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Plötzlich durch Gewalt

Plötzlich durch Gewalt

Titel: Plötzlich durch Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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einhundertfünfundachtzig Pfund lag, nach, den Spalt
zu erweitern.
    Das Ergebnis war höchst
beachtlich. Zuerst kam ein erschrockener Schrei hinter der Tür hervor, auf den
fast augenblicklich ein planschendes Geräusch und eine ganze Reihe von
Kriegsschreien aus dem Wilden Westen folgten, wie ich sie nicht mehr gehört
hatte, seitdem ich das letzte Mal vor dem Fernsehgerät saß. Die Tür durchlief
schnell einen Winkel von neunzig Grad und hielt sich auch nicht damit auf, die
Wand zur Kenntnis zu nehmen, die genau in einem Winkel von einundneunzig Grad
auf sie wartete. Der Aufprall, als sie zusammentrafen, erschütterte das ganze
Gebäude.
    Ich trat in das Atelier, und
alles, was ich vor mir sah, war ein wild wedelndes Gewirr von Armen und Beinen,
die in sieben verschiedenen Sprachen gleichzeitig Notsignale abgaben. Sheatham stand mit offenem Mund neben einer frischen
Leinwand auf der Staffelei und betrachtete die Szene. Ich warf einen Blick auf
die Leinwand, und langsam begann ich die Situation zu begreifen. Das fast
beendete Gemälde zeigte eine nackte Pandora, die gerade aus einer altmodischen
Sitzwanne stieg und sich mit einem winzigen Handtuch dort verhüllte, wo sie es
am notwendigsten hatte.
    Als ich die Tür aufstieß, mußte
ich sie quer durch den Raum zurückgestoßen haben, bis sie gegen den Rand der
Sitzbadewanne stieß und sich mit Schwung hineinsetzte.
    Jetzt war von Pandora nicht
viel mehr als Arme und Beine zu sehen, die wild durch die Luft fuchtelten. Von
einem weiten Rand verjüngte sich die Badewanne scharf zu einer engen Sitzfläche
aus solidem Messing. Pandora klemmte, den Kopf fast zwischen den Knien,
zusammengeknickt darin fest.
    »Was hat sie denn, einen
hysterischen Anfall ?« schrie ich Douglas zu, um das
durchdringende Quieken zu übertönen, das aus der Badewanne kam.
    »Ich glaube, sie hat sich
festgeklemmt und kommt nicht mehr heraus«, schrie er zurück.
    »Wirklich ?« antwortete ich, »das ist aber Pech.«
    Douglas trat näher, und es
gelang ihm, Pandora ins Gesicht zu sehen, indem er sich auf alle vier
zusammenkauerte. Er wirkte irgendwie primitiv, wie eine Hyäne, die im Begriff
steht, ihre Beute anzuspringen. Plötzlich bemerkte ich, daß ich seinen
Hinterkopf unmittelbar vor mir hatte, und die Waffe in meiner Hand wechselte
fast ohne mein Zutun ihre Position.
    »Pandora !« schrie Douglas besorgt, »hör auf, dich so anzustellen. Wenn du dich nicht ruhig
verhältst, bekommen wir dich da nie heraus .«
    Sie funkelte ihn mit kalter Wut
in den Augen an und sagte dann mit zitternder Stimme: »Ich stecke in dem Ding
fest. Ich bin in dem verdammten Messingtopf eingeklemmt .«
    »Gib nur einen Augenblick
Ruhe«, bat Douglas, »dann ziehen wir dich heraus .«
    »Ruhe geben«, kreischte sie
wild. »Du... du Kretin.«
    Ihre Arme und Beine schienen
noch wilder als vorher herumzufuchteln. Douglas betrachtete sie besorgt, dann
gelang es ihm wieder, ihr unbeherrschtes Quietschen zu übertönen.
    »Was hast du denn nur ?« gellte er verzweifelt, »warum kannst du nicht
stillsitzen.«
    Ihre Augen funkelten ihn wild
an.
    »Das Wasser, du Dummkopf«,
zischte sie, »es ist eiskalt. Ich friere mich zu Tode, Stück um Stück. Ich muß
mich bewegen, um den Kreislauf anzuregen .« Auf jedes
ihrer Worte folgte ein explosives Keuchen. »Ich fühle fast schon nichts mehr«,
jammerte sie.
    »Was denn ?« fragte Douglas intelligent.
    »Meinen...« Ihre Stimme ging in
ein Jammern reiner Verzweiflung über.
    Douglas hielt mir immer noch
seinen Hinterkopf zugewendet, und die Waffe in meiner Hand zuckte zum zweiten
Mal erwartungsvoll. Darum drehte ich sie um, so daß ich sie am Lauf hielt. Dann
trat ich dicht hinter Sheatham . Mit einer schnellen
Bewegung schwang ich meinen Arm hoch und ließ den Griff heruntersausen. Er sank
zu Boden und lag regungslos da.
    Aus sachlichem Interesse
betrachtete ich ihn genauer und stellte fest, daß ich ihn nicht annähernd mit der
gleichen Wucht getroffen hatte wie er mich in Lakemans Haus. Dann überfiel mich ein seltsames Gefühl — so etwa, als ob mir unsichtbare
Finger über das Rückgrat strichen —, als ich die schlichte Wahrheit
erkannte. Er hatte gar nicht beabsichtigt, mich nur unschädlich zu machen.
Vielleicht war er nach den Schüssen auf Charlie noch nicht ganz wieder bei sich
und wollte sichergehen, daß die Polizei einen völlig Kampfunfähigen fand; einen
Toten nämlich. Ich wurde von einem Widerstreit der Gefühle ergriffen, ob ich
ihm noch einen Schlag

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