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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Suppe gegessen, als vor der Tür ein Schrei ertönte, dem das Klirren von zerbrochenem Porzellan folgte. Wir sprangen auf. Das Mädchen erschien erschrocken und presste die Hand aufs Herz.
    »Ein Mann – er stand im Flur.«
    Poirot rannte hinaus, kam aber sofort zurück.
    »Ist da niemand, Sir?«, sagte das Mädchen schwach. »Oh, ich habe so einen Schreck bekommen!«
    »Aber warum?«
    Sie flüsterte nur noch. »Ich dachte – ich dachte, es sei der gnädige Herr gewesen –, er sah aus wie er.«
    Mrs Maltravers bekam einen furchtbaren Schock, und ich erinnerte mich an den alten Aberglauben, dass Selbstmörder keine Ruhe finden. Sicherlich dachte sie auch daran, denn eine Minute später umkrampfte sie Poirots Arm.
    »Haben Sie das gehört? Es klopfte dreimal am Fenster! So hat er immer geklopft, wenn er um das Haus ging.«
    »Der Efeu«, rief ich. »Er schlägt gegen die Scheibe.«
    Aber eine Art von Panik ergriff uns alle. Das Mädchen war offensichtlich ganz entsetzt, und als die Mahlzeit vorüber war, bat Mrs Maltravers Poirot, doch noch zu bleiben. Sie fürchtete sich offensichtlich, allein bleiben zu müssen. Wir saßen in dem kleinen Frühstückszimmer. Wind war aufgekommen und heulte um das Haus. Zweimal ging die Tür von selbst auf – ganz langsam –, und jedes Mal klammerte sich die junge Frau mit entsetztem Stöhnen an mich.
    »Ah, diese Tür, die ist wie verhext!«, rief Poirot ärgerlich. Er stand auf und schloss sie wieder, dann drehte er den Schlüssel im Schloss herum. »Ich werde sie zuschließen, so!«
    »Tun Sie das nicht«, hauchte sie, »wenn sie jetzt wieder aufgeht…«
    Und während sie noch sprach, ereignete sich das Unmögliche. Die verschlossene Tür ging ganz langsam auf. Ich konnte von meinem Platz aus nicht in den Gang hinaussehen, aber sie und Poirot sahen es. Sie schrie auf.
    »Haben Sie ihn gesehen – dort im Gang?«, rief sie.
    Er starrte sie mit einem Blick an, als begriffe er nicht, dann schüttelte er den Kopf.
    »Ich habe ihn gesehen – meinen Mann –; Sie müssen ihn auch gesehen haben.«
    »Madame, ich habe nichts gesehen. Ist Ihnen nicht wohl – Sie sind verwirrt…«
    »Mir ist ganz wohl, ich – o Gott!«
    Plötzlich, ohne Warnung, flackerten die Lichter und gingen aus. Aus der Dunkelheit kamen drei laute Klopftöne. Ich konnte Mrs Maltravers stöhnen hören.
    Und dann – sah ich!
    Der Mann, den ich oben auf dem Bett gesehen hatte, stand vor uns, und ihn strahlte ein schwaches geisterhaftes Licht an. Auf seinen Lippen war Blut, und er streckte seinen rechten Arm aus und deutete mit dem Finger. Plötzlich schien ein starkes Licht von ihm auszustrahlen. Er berührte Poirot und mich – dann verharrte er bei Mrs Maltravers. Ich sah ihr schneeweißes, entsetztes Gesicht und dann noch etwas anderes.
    »Mein Gott, Poirot!«, rief ich. »Schauen Sie sich ihre Hand an, die rechte Hand. Es ist alles rot!«
    Auch ihr Blick fiel darauf, und sie sank halb ohnmächtig zu Boden.
    »Blut«, schrie sie hysterisch. »Ja, es ist Blut! Ich habe ihn umgebracht! Ich! Er hat mir gezeigt, wie man es machen soll, dann legte ich meine Hand auf den Abzug und drückte ab. Retten Sie mich vor ihm… retten Sie mich! Er ist zurückgekommen!«
    Ihre Stimme erstarb gurgelnd.
    »Licht«, sagte Poirot trocken.
    Die Lichter gingen wie von Zauberhand wieder an.
    »Nun, haben Sie es gehört, Hastings? Und Sie, Mr Everett? Übrigens, das ist Mr Everett, ein gutes Mitglied der Theatergruppe. Ich habe ihn heute Nachmittag angerufen. Seine Maske ist gut, nicht wahr? Ganz wie der tote Mr Maltravers – mit einer Taschenlampe und der nötigen Leuchtfarbe machte er einen tadellosen Eindruck. Wenn ich Sie wäre, würde ich die rechte Hand der Dame nicht anfassen, Hastings, rote Farbe geht so schlecht weg. Als die Lichter ausgingen, umklammerte ich ihre Hand, sehen Sie. Übrigens dürfen wir unseren Zug nicht versäumen. Inspektor Japp ist draußen am Fenster. Eine böse Nacht, aber er hat sich die Zeit vertrieben, indem er ab und zu an das Fenster geklopft hat.«
    »Sehen Sie«, fuhr Poirot fort, als wir durch Wind und Regen stapften. »Da waren ein paar Widersprüche. Der Doktor schien den Verstorbenen für einen Anhänger der Christian Science zu halten. Wer außer Mrs Maltravers konnte ihn auf diese Idee gebracht haben? Und sie wiederum schilderte ihren Mann als einen Menschen, der von bösen Todesahnungen gequält wurde. Warum war sie beim Wiedererscheinen des jungen Black so erschüttert? Und schließlich

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