzt durch Kommentare, und er übertrug auch den geologischen und alchemistischen Teil aus Ibn Ruschds
Kitab al-Schifa
, dem er den Titel
De mineralibus
gab. Alfred lernte offenbar in Spanien Arabisch, wo er vermutlich seine Übersetzung des Ibn Ruschd verfasste. Allem Anschein nach griff er auch auf griechische Quellen zurück, insbesondere in seinen Werken zu Aristoteles, dessen Naturphilosophie und Metaphysik er nach England brachte.
Die wichtigste Schnittstelle zwischen der griechischen, der lateinischen und der arabischen Kultur war im 12. Jahrhundert das normannische Reich in Süditalien und Sizilien. Die Normannen hatten die Byzantiner von ihren letzten Außenposten in Süditalien vertrieben und dann in Sizilien die Sarazenen bezwungen. Als Graf Roger I. 1091 Palermo eroberte, war es fast 200 Jahre lang unter muslimischer Herrschaft gewesen. Er machte die Muslime zu Leibeigenen, außer in der Hauptstadt Palermo, wo die Begabtesten von ihnen Amtsträger blieben; deshalb wurde am normannischen Hof griechisch, lateinisch und arabisch gesprochen und in den königlichen Erlassen und Verzeichnissen verwendet. Unter seinem Sohn Roger II. (reg. 1130 – 1154) entwickelte sich Palermo zum kulturellen Zentrum für Christen wie für Muslime gleichermaßen, eswurde nur von Córdoba und Toledo übertroffen. Unter Roger II. sowie unter seinen Nachfolgern förderte der Hof von Palermo zahlreiche Übersetzungen aus dem Griechischen und Arabischen ins Lateinische.
Roger II. interessierte sich besonders für Geographie, war allerdings mit den vorhandenen griechischen und arabischen Werken unzufrieden. So schrieb er 1138 an al-Idrisi (1100 – 1166), den eminenten muslimischen Geographen und Kartographen, der damals in Ceuta lebte, und lud ihn nach Palermo ein: »Wenn Sie unter Muslimen leben, werden Ihre Könige darauf sinnen, Sie zu töten, doch wenn Sie bei mir bleiben, werden Sie sicher sein.« Al-Idrisi nahm das Angebot an und lebte bis zu Rogers Tod 1154 in
Weitere Kostenlose Bücher