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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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Krankenhaus hatte eine Nachrichtensperre verhängt. Diese Stimmung nahm ich mit aufs Zimmer und grübelte sehr lange nach, was bei einer schlechten Nachricht aus dem Krankenhaus aus Simon und mir würde.
    Am nächsten Morgen, bevor die offizielle Pressekonferenz begann, rief Cramers Büro an. Die Ärzte würden nun von einem positiven Genesungsverlauf ausgehen und wir könnten nach einer Visite im Krankenhaus zum Flughafen fahren, wenn es denn unbedingt sein müsse.
    Gleich darauf besuchten wir den König. Ein offizieller Fotograf war zugelassen, der meinen Händedruck mit dem Monarch via Cramer veröffentlichen würde. Großvater war leider nur halb bei Bewusstsein und wir konnten ihm lediglich gute Besserung wünschen. Die Ärzte versicherten, die Benommenheit würde in wenigen Tagen verschwinden. Nachdem ich die Genesungswünsche draußen vor ein paar Pressevertreter wiederholt hatte, fuhr uns ein Rolls-Royce zum Flughafen.
    Als unsere Maschine der Swiss von Heathrow abhob, fühlte ich mich erleichtert, als wäre ich einer Katastrophe entkommen.

Die Mid-Twen-Crisis
    Händchen haltend bummelten wir am Abend durch die Zürcher Innenstadt. Wir redeten nicht viel, machten die übliche Tour vom Barfüßer an unsere Kneipe am Helvetiaplatz bis zum Rainbow Dome draußen im Industriegebiet Zürich-West. Dort ließ ich mir diesen schrecklichen Tag mit Lasershow und lauter Musik aus dem Kopf dröhnen. Inmitten von Schwulen tanzen, an der Bar knutschen und dabei in den Augen der Umstehenden nicht Abscheu, sondern Sehnsucht lesen, das tat gut nach Sir Geoffrey.
    Die Disco war gerammelt voll von jungen Männern und solchen, die sich dafür hielten. Das Design erinnerte sicher nicht zufällig an die Stamm-Disco aus Queer as Folk . Simon und ich tobten uns auf der Tanzfläche aus und die anderen Schwulen sahen in mir lediglich einen hübschen, langbeinigen Blonden, von denen es ein paar hier gab. Ich ging in der Menge tanzender Jungs auf, gelegentlich stieß einer „ganz zufällig“ mit der Hand gegen meinen Po und hie und da auch an meinen Schritt. Doch das macht eben die erotische Spannung aus.
    Am nächsten Morgen, als ich erwachte, legte ich Simons Hand auf meinem Bauch vorsichtig zur Seite und ließ den blonden Engel neben mir weiterschlafen. Der unschuldige Anblick meines schlafenden Simons war unbezahlbar. Wie konnte ein Sir Geoffrey einen solch friedlichen Menschen so extrem hassen?
    Ich kramte eine Turnhose heraus, zog sie an und ging hinunter ins Büro. Dort warf ich den PC an und scannte kurz die Nachrichten. Großvaters Zustand war stabilisiert worden, er werde wohl in spätestens vierzehn Tagen die wichtigsten königlichen Pflichten wieder wahrnehmen können. Ich spielte in den Nachrichten kaum eine Rolle, was mir recht war. In meinem E-Mail-Fach fand ich eine Nachricht von meinem Vater, der dringend um Rückruf bat.
    Ich trug ja nur ein Turnhöschen und Papi würde bestimmt eine Webcam haben. Erst wollte ich hinaufgehen und einen Pullover holen, doch dann hätte ich vielleicht Simon geweckt. In der Garderobe im Flur hing eine Jeansjacke, die würde es auch tun. Ich knöpfte sie ganz zu und öffnete dann Skype auf dem PC.
    Es dauerte einen Moment, bis Papi im Anzug erschien und hinter ihm eine Chinesin in Zweiteiler sein nicht gerade bescheidenes Büro verließ. Wir, oder besser gesagt, er plauderte über sein Big Business und wie er mit meiner Mutter vor drei Wochen dem chinesischen Ministerpräsidenten vorgestellt worden war, und verlor kein Wort zum Attentat und wie Simon und ich damit klarkommen würden. Krass! Nach etlichen Details, wie eklig die Luft in Peking sei und dass die Kommunistische Partei sich mindestens so protzig geben könne wie die Monarchie, stellte ich die dämliche Frage, warum er denn vom chinesischen Ministerpräsidenten eingeladen worden sei.
    „Das war eine Woche, nachdem die Bill of Royalty als eine der ersten Amtshandlungen von Cramer das Unterhaus passiert hatte und dieses Wahlkampfversprechen offenbar umgesetzt werden würde. Das machte mich zum Mann der zukünftigen Königin des Vereinigten Königreichs und vieler weiterer wirtschaftlich interessanten Staaten des Commonwealth. Tja, war schon eindrücklich mit dem chinesischen CEO, ich meine Ministerpräsidenten, die Verbotene Stadt zu besichtigen. Deine Mutter ist auch beeindruckt.“
    „O Mann! Du wirst trotzdem nicht Kaiser von China.“
    „Tu nicht wieder so link, Bueb! Schon gemerkt? Du warst einen Herzschlag von der

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