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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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zusammen mit der laufenden CNN-Kamera über die Schulter gesehen hatte. Die Situation verschlechterte sich rapide. Wir mussten handeln.
    Ich sagte zum Commander: „Ich bin dafür, Sie bereiten die Stürmung vor. Je besser die sich verschanzen, desto schwieriger wird es hinterher. Tagelange könnten sie uns vor der Weltöffentlichkeit auf der Nase herumtanzen. Geben Sie meine Meinung an den Colonel weiter.“
    Ich sah gerade, wie die Sanitäter den nach wie vor bewusstlosen Jungen ganz in Rettungsfolie gehüllt auf einer Bahre aus dem gepanzerten Lazarett heraustrugen.
    In erschreckend geringer Entfernung wurde geschossen, ein paar Kugeln prallten sogar von den Radpanzern ab. Wir alle zuckten zusammen. Die Gardisten schossen zwei-, dreimal zurück. In harter Kommandosprache legten sie danach jemandem das Aufgeben nahe.
    „Das ist unser Stichwort! Gehen wir zum Hubschrauber. Beeilung!“, schrie ein Hubschrauberpilot die Sanitäter und die Soldaten an, die ihm halfen, die Verletzten zu tragen.
    „Ein Team des MI6 ist in der Downing Street bereit, auch durch das Schlüsselloch zu gucken. Sie bräuchten Ihr Passwort, Majestät“, meldete ein Übermittler. Ich verwies ihn für solche Details an Timm.
    „Im Moment ist der Premier im Bunker unter dem Regierungssitz nicht erreichbar. Eine Panne in der atombombensicheren Telefonzentrale“, ergänzte Commander Patricks.
    Alle schauten mich an. Ich versuchte, meine Nervosität wenigstens so weit in den Griff zu bekommen, dass ich nicht wie Binnester mit der Hand zitterte. Die laufende CNN-Kamera trug nicht gerade zur Beruhigung bei. Taktik und Staatsraison geboten es nach meinem Gefühl, das Tempo hochzuhalten. Wenn die Terroristen sich wie angedroht mit Sprengfallen verschanzten, würden sie über Tage in den Medien präsent sein. Solchen Leuten durfte keine Bühne geboten werden.
    „Earl Binnesters Gäste installieren gerade Sprengfallen im Buckingham-Palast. Es liegen viele, sehr viele Verletzte in der Schusslinie der Terroristen, die dringend Hilfe benötigen. Beeilen Sie sich bitte!“, befahl ich. Ob ich als König wirklich die Kompetenz hatte, das zu befehlen, war mir in dem Moment egal.
    Tim hatte eben die Leute vom MI6 fertig instruiert und der Übermittler meldete mein Vorschlag weiter.
    „Sir, Majestät, MI6 blickt durch Ihr Schlüsselloch und leitet die Erstürmung. Man bittet Sie, Sir, die Verbindung zu trennen, wegen der geringen Bandbreite“, meldete der Übermittler. Simon kopierte sich erst noch die Datei mit der eben gesehenen Gesprächszene auf sein Laptop, bevor er die Verbindung kappte. Dann erinnerte er sich an die gelöschten Telefongespräche, die wir neulich auf unser Laptop gerettet hatten. Er klickte das zweite an, das an unserem zweiten Tag im Ritz stattgefunden hatte, dazu bereit, den Player sofort zu schließen, falls es wieder John war, doch es war der Earl, der mit dem Botschafter Simbabwes telefonierte. Dabei wurde der Plan besprochen, mich nach Simbabwe zu entführen und William zum König auszurufen. Die Burgers würde man dabei aus Rücksicht auf das Volksempfinden übergehen. Der Botschafter versicherte, er stünde in Kontakt mit Leuten, die eine solche Aktion durchführen könnten.
    Im letzten aufgezeichneten Gespräch gab der IT-Chef Bruno einer „Dame“ Anweisungen, wie sie vor einer Webcam zu posieren habe. Das klickte Simon selbstverständlich schnell weg.
    „Ich hab gedacht, die gelöschten und wiederhergestellten Dateien seien alle privates heterosexuelles Zeugs. Deshalb habe ich sie nicht geprüft. Das war ein Fehler“, gab ich zu.
    „Wer ahnt schon, Majestät, dass sich unter den alltäglichen kleinen Schweinereien ein Staatskomplott verbirgt?“, versuchte der Commander zu relativieren.
    „Majestät, was denken Sie? Hängen da noch mehr Leute drin als nur der Terrorist und der Earl?“, fragte der CNN-Mann, dessen Kamera noch immer mitlief.
    „Es ist extrem gefährlich, voreilig Schlüsse zu ziehen. Meine Regierung wird das Material sorgfältig analysieren und dazu angemessen Stellung nehmen“, wich ich aus. Nur zu gerne wäre ich über Mugabe, Ahmadinedschad und evangelikale Fundamentalisten hergezogen, doch wer schreit, hat Unrecht. Schon meine Fehde mit Jamaika setzte mich andauernd dem Verdacht des Rassismus aus.
    Drei fast kahlrasierte Typen in Handschellen wurden von Gardisten unfreundlich vor dem Unterstand hingesetzt. Die drei waren kaum zwanzig, vielleicht noch Teenager, und trugen am Oberarm eine Flagge

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