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Ploetzlich verliebt

Ploetzlich verliebt

Titel: Ploetzlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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– stand ich zum ersten Mal in meinem Leben hilflos vor meinem Kleiderschrank.
    Du meine Güte. So einen leeren Kopf hatte also Luna jeden Morgen? Das war ja furchtbar. Ich sah die ganzen T-Shirt-Stapel und die Kleider auf den Bügeln, aber daraus formte sich nicht wie sonst immer ein komplettes Outfit in meinem Kopf, nein. Gähnende Leere war da, sonst nichts. Mit erhobenen Armen drehte ich mich um. »Was soll ich nur anziehen?«
    Luna lachte: »Dass ich das noch mal erlebe, Cousinchen. Lass mal sehen.« Sie stellte sich neben mich, einen Arm vor der Brust, den anderen Ellbogen darauf gestützt, und klopfte sich nachdenklich mit einem Finger an die Lippen. Sie sah einigermaßen hilflos aus.
    Marli schob sie zur Seite. »Okay. Beim ersten Date darfst du dich auf keinen Fall verkleiden, du musst dich wohlfühlen«, bestimmte sie. »Und nichts zu Enges, nichts, was dich einschnürt. Wie wir heute Mittag gesehen haben, wirst du sowieso schon genug Probleme haben, überhaupt Luft zu bekommen, wenn Henri in deiner Nähe ist.«
    Â»Hey …!«, fing ich an zu protestieren, aber verstummte gleich wieder, als ich Marlis und Lunas Blicke sah. Sie hatte ja leider recht.
    Marli griff in meinem Kleiderschrank, zog ein paar Klamotten heraus und drapierte sie auf meinem Bett.
    Schmale schwarze Jeans, weißes T-Shirt, graue Bikerjacke.
    Dann machte sie sich über unseren Schuhschrank her. »Auf keinen Fall Turnschuhe, das ist uncool bei einem ersten Date. Stiefel mit einem kleinen Absatz. Die hier sind perfekt.« Nachdem sie die grauen Stiefel vors Bett gestellt hatte, fuhr sie fort: »Nicht zu viel Schmuck. Kleine Ohrringe. Er soll ja nicht vom Wesentlichen abgelenkt werden, was natürlich deine Augen sind.«
    Woher wusste sie das alles? »Dafür, dass Jungs dir gestohlen bleiben können, kennst du dich ganz schön aus«, sagte ich.
    Â»Abendessen!«, rief Tante Anna von unten.
    Â»Okay«, sagte Luna. »Ich geh runter und erkläre ihnen, dass wir heute auf dem Zimmer essen. Wegen dem Schulprojekt und so weiter.«
    Â»Was für eins?«, fragte ich, während Marli in meinem Schmuckkästchen herumwühlte. Schließlich zog sie winzige Sternenohrringe heraus. »Die sind genau richtig.«
    Luna, schon die Türklinke in der Hand, drehte sich um. »Hm?«
    Â»Was für ein Projekt?«
    Â»Handel und Ernährung am Beispiel von Orangensaft«, rief Marli wie aus der Pistole geschossen. »Und vergiss nicht, drei Gläser davon mitzubringen.«
    Ich kicherte. Ich kicherte?
    Ich kichere sonst eigentlich nie. Ich lache, ja, ich grinse und so weiter, aber kichern? Das war neu. Mann, war ich aufgeregt. Als Luna verschwunden war, fiel mir siedend heiß etwas ein. »Meinst du, ich sollte mir noch schnell Visitenkarten ausdrucken?«
    Marli sah mich entgeistert an. »Wozu das denn?«
    Â»Na ja, ich hab ihm schließlich was von wegen Management und Vertragsverhandlungen erzählt. Eine eigene Homepage wär auch nicht schlecht.«
    Â»Klar.« Marli sah auf die Uhr. »Kein Problem, wir haben ja noch eine Dreiviertelstunde Zeit.« Dann prustete sie los.
    Ich ignorierte sie und was auch immer sie gerade so witzig fand. »So spät ist es schon? Wo bleibt Luna bloß mit dem Essen?« Ich hatte jetzt wirklich mächtigen Hunger und meine Dressed-to-kill-Klamotten wollte ich erst anziehen, nachdem ich gegessen hatte. So nervös und zittrig, wie ich war, wäre ein Großteil sonst als Fleck auf meinem weißen Date-Shirt gelandet.
    Die Tür ging auf. Luna balancierte, die Zunge vor Konzentration halb rausgestreckt, ein riesiges Tablett mit drei dampfenden Tellern darauf. Spaghetti mit Ricottabällchen und Tomatensoße, meine Lieblingsnudeln. Ich nahm das mal als gutes Omen für den weiteren Verlauf des Abends. Allerdings nur, bis hinter Luna Gregs Kopf auftauchte … und er plötzlich mitten in unserem Zimmer stand. Er trug eine Flasche Orangensaft unter den Arm geklemmt und drei Gläser in den Händen.
    Â»Greg wollte mir unbedingt tragen helfen«, erklärte Luna schulterzuckend, nachdem sie das Tablett auf ihrem Schreibtisch abgestellt hatte.
    Mit zusammengekniffenen Augen musterte ich Greg und stellte fest, dass er sich insgesamt gar nicht ähnlich sah. Erstens einmal hing ihm nicht das Haar wie sonst strähnig in die Augen, nein, er trug es zurückgegelt wie … eine Bulette. Und

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