Plötzlich Royal
der König in die Ausgangshalle trat. Die jungen Leute wurden gleich hinaus zur ersten Kutsche gebeten.
„Mr President, First Lady und Jungs, gehen wir es an. Ein historischer Moment. Mr President, Sie sind der erste ausländische Staatsgast, der an Trooping the Colour in einer Kutsche teilnimmt! Ich bin gespannt, wie sich Prince Harry bei der Truppe machen wird“, gab sich Großvater, der eine traditionelle britische Uniform trug, betont locker. Die Kutsche mit den Prinzen William und Leopold, begleitet von Kate Middleton und meiner Schwester war bereits vom Eingang weggerollt, als wir in den Innenhof traten. Eine weitere offene Prunkkutsche in majestätisch glänzendem Schwarz und mit viel Gold sowie dem Windsor-Wappen fuhr vor, sie war für uns bestimmt. Der Präsident und die First Lady würden zusammen mit Prince Charles und der Herzogin von Cornwall in der nächsten folgen.
Ein Monitor, zwischen den Töpfen der Ziersträucher versteckt, zeigte das Livebild von BBC. Sir Geoffrey managte nicht nur die Abfahrt, sondern behielt dabei auch BBC im Auge. Er verneigte sich vor dem König und ignorierte Simon und mich demonstrativ.
„Noch bin ich Thronfolger, ehren Sie wenigstens das Amt“, mahnte ich ihn nicht laut, aber bestimmt, während sich der König in Fahrtrichtung setzte.
Sir Geoffrey starrte mich nur unhöflich an und schwieg. Das machte mich noch wütender.
„Sie sind gefeuert!“, herrschte ich ihn mit unterdrückter Lautstärke beim Einsteigen an.
„Sie sind ein Niemand!“, zischte Sir Geoffrey zurück und schloss selbst die Kutschentür. Großvater ignorierte das kurze Geplänkel. Jemand aus der Eskorte der Horse Guards rief ein Kommando und daraufhin setzten wir uns in Bewegung, um durch einen der Zugangstunnel auf der Nordostseite den Palast zu verlassen.
„Simon wird schlecht, wenn er entgegen der Fahrtrichtung sitzen muss. Können wir tauschen?“, wagte ich den König zu fragen, als wir in den Tunnel einfuhren. Die Hufe hallten laut im Gewölbe.
„Meinetwegen“, meinte Großvater und im Schutze des Tunnels wechselten wir schnell die Plätze, bevor wir draußen vor dem Palast wieder in den Blick der Kamera gelangten. Nun saßen Simon und ich in Fahrtrichtung.
Im Freien erwartete uns ein nur leicht bewölkter Tag. Die goldenen Spitzen des Zauns glänzten majestätisch, und die bunten Uniformen gaben der Monarchie ihre Glorie und Pracht. Die vom Secret Service handverlesene Menge vor dem Palast jubelte den beiden Prinzen, meiner Schwester und der zukünftigen Prinzessin Kate zu. Für das Volk war William der gefühlte Thronfolger geblieben. Deshalb garantierte ihm Cramers neues Gesetz den Status eines Royals und seiner zukünftigen Gattin den Status einer Prinzessin, egal wie weit er in Zukunft in der Liste nach hinten rutschen würde.
Unsere Kutsche erreichte das offen stehende Gittertor. In den Hufschlag der Pferde mischte sich der Jubel der Menschenmenge. Und plötzlich ein Knall. Erst dachte ich, irgendwo sei einem Kind der Luftballon zerplatzt, doch das kurze „Bumm“ markierte einen tragischen Wendepunkt der Geschichte, nach dem die Welt nicht mehr dieselbe war wie noch einen Wimpernschlag zuvor.
Vergiftete Pfeile
Es ging alles sehr schnell. Da waren unzählige Dartpfeile, die den König seitlich trafen. Pferde wieherten, Menschen schrien, und ich lag einen Augenblick später an der Innenseite der Mauer. Zwei von Johns Leuten in Zivil, er selbst und drei rote Gardisten hatten mich eng umstellt. „Phase Rot! In den Tunnel mit dem Präsidenten und holt ihn von der verdammten Kutsche runter!“, schrie ein Secret-Service-Mann, als er an uns vorbeirannte. „Ihr roten Zinnsoldaten hier, Linie an der Mauer, sichern! Was macht ihr hier? Sightseeing?“
„EIP-Schutz. Schrei nicht rum wie General Washington persönlich. Kümmere dich nur um deinen Boss!“, giftete John nervös zurück. Der Amerikaner gab Ruhe. Dafür wurden nun Wachen in Stellung kommandiert.
„Deckung steht, John, bring EIP 3 nach P12-28. Status Rot!“, krächzte das Funkgerät in seiner Hosentasche.
John zog mich hoch, und im dichten Kreis seiner Leute und der Gardisten stolperte ich, mehr als dass ich rannte, zur Durchfahrt in den Innenhof. Dort in der Mitte des kurzen Tunnels drückten wir uns schnell in eine kleine, unauffällige Tür in den Palast hinein. Dahinter lag ein enges Treppenhaus, das wohl nur für Notfälle gedacht war. Also für jetzt.
„Setzen!“, befahl John und deutete auf die
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