Poirots erste Fälle
können.«
»Ich sehe nicht, dass uns das viel weiterbringt«, erwide r te ich kühl.
»Au contraire, es bringt uns einen Riesenschritt we i ter, wirklich, einen Riesenschritt! Wenn Sie schon eine Kr a wattennadel tragen mü s sen, mein lieber Hastings, dann stecken Sie sie bitte genau in die Mitte Ihrer Kr a watte. Im Moment sitzt sie etwas zu weit rechts.«
»Waverly Court« war ein schöner alter Landsitz und erst kürzlich mit Geschmack und großer Sorgfalt ren o viert worden. Mr Waverly zeigte uns die Ratsstube, die Terra s se und alle anderen Örtlichkeiten, die mit dem Fall z u sammenhingen. Schließlich drückte er in der Halle auf Poirots Bitte hin auf eine Feder in der Wand, ein Stück der Täfelung glitt zur Seite, und wir gelangten durch e i nen kurzen Korridor in das Priesterve r steck.
»Es ist nichts drin, wie Sie sehen«, sagte Waverly.
Der winzige Raum war tatsächlich kahl, es gab nicht einmal eine menschliche Fußspur auf dem Boden. Ich ging zu Poirot, der sich in der Ecke aufmerksam über mehrere Abdrücke beugte.
»Wofür halten Sie das, mein Freund?«
Die vier Abdrücke waren dicht beieinander.
»Ein Hund!«, rief ich.
»Ein sehr kleiner Hund, Hastings.«
»Ein Spitz.«
»Kleiner als ein Spitz.«
»Ein Griffen?«, fragte ich zweifelnd.
»Sogar noch kleiner als ein Griffen. Eine Rasse, die dem Zuchtve r band unbekannt ist.«
Ich sah ihn an. Sein Gesicht strahlte vor Erregung und Zufri e denheit.
»Ich habe Recht gehabt«, murmelte er. »Ich wusste, dass ich Recht hatte. Kommen Sie, Hastings.«
Als wir wieder in der Halle standen und die Täfelung sich hinter uns schloss, kam eine junge Dame aus e i ner Tür fast am Ende des Korr i dors. Mr Waverly stellte sie uns vor. »Miss Collins.«
Miss Collins war ungefähr dreißig, energisch und le b haft. Sie hatte helles, ziemlich glanzloses Haar und trug einen Kneifer.
Auf Poirots Bitte begleitete sie uns in ein kleines Frü h stück s zimmer, wo er sie sehr eingehend über das Personal befragte. Vor allem über Tredwell. Sie gab zu, dass sie den Butler nicht mochte.
»Er tut so vornehm«, erklärte sie ihre Abneigung.
Dann wandten sie sich der Frage zu, was Mrs W a verly am Abend des Achtundzwanzigsten gegessen hatte. Miss Collins sa g te, sie habe oben in ihrem Wohnzimmer die gleichen Speisen zu sich genommen, sei jedoch nicht e r krankt. Als sie gehen wollte, stieß ich Poirot leicht an. »Der Hund«, flüsterte ich.
»Ach ja, der Hund!« Er lächelte breit. »Hält man hier übrigens Hu n de, Mademoiselle?«
»Ja, draußen im Zwinger gibt es zwei Apportierhu n de.«
»Nein, ich meine einen kleinen Hund, eher einen Spie l zeu g hund.«
»Nein, so was gibt es ganz bestimmt nicht.«
Poirot erlaubte ihr zu gehen. Während er auf den Kli n gelknopf drückte, sagte er: »Sie lügt, die gute Mademoise l le Collins. Wah r scheinlich würde ich es an ihrer Stelle auch tun. Und jetzt der Butler.«
Tredwell war eine würdevolle Erscheinung. Er erzäh l te seine Geschichte sehr selbstbewusst. Sie war im Wesen t lichen dieselbe wie die von Mr Waverly. Er gab zu, dass er das Geheimnis des Priesterverstecks kan n te.
Als er sich, hoheitsvoll bis zuletzt, schließlich zurüc k zog, bege g nete ich Poirots fragendem Blick.
»Wie sehen Sie die ganze Sache, Hastings?«
»Und wie sehen Sie sie?«, parierte ich.
»Wie vorsichtig Sie werden. Nie, niemals werden die grauen Ze l len funktionieren, wenn man sie nicht reizt. Ach, aber ich will Sie nicht necken. Ziehen wir gemei n sam unsere Schlüsse. Welche Punkte kommen uns b e sonders schwierig vor?«
»Mir ist eines aufgefallen«, sagte ich. »Warum hat der Mann, der das Kind entführte, den Park durch das südl i che Tor verla s sen, statt durch das östliche, wo niemand ihn gesehen hätte?«
»Das ist ein sehr guter Punkt, Hastings, ein ausgezeic h neter s o gar. Ich füge einen zweiten hinzu. Warum hat er die Waverlys vorher g e warnt? Warum hat er das Kind nicht einfach entführt und Lösegeld verlangt?«
»Weil sie hofften, das Geld zu bekommen, ohne in A k tion treten zu müssen.«
»Aber es war höchst unwahrscheinlich, dass das Geld nur auf eine Drohung hin bezahlt werden würde.«
»Man wollte die Aufmerksamkeit auf zwölf Uhr le n ken, damit der echte Entführer während des allgeme i nen Durcheinanders bei der Festnahme des Landstre i chers unbemerkt sein Versteck ve r lassen und mit dem Kind entkommen konnte.«
»Das ändert nichts an der Tatsache, dass etwas e r
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