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der Firmensitz Nouvelles Frontières am Boulevard de Grenelle. Jeden zweiten Tag macht er unterwegs in drei oder vier von seinen Reisebüros halt: »Ich bringe die neuesten Kataloge mit, sammle die Post ein und mache mir ein Bild von der Stimmung, die dort herrscht«, erklärt dieser tatkräftige Boß, der stets mit einer unmöglichen, farbenprächtigen Krawatte ausstaffiert ist. Ein geeignetes Mittel, um die Angestellten aufzuputschen: »In den darauffolgenden Tagen gehen die Verkaufszahlen in diesen Büros schlagartig in die Höhe...«, erklärt er lächelnd. Offensichtlich noch seinem Charme erlegen, drückt die Journalistin von Capital ein paar Zeilen weiter ihre Verwunderung aus: Wer hätte 1967 schon voraussagen können, daß die kleine, von einer Handvoll antiautoritärer Studenten gegründete Gesellschaft einen solchen Aufstieg erleben würde? Gewiß nicht die Tausende von Demonstranten, die im Mai 68 vor dem ersten Büro von Nouvelles Frontières auf der Place Denfert-Rochereau in Paris vorbeimarschierten. »Wir waren haargenau an der richtigen Stelle, den Fernsehkameras gegenüber... «, erinnert sich Jacques Maillot, der ehemalige Pfad finder und linke Katholik, der sich in der Studentenorganisation UNEF engagiert hatte. Es war der erste werbewirksame Coup des Unternehmens, dessen Name auf John F. Kennedys Reden über die »neuen Grenzen« Amerikas zurückgeht.
Als überzeugter Anhänger des Liberalismus hatte Jacques Maillot mit Erfolg das Monopol von Air France bekämpft, um den Luftverkehr zu demokratisieren. Die Odyssee seines Unternehmens, das in gut dreißig Jahren zum größten französischen Reiseveranstalter aufgestiegen war, faszinierte die Wirtschaftszeitschriften. So wie die FN AC und der Club Méditerranée symbolisierte Nouvelles Frontières - dessen Entstehung mit den Anfängen der Freizeitgesellschaft zusammenfällt - ein neues Gesicht des modernen Kapitalismus. Im Jahr 2000 war die Tourismusindustrie vom Umsatz her erstmals zum wichtigsten Wirtschaftssektor der Welt aufgestiegen. Auch wenn Tropic Thai nur eine durchschnittliche körperliche Verfassung voraussetzte, wurde sie den »Abenteuerreisen« zugerechnet: unterschiedliche Kategorien der Unterbringung während der Reise (einfach, Standard, Hotels der ersten Kategorie); Anzahl der Teilnehmer auf zwanzig begrenzt, um einen besseren Zusammenhalt der Gruppe zu gewährleisten. Ich sah, wie sich zwei hübsche schwarze Miezen mit Rucksäcken näherten, und gab mich der Hoffnung hin, daß sie die gleiche Rundreise gewählt hatten; dann senkte ich den Blick und holte meine Reiseunterlagen ab. Der Flug dauerte gut elf Stunden.
Wenn man heutzutage das Flugzeug nimmt, egal mit welcher Fluggesellschaft und mit welchem Bestimmungsort, bedeutet das, daß man während der ganzen Flugdauer wie der letzte Dreck behandelt wird. Zusammengekauert in einem unzureichenden, ja lächerlich engen Sitz, den man nicht verlassen kann, ohne alle seine Nachbarn zu belästigen, wird man von vornherein mit einer Reihe von Verboten empfangen, die die Stewardessen mit verlogenem Lächeln vorbringen. Kaum ist man an Bord, besteht ihr erster Handgriff darin, Ihnen Ihre persönlichen Sachen abzunehmen, um sie in der Gepäckablage zu verstauen - zu der Sie bis zur Landung unter keinem Vorwand mehr Zugang haben. Während der gesamten Flugdauer lassen sie sich alle nur erdenklichen Schikanen einfallen und hindern Sie daran, sich frei zu bewegen und überhaupt irgendwelche Tätigkeiten auszuführen, bis auf jene, die einer begrenzten Liste von Dingen angehören: das Trinken von Sodawasser, das Ansehen von amerikanischen Videofilmen, der Kauf von Duty-FreeArtikeln. Das ständige Gefühl der Gefahr, das durch die in allen Köpfen präsenten Bilder von Flugzeugabstürzen gespeist wird, und die erzwungene Unbeweglichkeit auf begrenztem Raum erzeugen solchen Streß, daß während bestimmter Langstreckenflüge schon mehrere Fluggäste einem Herzinfarkt erlegen sind. Das Bordpersonal setzt alles daran, diesen Streß so hoch wie möglich zu halten, indem es den Passagieren verbietet, ihn mit den üblichen Mitteln zu bekämpfen. Zu dem Entzug von Zigaretten und Lektüre kommt immer häufiger noch der Entzug von Alkohol hinzu. Gott sei Dank führen diese Giftziegen noch keine Leibesvisitation durch; als erfahrener Fluggast hatte ich mich folglich mit einem kleinen Überlebensset versorgt: einigen Nicotmell 17,5 mg, einer Schachtel Schlaftabletten und einem Flachmann mit
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