Playing with Fire - Verbotene Gefühle
herum.
Er fluchte leise vor sich hin. Die übrigen Vorstandsmitglieder waren typische Bürohengste, schielten nur aufs Geld und kosteten ihn ganz schön Nerven. Die meisten von ihnen waren dagegen, dass er sich um das ehrgeizige Projekt der Hafenbebauung bemühte. Sie hatten Angst, die Firma könnte in den Bankrott gerissen werden, wenn er den Auftrag erhielt und dann nicht erfüllen konnte. Der Vorstand hatte recht.
Doch Nick hatte eine simple Lösung: einfach nicht scheitern.
Contes Party fand am Samstag statt, und er hatte noch immer keinen Termin mit ihm ergattern können. Auch Hyoshi Komo hatte nichts von sich hören lassen. Er war also noch kein Stück weiter. Im Grunde blieb ihm nichts übrig, als die Stunden bis zur Party zu zählen und abzuwarten, bis Conte sich von allein meldete. Womöglich wollte der Mann erst sehen, wie der Abend bei ihm lief, ehe er in ein Treffen mit Nick einwilligte, anders, als er es Alexa gegenüber dargestellt hatte.
Alexa.
Allein ihr Name wirkte wie ein Schlag in die Magengrube. Gestern hatte sie ihren Sieg beim Schach mit einem Freudentanz im Wohnzimmer gefeiert, hatte vor Übermut gequietscht und wild den Kopf hin und her geschüttelt. Eine erwachsene Frau, die sich aufführte wie ein Kind. Wieder hatte er beinahe Tränen gelacht. Seine bisherigen Freundinnen waren zwar alle bildschön gewesen, ihr unterkühlter Humor aber war bestenfalls mäßig amüsant. Mit Alexandria dagegen lachte er sich scheckig – wie früher.
Sein Telefon klingelte, und er meldete sich. «Ja?»
«Hast du den Fisch gefüttert?»
Nick schloss die Augen. «Alexa, ich bin bei der Arbeit.»
Sie schnaubte ungeduldig. «Ich auch. Aber ich mache mir Gedanken über den armen Otto. Hast du ihm Futter gegeben?»
«Otto?»
«Du hast ihn immer nur ‹Fisch› genannt. Das hat seine Gefühle verletzt.»
«Fische haben keine Gefühle. Und ja, ich habe ihn gefüttert.»
«Und
ob
Fische Gefühle haben. Wo wir schon beim Thema sind, ich wollte dir sagen, dass ich mir Sorgen um ihn mache. Er steht ganz allein im Arbeitszimmer, in das sich nie jemand hineinverirrt. Wie wär’s, wenn wir ihn ins Wohnzimmer holen, damit er uns öfter sehen kann?»
Nick fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und betete um Geduld. «Das möchte ich nicht. Die Optik in den Wohnräumen soll nicht durch ein Goldfischglas gestört werden. Maggie hat mir das Vieh zum Scherz geschenkt, und ich konnte es von Anfang an nicht ausstehen.»
Beinahe meinte er, einen Frosthauch durch den Hörer zu spüren. «Und Unordnung verursachen sie auch, nicht wahr? Ich sehe schon, Menschen und Tiere sind nicht so dein Fall. Tut mir leid, dir das mitteilen zu müssen, aber auch Fische können vereinsamen. Warum besorgen wir ihm nicht etwas Gesellschaft?»
Er richtete sich auf. Diesem lachhaften Hin und Her würde er sofort ein Ende setzen. «Nein. Ich möchte keinen weiteren Fisch, und das Glas bleibt, wo es ist. Habe ich mich klar ausgedrückt?»
Kurz blieb es still, bis auf das Summen in der Leitung. «Kristallklar.»
Dann legte sie auf.
Nick fluchte, zog einen Stapel Unterlagen von der letzten Vorstandssitzung vor und machte sich an die Arbeit. Störte ihn dieses Weibsbild doch tatsächlich im Büro, um sich mit ihm über einen Fisch zu streiten.
Er verscheuchte ihr Bild aus seinem Kopf und wandte sich wieder seinen Aufgaben zu.
***
«Er wird ausflippen.»
Alexa biss sich auf die Unterlippe. Warum nur lief es ihr bei Maggies Prophezeiung so eiskalt über den Rücken? Nick Ryan war schließlich kein jähzorniger Macho. Klar, begeistert wäre er wohl nicht gerade, aber eigentlich blieb er doch immer vernünftig.
Sie sah sich im Wohnzimmer um. Überall waren Hunde. Kleine Welpen, Promenadenmischungen, Rasse- und Jagdhunde. Einige drängten sich auch in die Küche, wo sie gegen die Tischbeine polterten, während sie ihr Futter fraßen und Wasser schlabberten. Andere tollten übermütig durchs Haus, um ihre neue Bleibe zu erkunden, schnupperten in allen Ecken herum und zogen systematisch von Zimmer zu Zimmer. Der Drahthaarterrier zerkaute hingebungsvoll ein Zierkissen. Der schwarze Pudel sprang auf die Couch und machte es sich für ein Schläfchen gemütlich. Der strubbelige Straßenköter war drauf und dran, an einer der Lautsprecherboxen sein Bein zu heben, aber Alexa packte ihn gerade noch rechtzeitig am Genick und beförderte ihn in den Garten.
Ihre Sorge steigerte sich zu einer ausgewachsenen Panikattacke.
Maggie hatte recht.
Nick
Weitere Kostenlose Bücher