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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
Autoren: Julie Kagawa
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schaden, das schwöre ich.«
    Ich rechnete gar nicht mit einer Antwort. Stattdessen erwartete ich, dass Keirran herumwirbeln, sein Schwert ziehen und die Hölle auf Erden entfesseln würde, wenn wir uns den Weg zum Ausgang freischlugen. Aber Keirran rührte sich nicht, und es war auch nicht er, der mir antwortete. »Was meinst du damit, Ethan Chase?« Der Tonfall der Herrin überraschte mich – sie klang aufrichtig verwirrt, als hätte sie Mühe, das alles zu begreifen. »Inwiefern habe ich deinen Freunden denn geschadet?«
    »Das soll wohl ein Witz sein.« Ich blieb dicht vor ihrem Thron stehen und sah wütend zu ihr hinauf. Keirran stand stocksteif an ihrer Seite und musterte mich angespannt. Ich fragte mich, wann er endlich da runterkommen würde, falls wir uns wirklich einen Weg freikämpfen mussten. Diese Knochenritter rings um den Thron wirkten alles andere als schwächlich.
    »Dann werde ich es für Sie noch einmal zusammenfassen«, bot ich der Königin der Vergessenen spöttisch an, die daraufhin fragend den Kopf neigte. »Sie haben meinen Freund Todd aus seinem Zuhause entführt und ihn hierher verschleppt. Sie haben Annwyl entführt, um so Keirran zu zwingen, dass er zu Ihnen kommt. Sie haben wer weiß wie viele Exilanten getötet, und, ach ja … Sie haben all diese Halbblüter in Sterbliche verwandelt, indem Sie ihnen den Schein ausgesaugt haben. Das kann man doch durchaus als Schaden bezeichnen, oder?«
    »Den Halbblütern wurde kein Schaden zugefügt«, widersprach die Herrin gelassen. »Wir töten nicht, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Letzten Endes wären sie in ihre Heimat zurückgekehrt. Und was den Verlust ihrer ›Feenhaftigkeit‹ angeht: Nun sind sie normal, die Verborgene Welt wird sie künftig nicht mehr belästigen. Jetzt können sie ein glücklicheres, sichereres Leben führen. Würdest du mir nicht zustimmen, Ethan Chase, dass dies die bessere Option ist? Gerade du, der du dein Leben lang von den Feen gequält wurdest? Das verstehst du doch sicherlich.«
    »Ich … das … das ist keine Entschuldigung.«
    »Ist es nicht?« Die Herrin schenkte mir ein mildes Lächeln. »Sie sind jetzt glücklicher, oder sie werden es zumindest sein, wenn sie nach Hause zurückkehren. Keine Albträume mehr über Feen. Keine Angst mehr davor, was die ›Reinblütigen‹ ihnen antun könnten.« Wieder neigte sie den Kopf, diesmal voller Mitgefühl. »Wünschst du dir nicht auch, du könntest normal sein?«
    »Und was ist mit den Exilanten?«, schoss ich zurück. Ich würde bestimmt nicht zulassen, dass sie in dieser bizarren Diskussion die Oberhand gewann. Verdammt, ich sollte mich darüber gar nicht mit ihr streiten müssen. Mann, Keirran, was machst du da? »Was Sie denen angetan haben, steht ja wohl außer Frage«, fuhr ich fort. »Sie können mir doch nicht erzählen, dass die tot glücklicher wären.«
    »Nein.« Die Herrin schloss für einen Moment die Augen. »Traurigerweise nicht. Dafür gibt es keine Entschuldigung, und es bricht mir das Herz, was wir unseren ehemaligen Brüdern antun müssen, um zu überleben.«
    Keirran zeigte eine fast unmerkliche Reaktion, sein Kiefer spannte sich an. Na, wenigstens etwas. Ich weiß allerdings immer noch nicht, was du dir bei dieser Nummer denkst, Prinz. Es sei denn, sie hat dir eine Schuld auferlegt oder dich verzaubert. Was ich irgendwie bezweifelte. Der Eiserne Prinz hatte ganz normal gewirkt, als ich reinkam. Er war durchaus noch im Besitz seines freien Willens.
    »Aber es geht hier um unser Überleben«, fuhr die Herrin fort. »Ich tue, was nötig ist, um sicherzustellen, dass mein Volk nicht wieder dahinschwindet. Gäbe es einen anderen Weg, um zu leben und unsere Existenz zu sichern, würde ich ihn mit Freuden einschlagen. Wir nähren uns ganz bewusst nur von Exilanten, die in das Reich der Sterblichen verbannt wurden. Dass sie letzten Endes sowieso vergehen würden, ist nur ein schwacher Trost bei unserem Tun, aber jeder Trost ist besser als gar keiner.«
    Endlich wandte ich mich an Keirran. »Und du? Bist du mit all dem etwa einverstanden?«
    Er ließ den Kopf hängen und wich meinem Blick aus. Die Herrin berührte ihn sanft am Nacken.
    »Keirran versteht unsere Notlage«, flüsterte sie. Ungläubig starrte ich ihn an. »Er weiß, dass ich mein Volk vor dem Verlust seiner Existenz schützen muss. Die grausame Menschheit hat uns vergessen, ebenso wie die Feenreiche. Wir sind gerade erst in diese Welt zurückgekehrt. Wie könnten wir da wieder ins
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