Platon in Bagdad
indischen Ziffern« erlernte, den sogenannten hindu-arabischen Ziffern, die er mit dem
Liber abbaci
in Europa einführte. Sein Vater schickte ihn auch auf Geschäftsreisen in die Provence, nach Sizilien, Ägypten, Syrien und Konstantinopel, wo er lateinische, griechische und arabische Mathematiker kennenlernte. Um 1200 kehrte er nach Pisa zurück, wo er bis ans Ende seines Lebens mathematische Schriften verfasste, die ihn zum bedeutendsten Mathematiker des Mittelalters machten.
Von Fibonacci sind fünf Werke überliefert: außer dem erwähnten
Liber abbaci
, 1202 zuerst veröffentlicht und 1228 überarbeitet,
Practica geometriae
(1220 – 1221), ein Werk zur angewandten Geometrie, eine Abhandlung mit dem Titel
Flos
(1225) für Kaiser Friedrich II., die er in Antwort auf verschiedene mathematische Fragestellungen verfasste, die Johannes von Palermo anlässlich des Besuchs des Kaisers in Pisa an Fibonacci gerichtet hatte; ein undatierter Brief an Magister Theodorus, einen der »Philosophen« amHof Friedrichs II., und eben
Liber quadratorum
(1225). Im
Liber abbaci
findet sich die berühmte »Kaninchenaufgabe«: »Wie viele Kaninchenpaare stammen am Ende eines Jahres von einem Kaninchenpaar ab, wenn jedes Paar, beginnend am Ende des zweiten Lebensmonats, jeden Monat ein neues Paar gebiert?« Die Lösung dieser Aufgabe führte zu den sogenannten Fibonacci-Zahlen, einer Abfolge, bei der jede Zahl die Summe der beiden vorhergehenden Zahlen ist (z. B. 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21 …), ein mathematisches Wunder, das die Mathematiker bis heute fasziniert. Soweit man es nachvollziehen kann, stützte sich Leonardo auf griechische, römische, indische und arabische Quellen. Indem er diese zu einer Synthese zusammenführte und mit seinem eigenen schöpferischen Genie darauf aufbaute, gab er die Initialzündung für eine neue europäische Mathematik.
Die Entwicklung der hindu-arabischen Ziffern.
Leonardo widmete sein Buch
Flos
Johannes von Palermo, den er auch in der Einleitung zum
Liber quadratorum
erwähnte. Johannes’ einziges bekanntes Werk ist die lateinische Übersetzung einer arabischen Abhandlung zur Hyperbel, die möglicherweise von einem Werk des Ibn al-Haitham hergeleitet war.
Magister Theodorus, gewöhnlich »der Philosoph« genannt, stammte aus Antiochia. Er diente dem Kaiser als Sekretär, Botschafter, Astrologe und Übersetzer vom Griechischen und Arabischen ins Lateinische, zudem war er der oberste Zuckerbäcker des Kaisers. Eines seiner Werke ist eine Übersetzung eines arabischen Lehrbuchs zur Falknerei. Bis zu seinem Tod um 1250 stand er im Dienste des Kaisers; danach vergab dieser das Lehen weiter, das »der verstorbene Theodor, unser Philosoph, besessen hatte, solange er lebte«.
Theodor war vermutlich der Nachfolger des Hofastrologen Michael Scotus. Michael wurde in den letzten Jahren des 12. Jahrhunderts geboren, vermutlich in Schottland, obwohl er möglichweise irischer Abstammung war. Über seine Universitätsstudien ist nichts bekannt, doch aus seinen Verweisen auf Paris kann man schließen, dass er womöglich dort studierte und lehrte, wie auch in Bologna, wo er 1220 oder 1221 medizinische Forschungen betrieb. Arabisch und etwas Hebräisch lernte er möglicherweise in Toledo, wo er um 1217 al-Bitrudschis Lehrwerk
Über die Sphäre
übersetzte, mit Unterstützung durch Abuteus Levita, einen später zum Christentum konvertierten Juden. Bis 1220 hatte er nicht nur aus al-Bitriqs arabischer Fassung des 9. Jahrhunderts die lateinische Standardausgabe von Aristoteles’
Über Tiere
angefertigt, sondern auch
De caelo
und
De anima
mit Ibn Ruschds Kommentaren übersetzt. 1224 wurde er zum Priester geweiht; Papst Honorius II. setzte ihn als Erzbischof von Cashel in Irland ein und sprach ihm in England Pfründen zu. Michael lehnte das Amt des Erzbischofs mit der Begründungab, dass er die irische Sprache nicht beherrsche, und erhielt dann vom Erzbischof von Canterbury weitere Pfründen in England und Schottland.
Als Fibonacci 1228 seine überarbeitete Fassung des
Liber abbaci
abgeschlossen hatte, sandte er sie an Michael, der damals offenbar schon sein Amt als Hofastrologe beim Kaiser angetreten hatte. Michael verfasste für ihn eine lateinische Zusammenfassung von Ibn Ruschds
De animalibus
sowie eine umfangreiche Abhandlung unter dem Titel
Liber introductorius
(Einführung in die Astrologie). Sie behandelt alle Aspekte der Astrologie und der Wahrsagungen, darunter die Nekromantie, die Beschwörung der Seelen
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