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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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misstrauisch blickenden Mann.
    Ein Butler rief an und teilte uns mit, dass in einer halben Stunde Anprobe für die Abendgarderobe sei und danach noch vor dem Fünfuhrtee eine Audienz beim König. Wir mussten nun duschen, was Simons Palast-Schock etwas abmilderte. Der Zusammenschiss von Sir Geoffrey war schon ziemlich heftig, den steckte auch ich nicht einfach so weg.
    Das Personal putzte uns heraus, bis wir aussahen wie das Ehepaar Westerwelle-Mronz bei den Wagner-Festspielen. Auch der wieder aufgetauchte Sir Geoffrey war angezogen wie James Bond bei einer Cocktailparty. Nur sah er fünfzig Jahre älter aus als der Agent Ihrer bzw. nun Seiner Majestät.
    „Ich geleite die jungen Herren in den Empfangssalon. Dort wird den geladenen Gästen vor dem Staatsbankett eine Erfrischung gereicht. Der Präsident ist noch bei Seiner Majestät. Da wir zuvor eine Audienz mit dem Premier und Prinzessin Carmen mit Verlobtem einschieben mussten, blieb leider für Eure Hoheit kein Raum mehr im königlichen Terminkalender. Seine Majestät übermittelt Eurer Hoheit sein größtes Bedauern über diesen Engpass.“
    Ich bedankte mich für die Nachricht und wir folgten dem altgedienten Sir durch die imperialen Flure. Eigentlich war die Ausladung ein Affront, doch mir war es auch recht. Je weniger ich von all dem Theater meinem Simon zumuten musste, desto besser. Vielleicht war eine versöhnliche Geste angebracht, zumal er nun auch wieder die Anrede „Hoheit“ verwendet hatte.
    „Verzeihen Sie meine Unwissenheit, Sir Geoffrey, doch für welche Verdienste wurden Sie von Ihrer Majestät in den Adelstand erhoben?“
    „Ich führte im südlichen Afrika lange Zeit ein Internat und Krankenhaus, in Zusammenarbeit mit der anglikanischen Mission. Eine medizinische Grundversorgung ist jedoch nur ein Anfang der Entwicklungshilfe, erst mit Bildung werden unsere Bemühungen nachhaltig. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie das HI-Virus Leute dahinrafft. Von HIV sollte ja Ihresgleichen eine Ahnung haben.“
    Ich fasste die letzte Spitze des Sirs als Ablehnung meiner ausgestreckten Hand auf und blieb ihm eine lobende Bemerkung schuldig. Aids und Homosexualität ist nicht dasselbe und sein „Ihresgleichen“ klang nach Südafrika während der Apartheid. Vielleicht musste er seine Mission verlassen, weil er die Rassentrennung befürwortet hatte?
    Die eintreffenden Gäste konnten in mehreren, durch weite, offene Türen verbundenen Salons pendeln und mit ihren Drinks kleine Gruppen bilden. Der Premierminister Cramer kam gleich auf mich zu.
    „Die Bill of Royalty: Ich habe mit Seiner Majestät und dem Lord Speaker vereinbart, dass Seine Majestät das Gesetz in einem kleinen Staatsakt nächsten Mittwoch im Privy Council of the Sovereign unterzeichnet. So bleiben Sie während des Obama-Besuchs Kronprinz und danach ja Nummer drei. Ich würde es sehr schätzen, wenn Sie nächsten Mittwoch dabei sein werden. Es soll keinesfalls der Verdacht aufkommen, Ihre sexuelle Orientierung würde bei der Reform eine Rolle spielen. Als versöhnliche Geste gegenüber meinen LGBT-Wählern … ich meine … gegenüber der Community habe ich mit Seiner Majestät vereinbart, dass Sie und Ihr Lebenspartner morgen bei Seiner Majestät in der Kutsche sitzen dürfen.“
    „Darf man fragen, welchem Zweck diese … Idee dienen soll?“, grollte Sir Geoffrey.
    „Haben Sie nicht zugehört? Man verdächtigt uns der Homophobie“, antwortete ihm Cramer etwas ungehalten.
    „Verdacht? Die Monarchie muss für zeitlose Moral stehen und nicht für die verwerflichen Gelüste einer gottlosen Zeit. Darf ich etwas vorschlagen? Wir beschränken die Auftritte der beiden Schweizer weiterhin auf das Notwendigste und Sie schließen in Ihrem Gesetz solche Leute aus, damit wir abgesichert sind, falls – Gott bewahre! – Prinzessin Carmen etwas zustoßen sollte und wieder die Gefahr besteht, dass dieser Schweizer eines Tages den Thron besteigt.“
    Er nahm einem vorbeigehenden Kellner zwei Gläser Orangensaft vom Tablett, eines für sich und eines für Cramer.
    „Holen Sie das nach, Premier, wie Ihre Gattin den Hofknicks. Die beiden Schweizer sollen morgen in ihrem Etablissement Fish & Chips essen und danach in der Schweiz weiterstudieren oder nach China zum Katholikenvater dieses Herrn gehen. Jedenfalls ist morgen Abend dieser unsittliche Spuk vorbei!“
    Cramer verlor sein Wahlkampfgrinsen und blickte nun den grauen Sir finster an.
    „Meine gewählte Regierung bestimmt die

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