Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
dich. Aber ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, wann diese Sache geklärt sein wird. Eventuell musst du eine ganze Weile bei uns bleiben.«
»Das ist schon in Ordnung.« Kenzie spähte zu mir herüber und grinste tapfer. »In der echten Welt sind jetzt einige Tage vergangen, richtig? Da kann ich genauso gut hier bleiben. Noch mehr Ärger kann ich ohnehin nicht kriegen.«
Ash glitt durch den Raum, um sich an Meghans Seite zu stellen. Mir fiel auf, wie aufmerksam er sie beobachtete, als wäre sie die einzige Person im Raum, das einzige Wesen, das zählte. Für ihn war ich wohl nicht mehr als eine Fliege an der Wand. »Ich werde Glitch damit beauftragen, den anderen Höfen eine Nachricht zukommen zu lassen«, sagte er gerade. »Da das Elysium immer näher rückt, werden wir die Versammlung möglichst bald einberufen müssen.«
Meghan nickte. »Grimalkin«, rief sie wieder, und diesmal schlenderte der Kater träge blinzelnd heran. »Zeigst du Ethan und Kenzie bitte die Gästezimmer? Die im Nordflü gel mit Blick auf den Garten müssten frei sein. Und Ethan …« Ihre klaren, blauen Augen fixierten mich, doch sie wirkten jetzt müde, fast schon erschöpft. »Bleib vorerst hier. Bitte! Wir reden später weiter, versprochen.«
Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, zuckte ich nur mit den Achseln, und als das Schweigen sich in die Länge zog, nickte die Königin einmal, um uns zu entlassen. Wir folgten Grimalkin aus dem Thronsaal und in einen Flur, in dem reglose Eiserne Ritter an den Wänden aufgereiht standen. Bevor sich die Doppeltür hinter uns schloss, sah ich mich noch einmal nach meiner Schwester um: Sie stand mitten im Saal und hatte eine Hand vors Gesicht geschlagen. Ash streckte den Arm nach ihr aus und zog sie schweigend an sich, dann fiel das Portal zu, und ich konnte nichts mehr sehen.
Du bist ein echtes Arschloch, weißt du das? Schuldgefühle und erstickende Wut nagten an mir. Seit Jahren hast du Meghan nicht gesehen, dann kannst du endlich mit ihr reden, und was machst du? Beschimpfst sie und versuchst, ihr ein schlechtes Gewissen zu machen. Wirklich großartig, Ethan. Leute wegzustoßen ist offenbar das Einzige, was du richtig gut kannst, was? Hast du dich mal gefragt, was Kenzie jetzt von dir denkt?
Verstohlen sah ich zu ihr rüber, während wir durch die Flure des Eisernen Hofes wanderten. An den Wänden huschten Gremlins entlang und brachten kichernd die Lampen zum Flackern. Im Abstand von ungefähr zwölf Schritten sah ein Eiserner Ritter wie eine Statue auf uns herab. Ihre Blicke spürte ich genauso im Rücken wie das neugierige Starren der Gremlins und jeder anderen Eisernen Fee hier im Schloss. Hier ungesehen rauszukommen war wohl extrem schwierig oder vielmehr unmöglich.
Kenzie bemerkte meinen Blick und lächelte. »Deine Schwester scheint nett zu sein«, sagte sie vorsichtig, als Grimalkin unverändert zügig und ohne sich umzusehen in den nächsten Gang einbog. »Ganz anders, als ich es erwartet hatte. Ich hätte nicht gedacht, dass sie in unserem Alter ist.«
Ich war dankbar, dass sie das Thema gewechselt hatte und wir jetzt über etwas anderes reden konnten als den Vorfall im Thronsaal. Mit einem Achselzucken sagte ich: »Das ist sie nicht. Na ja, technisch gesehen nicht. Irgendwie wahrscheinlich schon, aber …« Das war schwer zu erklären. »Als ich sie vor einigen Jahren das letzte Mal zu Gesicht bekommen habe, sah sie genauso aus wie heute. Sie altert nicht. Keiner von denen altert. Selbst wenn ich hundert Jahre alt werde, sieht sie immer noch keinen Tag älter aus als sechzehn.«
»Oh.« Kenzie blinzelte verwirrt. Ein seltsamer Ausdruck huschte über ihr Gesicht, genauso hatte sie auch in Grimalkins Höhle ausgesehen: nachdenklich und aufgeregt, wo sie eigentlich ungläubig und ängstlich hätte sein sollen. »Und was ist dann mit uns? Hören wir auch auf zu altern, wenn wir im Nimmernie bleiben?«
Misstrauisch kniff ich die Augen zusammen. Ihr plötzliches Interesse gefiel mir genauso wenig wie der Gedanke daran hierzubleiben. Doch Grimalkin, der ein Stückchen weiter zwischen zwei Türen saß, die sich genau gegenüberlagen, hob bereits den Kopf und gähnte.
»Nicht in solchem Maße, dass ihr unsterblich würdet«, erklärte er mit trägem Blick. »Menschen im Nimmernie altern durchaus, aber wesentlich langsamer. Manchmal vergehen unzählige Jahre, bevor sie die ersten Anzeichen des Verfalls bemerken. Manche bleiben jahrhundertelang Kinder und wachen dann eines Tages
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