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Polar Star

Polar Star

Titel: Polar Star Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Parteifunktionär aus dem Weg zu gehen, indem er sich bei Versammlungen im Hintergrund hielt und Bordfesten grundsätzlich fernblieb. Es war das erste Mal, daß die beiden allein zusammentrafen.
    Obschon Wolowoi der Erste Maat des Schiffes war und ständig in einer Fischerjacke aus Segeltuch und mit Stiefeln herumlief, kümmerte er sich weder ums Ruder noch um die Seekarten. Denn der Erste Maat war Parteifunktionär. Für so prosaische Angelegenheiten wie Fischerei und Navigation war ein Chefmaat zuständig. Eine höchst verwirrende Regelung. Wolowoi, der Erste Maat, sorgte für Disziplin und Moral an Bord; er war verantwortlich für die handgemalten Transparente im Korridor mit Texten wie: »Dritte Schicht erringt Goldwimpel im sozialistischen Wettstreit!« Jeden Mittag verlas er übers Schiffsradio die Nachrichten, ein Potpourri aus Telegrammen, die stolzen Matrosen mitteilten, daß sie daheim in Wladiwostok Vater geworden waren, und Meldungen aus dem revolutionären Mosambik. Er organisierte Filmvorführungen und Volleyball-Turniere, vor allem aber schrieb er die Gutachten über Arbeitsleistung und politische Einstellung eines jeden Besatzungsmitglieds, einschließlich des Kapitäns, und leitete diese Beurteilungen an die Abteilung Seefahrt des KGB weiter.
    Wolowoi war nicht etwa ein Schwächling. Nein, er war der beste Gewichtheber auf dem Schiff, einer jener Rothaarigen, die ständig Kaninchenaugen haben; seine Lider und Lippen waren fast immer von Ekzemen verkrustet, und die fleischigen, gepflegten Hände bedeckte ein goldener Flaum. Bei der Mannschaft hatten Parteifunktionäre den Spitznamen »Invalide«, weil sie keine wirkliche Arbeit verrichteten, doch Fedor Wolowoi war der rüstigste Invalide, den Arkadi je zu Gesicht bekommen hatte.
    »Renko …« Wolowoi las in dem Dossier, als wolle er sich mit einem Problem vertraut machen. »Chefinspektor. Entlassen. Aus der Partei ausgestoßen. Aufgrund eines psychiatrischen Gutachtens zur Resozialisierung vorgeschlagen. Wie Sie sehen, habe ich die gleiche Akte wie der Kapitän. Überstellt zur Arbeit im östlichen Sektor der russischen Republik.«
    »Sibirien.«
    »Ich weiß, wo der östliche Sektor liegt. Und ich stelle fest, daß Sie Humor haben, Genosse.«
    »Vor allem daran habe ich während der letzten Jahre gearbeitet.«
    »Das trifft sich gut. Ich habe hier nämlich auch noch einen ausführlicheren Bericht.« Wolowoi legte ein Dossier auf den Tisch, das merklich dicker war als das erste. »Da ist die Rede von einem Mordfall in Moskau, der damit endete, daß Sie den Staatsanwalt erschossen, eine überraschende Wendung. Wer ist Oberst Pribluda?«
    »Ein KGB-Offizier. Er hat sich bei der Untersuchung für mich eingesetzt, und darum wurde dann keine Anklage erhoben.«
    »Aber Sie wurden aus der Partei ausgeschlossen und unter psychiatrische Beobachtung gestellt. Verfährt man so mit einem Unschuldigen?«
    »Das war keine Frage von schuldig oder nicht schuldig.«
    »Und wer ist Irina Asanowa?« Wolowoi las den Namen ab.
    »Eine ehemalige Sowjetbürgerin.«
    »Sie meinen, eine Frau, der Sie zur Flucht verholfen haben und die seitdem unablässig verleumderische Gerüchte über Ihr Schicksal in die Welt setzt.«
    »Was nennen Sie Gerüchte?« fragte Arkadi. »Ich meine, wie groß ist der Abstand zur Wahrheit?«
    »Halten Sie Verbindung mit ihr?«
    »Was denn, von hier aus?«
    »Sie sind früher schon verhört worden?«
    »O ja, sehr oft sogar.«
    Wolowoi blätterte flüchtig in dem Dossier. »Politische Unzuverlässigkeit . Politische Unzuverlässigkeit. Ich will Ihnen sagen, was mir als Erstem Maat witzig vorkommt. In ein paar Tagen werden wir Dutch Harbor anlaufen. Jeder auf diesem Schiff wird von Bord gehen, um Einkäufe zu machen, mit einer Ausnahme: Sie. Und warum? Weil jeder auf diesem Schiff ein ordentliches Seefahrtsvisum hat, mit einer Ausnahme: Sie. Ich gehe wohl richtig in der Annahme, daß Sie nur ein eingeschränktes Visum haben, weil die Herrschaften, die es wissen müssen, der Ansicht sind, man dürfe Ihnen im Umgang mit Ausländern oder in einem ausländischen Hafen nicht trauen.
    Und doch sind ausgerechnet Sie der Mann, den der Kapitän als Mitarbeiter für Bukowski ausgesucht hat. Sogar bei den Gesprächen mit den Amerikanern hier an Bord oder auf den Trawlern sollen Sie ihn unterstützen. Also das ist entweder ein Witz oder doch sehr merkwürdig.«
    Arkadi zuckte die Achseln. »Humor ist eine sehr persönliche Angelegenheit.«
    »Aber ein

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