Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
meine Worte irgendeine Wirkung auf sie hatten. Sie kniff zwar kurz die Augen zusammen, doch ansonsten blieb ihre Miene unverändert. »Aber in der realen Welt sind einige gruselige Feen aufgetaucht, die ich vorher noch nie gesehen habe, und die haben mir keine andere Wahl gelassen.«
»Was soll das heißen, keine andere Wahl gelassen?«
»Damit meine ich, dass sie einen Freund von mir entführt haben, einen Halb-Púca, und zwar am helllichten Tag, direkt aus der Schule. Und als ich versucht habe, ihn zu finden, haben sie Jagd auf uns gemacht, auf Kenzie und mich.«
Meghans Augen wurden schmal, und die Luft um sie her um war mit einem Mal reglos und drückend, wie kurz vor einem Gewitter. Plötzlich spürte ich die Macht der Eisernen Königin, wie unsichtbare Blitze entlud sie sich rings um die Herrscherin. Mir stellten sich die Nackenhaare auf. Schaudernd wich ich zurück und hätte mir am liebsten schützend die Arme gerieben.
In diesem Moment begriff ich, inwiefern sie sich verändert hatte.
Doch der Energiestrudel erstarb, und Meghan fuhr mit absolut ruhiger Stimme fort: »Also seid ihr hergekommen«, mit einem Blick schloss sie Kenzie in das Gespräch mit ein, »um ihnen zu entfliehen.«
Ich nickte unsicher.
Die Eiserne Königin musterte mich durchdringend, offenbar dachte sie angestrengt nach. »Und du sagst, diese Art von Feen hättest du noch nie gesehen?« Wieder nickte ich stumm. »Handelt es sich um eine neue Spezies, wie bei den Eisernen Feen?«
»Nein, sie sind nicht wie die Eisernen Feen. Diese Dinger sind … anders. Das ist schwer zu erklären.« Ich rief mir den Abend in der Sporthalle ins Gedächtnis und die geisterhaften, durchscheinenden Feen, die immer wieder geflackert hatten, als fiele es ihnen schwer, sich in der Realität zu verankern. »Ich weiß nicht, was sie sind, aber ich glaube, sie entführen Exilanten und Halbblüter.« Dabei musste ich an die tote Blumenelfe denken, und mir drehte sich fast der Magen um. Todd konnte sich inzwischen genauso aufgelöst haben. »Eine Dryade hat mir erzählt, dass die Feen bei uns in der Gegend nach und nach verschwinden. Irgendetwas läuft da ab, aber ich weiß nicht, was sie überhaupt wollen. Ich weiß ja nicht einmal, was sie genau sind.«
»Und du bist dir absolut sicher?«
»Diese Dinger haben vor ein paar Tagen versucht, mich umzubringen. Ja, ich bin mir sicher.«
»Also schön.« Meghan wandte sich von mir ab. »Wenn du sagst, du hättest sie gesehen, glaube ich dir das. Ich werde ein Treffen mit Sommer und Winter einberufen und sie darüber informieren, dass eine neue Gruppe von Feen auf dem Vormarsch sein könnte. Wenn diese Feen Exilanten und Halbblüter töten, dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sie ihr Augenmerk auf das Nimmernie richten.« Tief in Gedanken versunken wanderte sie zurück zum Thron. »Mab und Oberon werden natürlich skeptisch sein«, erklärte sie mit einer Mischung aus Resignation und Frust in der Stimme. »Sie werden Beweise verlangen, bevor sie etwas unternehmen.«
»Was ist mit Todd, meinem Freund?«, hakte ich nach.
Mit einem entschuldigenden Blick drehte Meghan sich um. »Ich werde meine Fühler im Reich der Sterblichen aus strecken«, versprach sie, »und die Gremlins oder die Hacker elfen darauf ansetzen. Aber meine Hauptsorge muss meinem Königreich gelten, Ethan. Und dir.«
Mir gefiel nicht, in welche Richtung das plötzlich lief. Das klang nicht so, als würde sie sich ernsthaft Mühe geben, um Todd zu finden, und warum auch? Sie war eine Königin, die gerade erfahren hatte, dass ihr gesamtes Reich bald in Gefahr schweben könnte. Das Leben eines einzelnen Halbbluts hatte da keine besondere Priorität.
Meghan wandte sich an Kenzie, die zwar verwirrt zu sein schien, aber trotzdem tapfer versuchte, unserem Gespräch zu folgen. »Ich werde veranlassen, dass dich jemand nach Hause bringt«, erklärte sie ihr freundlich. »Es tut mir leid, dass du das alles mitmachen musstest. Bitte denk daran, dass die Zeit im Nimmernie anders vergeht als im Reich der Sterblichen, es ist also sehr wahrscheinlich, dass du dort mehrere Tage verschwunden warst.«
»Okay.« Kenzie klang etwas atemlos. »Dann sollte ich mir eine plausible Geschichte ausdenken, bevor ich nach Hause komme. ›Ich hing im Feenland fest‹ ist da wohl nicht so tauglich.«
»Immer noch besser als bei mir«, versicherte ich ihr. »Wenigstens kannst du lügen, und sie werden es dir abkaufen. Nach dieser Sache werden meine Eltern
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