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Platon in Bagdad

Platon in Bagdad

Titel: Platon in Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Freely
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verfasste. Sein Name erscheint als Herausgeber von Übersetzungen aus dem Arabischen und aus dem Hebräischen, die in Zusammenarbeit mit dem jüdischen Mathematiker und Astronomen Abraham bar Chijja ha-Nasi entstanden, den man auch als Abraham Judaeus oder lateinisch als Savasorda kannte.
    Savasordas wichtigste Leistung ist die Übersetzung einer hebräischsprachigen Schrift zur angewandten Geometrie ins Lateinische, die er zusammen mit Plato von Tivoli 1145 unter dem Titel
Liber embadorum
herausbrachte. Es war eines der frühesten Werke zur arabischenAlgebra und Trigonometrie, die im lateinischen Europa veröffentlicht wurden, und enthält die erste im Abendland bekannte Lösung für eine einfache quadratische Gleichung. Es war auch das erste Werk, das sich mit Euklids Schrift
Von der Teilung der Figuren
befasste, die auf Griechisch gar nicht und auf Arabisch nur teilweise erhalten ist. Unter ihrem Einfluss widmete Leonardo da Pisa, genannt Fibonacci, der Teilung von geometrischen Figuren in seiner
Practica geometriae
von 1220 einen ganzen Abschnitt.
    Auch bei der Übersetzung der
Sphaerica
von Theodosios von Bithynien arbeitete Savasorda mit Plato von Tivoli zusammen, und möglicherweise haben sie auch Bücher von Ptolemaios und al-Battani sowie Abu Maslamah al-Madschritis Abhandlung zum Astrolab gemeinsam übersetzt. Plato soll sieben weitere Werke, mit oder ohne Savasorda, aus dem Arabischen übersetzt haben, davon fünf zur Astrologie, eines zu Weissagungen und eines zur Medizin, das nicht überliefert ist. Eines dieser Werke ist Ptolemaios’ große Arbeit zur Astrologie, der
Tetrabiblos
, den er unter dem Titel
Tetrapartitum
ins Lateinische übersetzte. Es war die erste lateinische Übersetzung eines Werks von Ptolemaios, und sie erschien vor der Übersetzung des
Almagest
und der
Geographie
, ein Hinweis auf die große Beliebtheit der Astrologie im europäischen Mittelalter. Man vermutet auch, dass Plato die lateinische Übersetzung von Archimedes’
Kreismessung
aus dem Arabischen anfertigte. Fibonacci und Albertus Magnus benutzten Platos Übersetzungen, und Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts erschienen von einigen Übersetzungen gedruckte Ausgaben.
    Platos Übersetzung von al-Madschritis Abhandlung zum Astrolab ist »Johannes, Sohn Davids« gewidmet. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um Johannes von Sevilla, der zwischen 1135 und 1153 um die 20 Werke aus dem Arabischen übersetzte, die meisten davon astrologischen Inhalts, darunter aber auch ein astronomisches Handbuch von al-Farghani und eine Abhandlung zur Arithmetik von al-Chwarizmi.
    Bekannt ist Johannes von Sevilla aber vor allem durch die Übersetzung des medizinischen Teils des pseudo-aristotelischen Werks
Secretum secretorum
(Das Geheimnis der Geheimnisse). Dieses apokryphe Werk soll Aristoteles für Alexander den Großen verfasst haben, und ein legendärer muslimischer Weiser namens Ibn Jahja al-Batrik übersetzte es vom Griechischen ins Chaldäische und später ins Arabische. Eine vollständigere Übersetzung erstellte Philipp von Tripoli, der in seinem Vorwort beschreibt, wie er in Antiochien »diese Perle der Philosophie … dieses Buch, das etwas Nützliches über fast jede Wissenschaft enthält«, entdeckte.
    Zwischen 1119 und 1151 förderte auch der Bischof Michael von Tarazona die Übersetzungsarbeit, wie aus einer Widmung von Hugo Sanctallensis an ihn hervorgeht. Diese findet sich in Hugos Übersetzung einer gekürzten Fassung von Ptolemaios’
Tetrabiblos
aus dem Arabischen, die den lateinischen Titel
Centiloquium
trägt. Im Vorwort heißt es, Michael von Tarazona habe das
Centiloquium
in Auftrag gegeben; es sollte als Einführung zu den zahlreichen astrologischen Werken dienen, die dem Bischof vorlagen. Hugo fertigte weitere Übersetzungen arabischer Vorlagen an, vor allem zur Astrologie und zu verschiedenen Formen der Weissagung, darunter der Aeromantie, der Hydromantie und der Pyromantie, also Vorhersagen durch Beobachtung von Erscheinungen in der Luft, im Wasser oder im Feuer, dazu zwei kurze Abhandlungen zur Spatulamantie; hier wird die Zukunft aus den Schulterblättern geschlachteter Tiere gelesen.
    Gerhard von Cremona (1114 – 1187) war der bei weitem produktivste aller Übersetzer ins Lateinische. Das Wenige, das über sein Leben bekannt ist, stammt vorwiegend aus einem kurzen biographischen Nachruf, den Toledaner Kollegen nach seinem Tod verfassten, inklusive einem Verzeichnis seiner 71 Übersetzungen. Diese Liste war

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