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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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mit einem verfälschten Hakenkreuz sowie die russische Nationalflagge am Oberarm ihrer Jacken, wie ich kurz im Licht einer Stablampe erkennen konnte.
    „Korporal Petersen, Sir“, stellte sich einer der Gardisten vor, die die drei Rechtsextremen gefasst hatten. „Wir sind von der Gardeinfanterie aus der Chelsea-Kaserne und durchkämmen den Park nach weiteren solchen Herrschaften“, teilte mir ein anderer Soldat mit. Einer der Fast-Glatzen hatte einen Streifschuss am Arm, der offenbar nicht lebensgefährlich war. Womöglich waren sie die Russen, von denen Sir Geoffrey gefaselt hatte. Ich blickte die Idioten an, während ihre Waffen vorsichtig in Plastiktüten verpackt wurden. Es blieb einen Moment betroffen still in unserem Gefechtsstand.
    „Sir, die haben alle drei russische Ausweise dabei!“, zeigte mir eine Garde den Inhalt der Brieftaschen der Gefangenen. Die CNN-Kamera war direkt darauf gerichtet.
    „Der Lord hat Schwuchtel auf Thron kaltgemacht, ihr Weicheier!“, bellte einer der Extremisten in gebrochenem Englisch. Vermutlich meinte er mit dem „Lord“ Earl Binnester.
    Neue Verwundete trafen bei unserem Gefechtskommandoposten ein. Der am schwerersten Verletzten wurde gleich in den Sanitätspanzer getragen, die anderen versorgte ein Sanitäter gleich neben mir. Ein Alptraum, doch hier im Schutz der Dunkelheit unter den Bäumen konnten Verletzte wenigstens geborgen werden. Ich blickte hoch in den Himmel. Die Rechtsextremen sollten keine Regung sehen und die CNN-Kamera auch nicht. Die Wolkendecke über der Stadt schimmerte gelblich-weiß von den unzähligen Lichtern Londons. Dieser Moment der Stille im Chaos brachte meinen Puls wieder auf normale Werte zurück.
    „Wie passt das zusammen? Rechtsextreme Russen, der schwarze Botschafter und der arabische Terrorist?“, fragte mich Simon flüsternd.
    „Von der Hilfe aus Simbabwe und von den Arabern brauchte Binnester den Russen ja nichts zu erzählen“, flüsterte ich ihm ins Ohr. „Dass er selbst nur als Türöffner benutzt worden war, hat er erst gerade eben gemerkt.“ Wir fassten uns gegenseitig an der Hand. Das gab mir wieder ein wenig innerer Halt zurück.
    Immerhin stand nun fest, dass Sir Geoffrey im Krankenhaus mir nicht von einem russischen Lord, sondern von Russen und dem Lord Chamberlain zu erzählen versucht hatte. Er wusste also zumindest teilweise über Earl Binnesters Pläne Bescheid.
    Kevin reichte uns einen angebrochenen Packen Kekse, den er von den Soldaten erhalten hatte. Ich mochte aber nichts essen, ging aber damit zu John, Peter und den anderen beiden Teenagern und fragte auch Sir Wilfried nach seinem Befinden. Der Sir konnte es nicht fassen, dass so etwas Infames und Heimtückisches mitten in London möglich sei.
    Der Übermittler der Garde machte Meldung: „Eine Spezialeinheit von uns, der Gardeinfanterie und der Anti-Terror-Gruppe der London Police ist bereit für den Sturm unter der Führung des MI6, das dank Ihres digitalen Schlüssellochs die Aktion sehr präzise lenken wird. Der Premier ist wieder verfügbar und hat grünes Licht gegeben, doch Sie sind der Hausherr.“ Der Übermittler blickte mich fragend an.
    „Da liegen Verletzte überall um den Palast. Die Sanität muss gefahrlos arbeiten können. Beginnen Sie!“, war wohl die einzig mögliche Antwort.
    „König Sascha gibt der Operation ‚Audience‘ grünes Licht“, meldet der Übermittler schnell weiter.
    „Gefechtskommando Scots Guards Kompanie eins“, wurde zackig gemeldet. Colonel McLey nahm den Gruß ab und warf einen verächtlichen Blick auf die drei gefangenen Jugendlichen.
    „Was ist, Mann? Wir haben ja nur auf Schwule geschossen“, knurrte einer von ihnen.
    Der Colonel ignorierte ihn und schüttelte einem Verletzten die Hand, dann die Hand von John und Peter und wandte sich nun mir zu.
    „Grauenvolle Sache, hier im Park. Es ist noch nicht all clear . Wir haben einen gesicherten Korridor, um Verletzte von der Mall wegzubringen. Es gibt aber Widerstandsnester in den Parks um den Palast. Da verschanzt sich wohl solcher Abschaum wie die drei hier. Ein farbiger Sanitäter ist von einem Heckenschützen gezielt getötet worden.“
    Es blieb betreten still im Gefechtskommando. Simon erklärte dem Colonel auf Gälisch unseren Trick mit dem digitalen Schlüsselloch, wenn ich die nicht übersetzbaren englischen Informatikausdrücke in ihrer Unterhaltung richtig deutete. Daneben bekam ich vom Übermittler gleich neben mir ein paar Wortfetzen über einen

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