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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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in ungefähr einer halben Stunde noch einmal ein paar Minuten zur Verfügung stehen?«
    »Aber gerne.« Der junge Offizier blickte ihn neugierig an und wischte sich über die Stirn, als er aufstand.
    »Und jetzt, Hastings«, sagte Poirot lächelnd, als sich die Tür hinter ihm schloss, »sehen Sie doch sicher klar. Nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Sagt Ihnen die Liste der Worte gar nichts?«
    Ich überlegte und schüttelte schließlich den Kopf.
    »Ich will Ihnen helfen. Zuerst antwortete Black sicher und ohne zu zögern, daraus können wir schließen, dass er kein Schuldgefühl zu verbergen hatte. ›Nacht‹ auf ›Tag‹ und ›Ort‹ auf ›Name‹ sind ganz normale Assoziationen. Die Sache begann mit ›Bernard‹, was ihn auf den hiesigen Arzt gebracht haben müsste, wenn er ihn gekannt hätte. Anscheinend war das nicht der Fall. Entsprechend unserer Unterhaltung sagte er ›Dinner‹, als ich ›Dienstag‹ sagte, aber ›Reise‹ und ›Land‹ wurde mit ›Schiff‹ und ›Uganda‹ beantwortet, was klar zeigt, dass ihm die weite Reise wichtig war und ihn hierher geführt hatte. ›Geschichte‹ erinnerte ihn an eine der Löwengeschichten, die er beim Essen erzählt hatte. Ich fuhr fort mit ›Vogelflinte‹, und er antwortete völlig unerwartet mit ›Farm‹. Als ich ›Schuss‹ sagte, antwortete er mit ›Selbstmord‹. Die Gedankenverbindung scheint klar. Ein Mann, den er kennt, verübte irgendwo auf einer Farm mit einer Vogelflinte Selbstmord. Offenbar denkt er noch immer an die Geschichten, die er beim Essen erzählt hat. Sie sind doch sicherlich damit einverstanden, wenn ich nun Captain Black wieder rufe und ihn bitte, die besondere Selbstmordgeschichte zu erzählen, die er am Dienstagabend beim Essen zum Besten gab, ich glaube, ich bin mit meiner Annahme nicht weit von der Wahrheit entfernt.«
    Black war ganz offen. »Jawohl, ich erzählte beim Dinner eine Geschichte, jetzt fällt es mir wieder ein. Ein Bursche erschoss sich auf einer Farm da draußen. Er tat es mit einer Vogelflinte durch die Mundhöhle, die Kugel drang ins Gehirn. Die Ärzte waren völlig ratlos – man sah gar nichts, nur ein wenig Blut auf den Lippen. Aber was…«
    »Was das mit Mr Maltravers zu tun hat? Sie wissen nicht, dass man ihn mit einer Vogelflinte neben sich fand?«
    »Glauben Sie, dass meine Geschichte ihn draufgebracht hat – oh, das ist ja entsetzlich!«
    »Machen Sie sich keine Sorgen darüber – es wäre so oder so passiert. Ja – ich muss jetzt mit London telefonieren.«
    Poirot führte ein längeres Gespräch mit London und kam sehr nachdenklich zurück. Er ging dann am Nachmittag alleine weg, kam zurück und verkündete gegen sieben Uhr, dass er es jetzt nicht länger aufschieben könne, der jungen Witwe die Nachrichten zu überbringen. Mrs Maltravers hatte inzwischen meine ungeteilte Sympathie gefunden. Sie stand jetzt nicht nur ohne Geld da, sondern auch mit dem Bewusstsein, dass ihr Mann sich selbst getötet hatte. Das ist für keine Frau leicht. Ich hoffte, der junge Black würde sich fähig erweisen, sie zu trösten, nachdem der erste Kummer vorbei war. Es war offensichtlich, dass er sie sehr bewunderte.
    Unsere Unterhaltung war für die junge Frau schmerzlich. Sie weigerte sich leidenschaftlich, die Tatsachen, die Poirot ihr unterbreitete, zu glauben, und als sie sich zuletzt überzeugen musste, brach sie bitterlich weinend zusammen. Als wir die Leiche untersuchten, fanden wir unseren Verdacht bestätigt. Poirot tat die arme Frau sehr leid, aber letztlich arbeitete er im Auftrag der Versicherungsgesellschaft, und was blieb ihm übrig? Als er sich von Mrs Maltravers verabschiedete, sagte er freundlich zu ihr:
    »Madame, Sie müssen doch besser als alle anderen Leute wissen, dass die Toten nicht für immer ruhen!«
    »Was meinen Sie damit?«, stammelte sie und bekam große Augen.
    »Haben Sie denn nie an spiritistischen Sitzungen teilgenommen? Sie sind doch ein gutes Medium, das wissen Sie doch.«
    »Das hat man mir schon gesagt. Aber Sie glauben doch nicht etwa an Spiritismus?«
    »Madame, ich habe manche seltsamen Dinge gesehen. Wissen Sie, dass man im Dorf sagt, in diesem Haus spuke es?«
    Sie nickte. In diesem Augenblick meldete das Mädchen, das Essen sei angerichtet.
    »Wollen Sie nicht dableiben und eine Kleinigkeit zu sich nehmen?«
    Wir nahmen dankbar an, und ich hoffte, unsere Anwesenheit würde dazu beitragen, sie etwas von ihrem Kummer abzulenken. Wir hatten gerade die

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