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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
Autoren: Julie Kagawa
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Er befindet sich ganz in der Nähe.«
    »Kannst du sie alle dorthin führen? Und den Steig öffnen?«
    »Ja.« Annwyl nickte, und ein trotziger Funke glitzerte in ihren Augen. »Aber ohne Keirran werde ich nicht gehen.«
    »Ich weiß. Komm jetzt.« Ich führte sie zurück in die Kammer mit der Grube. Die Leiter ragte noch immer aus dem Loch hervor.
    »Also gut.« Angestrengt starrte ich in die Dunkelheit hinunter. Murmelnde Stimmen und schlurfende Schritte drangen zu mir herauf, die mich nervös zusammenzucken ließen. »Wartet hier«, befahl ich Kenzie und Annwyl. »Ich komme gleich wieder, hoffentlich mit einem Haufen Irrer.«
    »Ethan.« Kenzie hielt mich zurück. »Ich sollte gehen.« Bevor ich protestieren konnte, hob sie entschlossen die Hand. »Falls hier irgendetwas reinkommt, werde ich es sicher nicht aufhalten können. Du bist hier der Schwertkampfmeister. Außerdem bist du nicht gerade die Idealbesetzung, um verängstigte, weggetretene Menschen in Sicherheit zu bringen. Wenn sie anfangen zu weinen, kannst du nicht einfach die Knöchel knacken lassen und sie mit Drohungen vorantreiben.«
    Gereizt runzelte ich die Stirn. »Dazu würde ich nicht die Fäuste einsetzen. Ein Schwert wirkt viel beängstigender.«
    Sie verdrehte die Augen und drückte mir den Gremlin in die Hand, der hastig auf meine Schulter kletterte. »Halt du einfach Wache. Ich schicke sie nach und nach rauf.«
    Wenige Minuten später drängten sich die verwahrlosten, benommenen Menschen in dem Tunnel, manche führten flüsternd Selbstgespräche. Auch Todd war dabei. Als er sich in der Höhle umsah, war sein Gesicht dermaßen ausdruckslos, dass es mir kalt den Rücken runterlief. Ich konnte nur hoffen, dass er wieder normal wurde, wenn wir ihn hier rausschafften. Keiner aus der Gruppe sah Annwyl oder Razor an, sie schienen sie gar nicht zu bemerken. Sie standen da wie Schafe, vollkommen passiv und abgestumpft, und warteten ab, was als Nächstes passierte. Auch Annwyl schauderte, als sie die Menschen musterte.
    »Wie grauenvoll«, sagte sie leise und rieb sich abwehrend die Arme. »Sie erscheinen so … leer.«
    »Leer«, summte Razor sofort. »Leer, leer, leer.«
    »Sind das alle?«, fragte ich Kenzie, als sie die Leiter hinaufkletterte. Sie nickte, und Razor kehrte mit einem wilden Sprung auf ihre Schulter zurück. »Na gut, dann schön zusammenbleiben. Jetzt wird es spannend.«
    Mit gezogenen Waffen schlich ich zu der Stelle, wo sich der Tunnel in zwei Richtungen teilte. Vorsichtig spähte ich in beide Gänge hinein, aber noch waren keine Vergessenen zu sehen.
    »Ethan.« Kenzie und Annwyl waren mir samt der schweigenden Gruppe gefolgt. Das Sommermädchen packte mich am Arm. »Ich werde nicht gehen, nicht ohne ihn.«
    »Ich weiß, keine Sorge.« Ungeduldig schüttelte ich ihre Hand ab, drehte mich zu Kenzie um und gab ihr eines der Schwerter. »Bring die anderen hier raus«, trug ich ihr auf. »Nimm Annwyl mit, geht zum Ausgang und schaut nicht zurück. Falls euch jemand aufhalten will, tut alles, um nicht wieder gefangen zu werden.«
    »Und was ist mit dir?«
    Seufzend ließ ich den Blick durch den Tunnel wandern. »Ich gehe zurück und hole Keirran.«
    Sie blinzelte schockiert. »Ganz allein? Du weißt ja nicht einmal, wo er ist.«
    »Doch.« Angespannt fuhr ich mir durchs Haar, starrte in die Dunkelheit und versuchte krampfhaft, die Angst zurückzudrängen. »Er wird bei der Herrin sein. Wo sie ist, werde ich auch ihn finden.«
    »Meister?« In Razors Augen flackerte Hoffnung auf. »Razor mitkommen? Meister suchen?«
    »Nein, Razor, du bleibst hier. Du musst Kenzie beschützen.«
    Der Gremlin summte traurig, nickte aber.
    Hinter uns ertönten gedämpfte Stimmen. Die ehemaligen Halbblüter traten nervös auf der Stelle und murmelten wieder und wieder »die Herrin«, fast wie eine Beschwörungsformel. Das wirkte nicht gerade beruhigend auf meine Nerven.
    »Also gut.« Entschlossen gab Kenzie mir das Schwert zurück. »Dann nimm das mit. Ich werde es diesmal nicht brauchen.«
    »Aber …«
    »Glaub mir, Ethan, wenn uns jemand aufspürt, werden wir nicht kämpfen – wir werden abhauen. Und wenn du da wieder reingehst, wirst du es dringender brauchen als ich.«
    »Ich komme mit dir«, schaltete sich Annwyl ein.
    »Nein«, wehrte ich mit entschlossener Stimme ab. »Kenzie braucht dich, damit du den Steig öffnest. Menschen können das nicht. Außerdem würde Keirran niemals fliehen, wenn dir etwas zustößt, wenn du gefangen genommen oder
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