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Ploetzlich Liebe

Ploetzlich Liebe

Titel: Ploetzlich Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abby McDonald
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Gehör.
    »Aber ist das nicht so unnötig, wie die Liegestühle auf der Titanic ordentlich aufzureihen? Wir müssen ein Statement machen, was tun, das Aufsehen erregt.«
    »Was denn zum Beispiel?« Carrie scheint wenig davon angetan, dass ihre Autorität in Frage gestellt wird.

    »Ein Sit-in vielleicht.«
    Ich drehe mich um. Das Mädchen ist ein Schwergewicht, von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, viel zu hart für ihren Teint. »Wir können die Vorlesungsräume besetzen«, verkündet sie. »Dann müssen sie Notiz von uns nehmen.«
    Carrie ist nicht beeindruckt. »Viel zu riskant. So was sickert immer durch.«
    »Nicht, wenn wir das jetzt sofort machen«, sagt das Mädchen hartnäckig. »Dieser berühmte Astro-Physiker stattet uns heute einen Besuch ab, also sind jede Menge Leute da. Sogar die Medien. Das sind ideale Bedingungen.«
    »Komm schon«, wirft DeeDee ein. »Du hast gehört, was sie gesagt hat. Wir müssen uns Aufmerksamkeit verschaffen.«
    »Okay, okay, beruhigt euch mal.« Carrie seufzt. »Dann stimmen wir jetzt ab. Alle, die für eine direkte Aktion sind, mit der wir womöglich andere gegen uns aufbringen …?«
    Laute Ja-Stimmen erheben sich im Chor. Vielleicht waren die anderen ja genauso gelangweilt von der Debatte wie ich, jedenfalls scheinen alle ganz wild darauf zu sein, einfach nur hier rauszukommen und irgendwas zu tun.
    Carrie sagt mit schmalen Lippen: »Dann ist das wohl beschlossen. «
    » Los!«, ruft das Goth-Girl.
    Die Leute schnappen sich ihre Sachen und stürmen auf den Ausgang zu, aber ich bleibe zurück. Ist nicht so mein Stil, von Slogans befeuert im Kreis rumzulaufen, und das scheint mir die ideale Gelegenheit zu sein, mich einfach davonzumachen. Ich kam, nahm teil und hab mein Häkchen gemacht, und jetzt fängt die Arbeit richtig an.

    Ich folge ihnen bis zur Halle vor der Bibliothek, dann biege ich nach links ab, aber ehe ich die Türen erreiche, hat Carrie sich schon vor mir aufgebaut.
    »Natasha, hatte ich mir doch gedacht, dass du das bist.« Verblüfft guckt sie mich an. »Was tust du denn hier?«
    »Ach, weißt du, ich dachte, ich mach mir mal ein Bild von eurer Kampagne.« Als Beweis wedele ich mit einer Handvoll Flugblätter.
    »Ist ja toll!« Ihr Gesicht entspannt sich irgendwie. »Ich hätte nicht gedacht, dass so was dein Ding ist.«
    Darauf hätte ich gewettet.
    »Na, das ist ja eine wichtige Sache, von daher …« Ich lüge ja nicht, die wütenden Feministinnen haben zwar alles Leben aus der Sache rausgesaugt, aber was sie wollen, leuchtet mir durchaus ein.
    »Ist ja gut von dir.« Carrie scheint mich mit ganz anderen Augen zu sehen. »Und das ist wirklich bewundernswert, dass du deine Zeit dafür opferst, wo du doch in ein paar Monaten gar nicht mehr hier sein wirst.«
    Unruhig trete ich von einem Bein aufs andere. »Na, das ist wohl so, wie du gesagt hast: es geht ums Prinzip.«
    Carrie lächelt jetzt übers ganze Gesicht. »Toll! Komm, sonst verlieren wir die anderen.« Sie zieht mich den Flur entlang und der Gruppe hinterher hinaus auf die Straße, wobei sie ununterbrochen von Kampagnen und Patriarchat redet. Mein Plan, mich zu verdrücken, geht total den Bach runter.
     
    Die Vorlesungssäle liegen in einem alten Gebäude mit Marmorböden und in die Wand gehauenen Statuen. Es gibt nur
einen Haupteingang und eine hohe Eingangshalle mit großen Holztüren. Carrie befindet also, dass wir hier maximale Aufmerksamkeit erregen werden, und scheucht uns auf das verzierte Geländer zu, das sich über die ganze hintere Wand erstreckt.
    »Hier.« Das blasse Mädchen taucht an unserer Seite auf und holt einen Armvoll Ketten aus ihrer Tasche.
    »Du warst vorbereitet?«, frage ich und hoffe, dass sie die nicht zum täglichen Gebrauch mit sich rumschleppt.
    »Kann sein.« Das Mädchen zwinkert mir zu. »Hier, wickele dir die Dinger um. Keine Sorge«, sagt sie, denn sie sieht meine Miene, als sie Handschellen durch das Gitter zieht und mich daran festmacht. »Die schließen nicht, die sorgen nur für den Effekt.«
    Inzwischen hat sich eine neugierige Menge um uns versammelt, ich sehe Personal zum Telefon greifen. Carrie nimmt ihr Megafon und fängt an zu brüllen.
    »Rettet das Frauengesundheitscenter! Frauen von Oxford, wehrt euch!«
    Die anderen Mädchen stimmen ein und skandieren weiter, bis alles ein einziger Chor aus lautem Rufen und stampfenden Füßen ist. Ich muss zugeben, irgendwie ist es aufregend, mittendrin zu sein, obwohl ich darauf achte, mich ganz im Hintergrund

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