Plötzlich Royal
untersten Treppenstufen.
„Wo ist Simon? Ich will Simon sehen!“, schrie ich ihn an.
„Es geht ihm bestimmt gut! Er wird auf einem anderen Weg in Sicherheit gebracht. Das macht es für die Attentäter schwerer. Von Weitem sind Sie beide ja nicht zu unterscheiden“, erklärte mir John streng, aber ruhig.
Im Durchgangstunnel schrie die Palastwache Befehle. Die Vorderseite des Tunnels wurde in der Folge nun dicht besetzt und drei weitere Gardisten sicherten das hölzerne, eher schlichte Treppenhaus. Mein Knie brannte wie die Hölle. Ich zog das Hosenbein hoch, ich hatte eine ziemliche Schürfwunde abgekriegt. John warf einen kurzen Blick darauf und hob dann sein Funkgerät an den Mund:
„Wir sind in P12-28. EIP 3 bis auf ein paar Schürfwunden unverletzt. Keine medizinische Hilfe notwendig.“
„Ich will wissen, ob es Simon gut geht!“, trotzte ich und wollte zurück in den Tunnel.
„Reiß dich zusammen! Bist du Offizier oder nicht?“ John zog mich heftig am Arm zurück. Das brachte wieder etwas Ordnung in meinen Kopf und ich setzte mich auf die Treppe. John nahm es mit einem Kopfnicken zur Kenntnis und kontrollierte, ob auch alle Zugänge vom Haus her gesichert wurden. Zwei rot uniformierte Gardisten schickte er die Treppe hoch. Sie kamen etwa bis zur Mitte. Weitere zwei Gardisten stürmten herein, rannten an mir vorbei, die Treppe hoch und stießen oben eine Tür auf. Ein Alarm wurde dadurch ausgelöst.
„Hier John. Alarm P12-28 waren wir. Alles klar!“ Zwei Bärenfellmützen, die vorher im Tunnel gestanden hatten, sprangen erschrocken in unseren Noteingang herein. Im selben Augenblick raste Obamas Panzerlimousine durch den Tunnel aus dem Palast hinaus. Ich verstand das nicht. Der Innenhof des Palastes würde doch Deckung geben.
„John, wissen Sie, was da abgeht?“
„Nein, Sir! Im Krisenfall weiß jeder nur so viel, wie es unbedingt sein muss.“
Das Treppenhaus wurde mittlerweile von einem Dutzend Mann der königlichen Garden gesichert.
„Garde, hier John. Sicherung in P12-28 ist ausreichend. EIP 3 wohlauf.“
„Verstanden, John. Bitte am Ort all clear abwarten“, scherbelte der Funk. Durch den Tunnel fuhren Sirenen in den Innenhof. Auch das war merkwürdig, das Attentat war doch draußen passiert. Warum fuhr man in den Palast hinein? Doch nochmals zu fragen, traute ich mich nicht.
„Ich hab damit nichts zu tun, John!“
„Hat auch niemand behauptet, Eure Hoheit.“
„Fragen Sie doch mal nach Simon.“
John zögerte einen Moment, aber hob dann doch sein Funkgerät an den Mund.
„Garde, hier John, EIP 3 möchte wissen, wie es VIP 13 geht.“
„John, hier Garde, VIP 13 hat leichte Kopfverletzungen. Ein Pflaster und ein Eisbeutel werden reichen.“
„Danke“, antwortete ich, die Meldung entspannte mich ungemein. Wenn Simon was Ernsthaftes passiert wäre, hätte mich John in die Klapse einliefern können. Doch nun konnte ich wieder klarer denken.
„Der König und Sie hatten ja Kevlarwesten an. Diese Pfeile werden bestimmt nicht tödlich gewesen sein“, versuchte John uns alle hier im engen Treppenhaus zu beruhigen.
„Simon und ich haben jedenfalls keine.“ Das mit den schusssicheren Westen war mir neu.
John schaute mich mit großen Augen an. „Sie tragen auch nicht den vorgesehenen Anzug.“
„Ich weiß. Es tut mir leid. Wir haben mit dem König die Plätze im Tunnel getauscht, weil Simon immer schlecht wird, wenn er rückwärtsfährt. Ich wäre jetzt wohl tot, wenn er nicht diese Macke hätte.“
Ich hörte einen vertrauten Lärm und ein Radpanzer brummte vorbei, kam gleich darauf zurück in den Tunnel und bremste vor der Seitentür. John steckte zuerst den Kopf in den Tunnel und winkte mich dann raus. Vorne am Ausgang stand dicht eine Reihe Gardisten stramm, damit der Blick in den Tunnel erschwert wurde. John und ich stiegen schnell ein. Die vierköpfige Besatzung im Inneren des Panzers trug Kampfuniform, und da saß auch Simon mit einer anständigen Beule am Kopf, die er wohl erst während der Flucht gleich nach dem Attentat abgekriegt hatte. Vor den grimmig salutierenden Soldaten trauten wir uns nicht, einander in die Arme zu fallen. Ich setzte mich auf die Seitenbank und sicherte mich mit dem Gurt. Der Sergeant gegenüber nickte zufrieden. John stieg als Letzter ein und die Heckklappe schloss sich.
„Setzen! Gurt, John!“, befahl ich streng. Der Gurt passte gerade noch über seinen Bauch.
Der Radpanzer setzte sich ruckartig in Bewegung. Über sein Headset
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