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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
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Studio oder Wunderwerk plastischer Chirurgie ist, sondern das Ergebnis jahrelanger harter Arbeit ... und Konditionstraining scheint zwingend dazuzugehören, sonst wäre er nicht schon seit einer Dreiviertelstunde ununterbrochen an meiner Seite, obwohl er genauso schwitzt wie ich und genauso ausgepowert stehen bleibt, als ich – wie immer – an der Uhr am Bundesplatz stehen bleibe und ein paar Mal tief durchatme.
    »Du bist gut«, gebe ich unumwunden zu, »so eine Kondition hätte ich dir nicht zugetraut.«
    Shahin grinst. »Das tun die Wenigsten – wenn du magst, gehen wir in Zukunft öfter joggen.«
    Er lacht und streift sich sein Haar aus dem Gesicht, löst das Band und bindet es neu, geht kurz in die Knie zum Verschnaufen, steht dann wieder auf und deutet aufs »Café Olé«.
    »Lust auf ein zweites Frühstück?« Klaro, Condom-Boy. Kannst du Gedanken lesen?
    Kaum haben wir an einem der Tische draußen Platz genommen, steht die Bedienung bei uns. »Guten Morgen zusammen, wie immer, meine Herren?« Shahin nickt, geistesabwesend, tippt irgendetwas in sein Handy, wahrscheinlich eine SMS, und ich flüstere der Bedienung zu, sie möge uns beiden schon das gleiche bringen wie immer – aber umgekehrt, das heißt, Shahin bekommt meine Kombination und ich seine. Bei dem Gedanken an Shahins Gesicht muss ich grinsen. Da schmeckt der O-Saft, der uns beiden kredenzt wird, gleich doppelt so gut. Als wir dann jedoch beide Rührei mit Schinken und Körnerbrötchen serviert bekommen, gefriert mein überhebliches Lächeln langsam, und es zerfällt in seine Einzelteile, als die Bedienung Tomaten mit Mozzarella bringt, zwei Portionen, versteht sich. Erst als Shahin meinen Milchkaffee und ich eine Tasse grünen Tee bekomme, geht mir ein Licht auf. Das gleiche Frühstück!!! Ich fass es nicht.
    Derweil piepst Shahins Handy, er schaut kurz darauf, bestellt noch einen weiteren Milchkaffee, zwei Croissants mit Marmelade und ein drittes Gedeck, was darauf schließen lässt, dass noch jemand kommt. Na klar, er hat Freunde, wie jeder normale Mensch welche hat. Und so, wie ich jetzt beginne, ein in den Augen der anderen Menschen normales Leben zu führen, so werde ich wohl auch Freunde bekommen – oder das, was man im Allgemeinen dafür hält. Also Menschen, nach denen man sich richten muss, um deren offensichtliche Sympathie zu erringen. Menschen, die dich ausnutzen, damit sie dir den Anschein geben, beliebt zu sein, was dir wiederum Vorteile bei anderen Menschen verschafft, damit genügend Ressourcen da sind für die zweite Runde – oder so ähnlich. Mein Gott, was bin ich froh, keine Freunde zu haben! Bei ihm ist das was anderes: Er gehört zu mir.

70
    Brix
     
    Es dauert eine ganze Weile, bis plötzlich eine junge Frau auftaucht, Shahin um den Hals fällt, ihn küsst. Fast werde ich eifersüchtig, bis mir auffällt, dass ich dieses Gesicht schon mal irgendwo gesehen habe.
    »Marianne, das ist Brix, mein ... mhm... Freund«, stellt Shahin uns vor.
    »Marianne Böckler«, stellt sich die junge Frau selbst vor und reicht mir die Hand. »Wir kennen uns ja bereits.« Dabei grinst sie mich spitzbübisch an. Und wie ich noch darüber nachgrüble, woher ich die Frau kenne, kommt mir die Erleuchtung. Die Jungkuh! Uhm... die Taxifahrerin, von vor dem Reisebüro.
    »Ähm ... hallo.« Oh Mann, jetzt versteh ich, warum die so energisch wurde. Shit, ist das peinlich. Aber die Jungkuh ignoriert das anscheinend und plaudert stattdessen lieber mit Shahin. Dabei fällt das Wort »München«.
    »München?«, frage ich, plötzlich aufmerksam geworden.
    »Ja«, grinst Shahin, »ich war letzte Woche in dem Reisebüro, weil ich einen Flug buchen wollte. Ich hatte Dienstag ein Vorstellungsgespräch in München.«
    Na klasse, auch das noch. Ich sag’s ja ... ich hätte den Job in München angenommen und ER wäre da aufgetaucht. Das heißt, ich hätte ihm sowieso nicht ausweichen können, wird mir gerade schlagartig klar, was nur einen Schluss zulässt: Er ist wirklich mein Schicksal, und meine Tante hat recht. Darauf brauch ich nen Whisky. Ich winke der Bedienung, und sie deutet meine Handbewegung richtig – ich komme ja regelmäßig hierhin – und bringt mir einen Doppelten auf Eis. Ich nehme erst einen Schluck, um meine kurzzeitig flatternden Nerven zu beruhigen, und frage dann vorsichtig nach: »Und?«
    Shahin grinst. »Na ja, wahrscheinlich habe ich den Job – das Problem ist nur, habe ich Lust auf München? Auf Weißbier, bayerische Tucken und

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