Ploetzlich verliebt
so, dass sie ein Auge zudrückt, ausnahmsweise?«
»Oder wir besorgen ihr für heute Abend auch eine Verabredung mit einem Typen, dann ist sie beschäftigt«, bot Marli an.
»Oh Mann.« Ich blieb im Park stehen, wohin wir nach der Schule geflüchtet waren (zum Glück, ohne dass Poldi uns gesehen hätte), und lieà mich zu Boden sinken. Obwohl der ziemlich kalt war. Aber ich hatte auf einmal
überhaupt keine Kraft mehr in den Beinen. »Selbst wenn wir ihr innerhalb weniger Stunden einen Typen für sie finden könnten, bleiben immer noch Opa und Tante Anna und Onkel Frank â¦Â«
»Mein Vater würde nix mitbekommen, da könntest du sogar direkt vor seiner Nase aus dem Fenster klettern«, unterbrach Luna mich. »Aber bei den anderen hast du recht.«
Marli zog mich hoch. »Egal, genauso machen wir es. Du haust durchs Fenster ab und triffst dich mit Henri. Heimlich.« Sie strahlte. »Und wir werden dich decken. No sweat!«
»Okay«, sagte ich langsam. No was?
»Und zwar übernachte ich heute bei euch, okay? Meine Tante hat bestimmt nichts dagegen.«
»Um unsere Mütter kümmere ich mich«, sagte Luna.
»Gut. Wir verziehen uns auf euer Zimmer und sagen, dass wir was zu tun haben und nicht gestört werden wollen. Schulprojekt oder so was. Suse, du verschwindest durchs Fenster und Luna und ich machen genug Lärm für drei. Falls mal jemand reinkommt, bist du halt gerade auf dem Klo oder so.«
»Ist riskant, aber deine einzige Chance. Und es könnte klappen«, meinte Luna und nickte, wie um den frisch geschmiedeten Plan abzusegnen. Marli und sie klatschten sich ab und ich riss die beiden vor Dankbarkeit in die Arme. Jetzt mussten wir noch die Stunden totschlagen, bis die Schule aus war. Und danach hatte ich nur noch gut sechs Stunden, um mich auf das allererste Date meines Lebens vorzubereiten.
Das könnte knapp werden.
Ich saà mit nackten Beinen und mit T-Shirt bekleidet auf dem Schreibtischstuhl, den Kopf leicht nach hinten gelegt. Marli schmierte mir eine Mischung aus Banane, Ei und Honig ins Gesicht, während Luna gerade unten in der Küche Milch mit Zucker und geriebenen Haselnüssen vermischte. Für Milchshakes, falls Tante Anna nachfragen sollte. Aber in Wirklichkeit sollte die Mixtur für unglaublichen Glanz in meinen Haaren sorgen â die Rezepte hatten wir aus dem Internet.
Wir hatten erst meine Mutter angerufen und dann Marlis Tante, um zu fragen, ob sie bei uns übernachten dürfe. Alle waren einverstanden gewesen.
Nachdem das geklärt war, verzogen wir uns auf unser Zimmer und legten alles bereit, was wir brauchten. Luna kam aus der Küche zurück, als Marli mir gerade Gurkenscheiben auf die Augen drückte. Kalt und frisch fühlten sie sich an, aber wirklich entspannt war ich nicht. Die Zeit rannte mir davon. »Okay, wie lange haben wir noch?«
»Dreieinhalb Stunden«, hörte ich Marli antworten.
Ich spürte, wie Luna das Gemisch in meine nassen Haare einmassierte. »Folgendes, Cousinchen«, sagte sie. »Gute Themen für ein erstes Date sind: Kinofilme, vor allem auch Zombienight 1 bis 3, Musik, Hobbys, Schule. Ganz wichtig: Quatsch ihn nicht voll. Und stell ihm ab und zu eine Frage, damit er merkt, dass du eine gute Zuhörerin bist.«
Ich wollte etwas entgegnen, aber jemand begann gerade, meine Lippen mit Honig zuzukleistern. Marli vermutlich.
»Immer Blickkontakt halten«, fuhr Luna fort. »Viel lachen, aber nicht zu viel. Du sollst freundlich rüberkommen, aber nicht albern oder gar irre.«
Ich schüttelte den Kopf, was so viel heiÃen sollte wie Ich bin ja nicht blöd!, und da wären mir beinahe die Gurkenscheiben von den Augen gerutscht. Aber weil Luna mit ihrem Tomputer schon über zwei Monate ihren persönlichen Liebesfilm drehte, schadete es sicher nicht, weiter zuzuhören. SchlieÃlich war sie â ausgerechnet die Kleinste von uns dreien! â ja in der Tat die Einzige, die schon Erfahrungen mit Jungs â oder besser: einem Jungen â gemacht hatte.
Eine halbe Stunde später stellte ich mich unter die Dusche. Die geriebenen Haselnüsse aus meinen Haaren zu bekommen, dauerte allein schon eine halbe Stunde. Eine weitere verging, als ich hinterher meine Locken mit Fön und Glätteisen bändigte. Dann cremte ich mich noch von Kopf bis Fuà mit nach Vanille duftender Körperbutter ein und dann
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