Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Platon in Bagdad

Platon in Bagdad

Titel: Platon in Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Freely
Vom Netzwerk:
am Ende von Gerhards letzter Übersetzung eingefügt, und zwar von Galens
Tegni
mit dem Kommentar von ’Ali ibn Ridwan. Darin heißt es, Gerhard habe seine Ausbildung an denSchulen der Lateiner erworben, bevor er spätestens im Jahr 1144 im Alter von 30 Jahren nach Toledo kam. Seine Liebe zum
Almagest
des Ptolemaios habe ihn nach Toledo gezogen, weil er wusste, dass dieses Werk auf Lateinisch nicht erhältlich war, und »dort sah er die ganze Fülle der Bücher in Arabisch zu allen Fachgebieten … er lernte die arabische Sprache, um sie übersetzen zu können«.
    Gerhard hielt auch Vorlesungen zur arabischen Wissenschaft, wie aus dem Zeugnis des englischen Gelehrten Daniel von Morley zu ersehen ist, der zunächst nach Paris gegangen, aber enttäuscht wieder abgereist war und schließlich nach Toledo aufbrach, um »die weisesten Philosophen der Welt« zu hören, wie er in seinem Werk
Philosophia
anmerkt. Detailliert berichtet Daniel über sein Zusammentreffen mit »Gerhard von Toledo« (Gerardus tholetanus) und über die öffentlichen Vorlesungen zu Abu Ma’schars
Großer Einführung in die Wissenschaft der Astrologie.
Er besuchte auch die Vorlesungen des Gallipus, eines Mozarabers, der gemeinsam mit Gerhard an der Übersetzung des
Almagest
arbeitete, die sie offenbar im Jahr 1175 abgeschlossen hatten. Sonst arbeitete Gerhard allem Anschein nach allein, denn bei keiner anderen Übersetzung ist ein Mitverfasser aufgeführt.
    Zu Gerhards Übersetzungen gehörten arabische Fassungen der Schriften von Aristoteles, Euklid, Archimedes, Ptolemaios und Galen sowie Werke von al-Kindi, al-Chwarizmi, al-Razi, Ibn Sina, Ibn al-Haitham, Thabit ibn Qurra, al-Farghani, al-Farabi, Qusta ibn Luqa, Gabir ibn Hayyan, al-Zarqali, Jabir ibn Aflah, Mascha’allah, den Brüdern Banu Musa und von Abu Ma’schar. Unter diesen Übersetzungen waren 24 Bücher zur Medizin, 17 zu Geometrie, Mathematik, Optik, Dynamik und den Gewichten, 14 zu Philosophie und Logik, zwölf zu Astronomie und Astrologie und sieben zu Alchemie, Wahrsagekunst und Geomantie, der Wahrsagung aus geographischen Gegebenheiten.
    Möglicherweise verfasste Gerhard auch eigene Werke; einige hatman ihm vorläufig zugeschrieben, darunter zwei Glossare zu medizinischen Texten des Isaak Israeli sowie zwei Schriften mit den Titeln
Geomantia astronomica
und
Theorica planetarum
. Es gibt Grund zu der Annahme, dass das letztere Werk von Johannes von Sevilla stammt, dessen Stil Gerhard in seinen Übersetzungen übernahm.
    Durch Gerhard gelangte mehr arabisches Wissen in das Abendland als aus jeder anderen Quelle. Seine Übersetzungen hatten großen Einfluss auf die Entwicklung der europäischen Naturwissenschaft, besonders der Medizin, denn hier profitierten die Studenten im lateinischen Abendland vom zu jener Zeit fortgeschritteneren Stand der medizinischen Forschung im Islam. Auch seine Übersetzungen von Lehrwerken der Astronomie, Physik und Mathematik hatten großen Einfluss, denn sie waren von einem bestimmten wissenschaftlichen Ansatz, dem Studium der Natur, geprägt und nicht von philosophisch-theologischen Methoden, die im Abendland maßgebend waren.
    Unter Gerhards Zeitgenossen in Toledo war der jüdische Universalgelehrte und Dichter Abraham ibn Esra (1086 – 1164), lateinisch Avenezra. Er war häufig auf Reisen und brachte die andalusische jüdisch-muslimische Kultur ins christliche Europa. Sein Besuch in London 1158 – 1159 trug zur Einführung der arabischen Astrologie in England bei. Seine hebräische Übersetzung von al-Birunis
Kommentar zu den Tafeln des al-Chwarizmi,
dessen arabisches Original verschollen ist, enthält interessante Informationen über den Einfluss indischen Ideenguts auf die arabische Mathematik und Astronomie im 8. Jahrhundert. Zu Ibn Esras eigenen Schriften gehören Abhandlungen zu Mathematik, Astrologie, Chronologie und zum Astrolab wie auch ein Werk mit Bibelkommentaren, das Spinoza später sehr bewunderte. Seine mehr als 50 astrologischen Werke waren im mittelalterlichen Europa sehr verbreitet und wurden ins Französische, Katalanische und Lateinische und später in noch weitere Sprachen übersetzt.
    Der als Hermann von Kärnten bekannte Gelehrte des 12. Jahrhundertslernte vermutlich in Spanien Arabisch, möglicherweise in Toledo. Er ist für die Übersetzung der arabischen Fassung von Ptolemaios’
Planisphaerium
bekannt, die er auf der Grundlage des arabischen Texts von Abu Maslama Madschriti anfertigte. Hermanns Übersetzung stammt von 1143

Weitere Kostenlose Bücher