Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht
Adelige oder verirrte Sterbliche mochten den Weg in ihr Bett finden, aber ihren Thron teilte Mab mit niemandem.
Wir standen uns nie sonderlich nahe, meine Brüder und ich. Als Winterprinzen wuchsen wir in einer Welt voller Gewalt und finsterer Machenschaften auf. Unsere Königin trug das ihre dazu bei, indem sie denjenigen von uns vorzog, der sich bei ihr beliebt machte, während sie die anderen bestrafte. Wir benutzten einander, spielten einen gegen den anderen aus, doch gegenüber unserem Hof und unserer Königin waren wir stets loyal. Zumindest dachte ich das.
Es gibt einen Grund, warum am Winterhof alle Gefühle eingefroren werden, warum Emotionen bei den Dunklen Feen als Schwäche und Torheit gelten. Sie korrumpieren die Sinne, verweichlichen sie und beeinträchtigen die Loyali tät gegenüber Familie und Hof. Das finstere, gefährliche Feuer der Eifersucht nagte an meinem Bruder Rowan, bis er schließlich das Undenkbare tat, sich gegen sein Volk stellte und uns an unsere Feinde verriet. Mein ältester Bruder Sage fiel Rowans Verrat zum Opfer, und er war nur der Erste von vielen. Aus reiner Machtgier verbündete sich Rowan mit unserem schlimmsten Feind, den Eisernen Feen, und unterstützte ihren König bei seinem Versuch, das Nimmernie zu zerstören. Am Ende tötete ich Rowan und rächte so Sage und die anderen Opfer meines Volkes, doch die Vergeltung brachte keinen von ihnen zurück. Nun gibt es nur noch mich. Ich bin der letzte verbliebene Sohn von Mab, der Königin des Dunklen Hofes.
Und für sie bin ich gestorben.
Rowan war nicht der Einzige, der Emotion und Leidenschaft nachgab. Mein Niedergang begann, wie in so vielen Geschichten, mit einem Mädchen. Einem Mädchen namens Meghan Chase, der halb sterblichen Tochter unseres Erzrivalen, des Sommerkönigs. Das Schicksal führte uns zusammen, und trotz meiner Versuche, meine Gefühle zu bezwingen, trotz aller Gesetze unseres Volkes, trotz des Krieges gegen die Eisernen Feen und der Gefahr, für immer aus meiner Heimat verbannt zu werden, verliebte ich mich in sie. Unsere Lebenswege waren miteinander verwoben, unsere Schicksale verknüpft, und so schwor ich vor der letzten großen Schlacht, ihr bis ans Ende der Welt zu folgen, sie vor allen Gefahren zu schützen, selbst vor meinem eigenen Volk, und mein Leben für sie zu geben, sollte es nötig sein. Ich wurde zu ihrem Ritter, und zu gerne hätte ich diesem Mädchen, dieser Sterblichen, die mein Herz gestohlen hatte, bis zu meinem letzten Atemzug gedient.
Doch das Schicksal ist eine grausame Herrin, und am Ende trennten sich unsere Wege, wie ich es immer befürchtet hatte. Meghan folgte ihrer Bestimmung – sie bestieg den Thron, wurde zur Eisernen Königin und trat die Herrschaft über das Eiserne Reich an. Dorthin konnte ich ihr nicht folgen, nicht als das, was ich nun einmal war: ein Feenwesen, dessen Lebenskraft durch die Berührung von Eisen geschwächt wird und das daran verbrennt. Meghan verbannte mich höchstpersönlich aus dem Land der Eisernen Feen, da sie wusste, dass es mich umbringen würde, bei ihr zu bleiben, und dass ich dies trotzdem versuchen würde. Doch bevor ich ging, legte ich einen Eid ab: Ich würde einen Weg finden, um zurückzukehren, um mit ihr zusammen zu sein, sodass niemand uns je wieder würde trennen können. Mab wollte mich dazu überreden, an den Winterhof zurückzukehren – immerhin war ich nun ihr einziger Prinz, und es war meine Pflicht, nach Hause zurückzukehren –, aber ich habe sie mit aller Deutlichkeit wissen lassen, dass ich nicht länger Teil des Dunklen Hofes sein und damit weder ihr noch dem Winterhof weiterhin dienen würde.
Es gibt nichts Schrecklicheres als eine geschmähte Feenkönigin, insbesondere, wenn man sich ihr bereits zum zweiten Mal widersetzt hat. Nur knapp gelang es mir, mit heiler Haut vom Winterhof zu entkommen, und ich würde sicher nicht so bald dorthin zurückkehren. Doch ich bedauere es nicht, meiner Königin, meiner Sippe und meiner Heimat den Rücken gekehrt zu haben. Dieser Teil meines Lebens ist vorbei. Meine Loyalität gilt nun einer anderen Königin – der auch mein Herz gehört.
Ich habe versprochen, einen Weg zu finden, damit wir zusammen sein können. Und ich werde dieses Versprechen halten. Selbst wenn das bedeutet, wegen eines Gerüchts durch einen endlosen, tödlichen Sumpf zu laufen. Selbst wenn das bedeutet, mich mit meinem schlimmsten und nervtötendsten Rivalen herumzuschlagen, mit Robin Good fellow; der – auch wenn
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