Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde
kleinerer Beute wie Schneehühnern, Lemmingen oder manchmal sogar Mäusen und Fröschen begnügt.
Teamwork bei der Jagd
Bei der Jagd verlassen sich Wölfe zunächst auf ihre hervorragende Nase, dann auf ihre Pfoten, in erster Linie aber auf das gemeinsame Vorgehen. Ihr Geruchssinn ist so fein ausgebildet, dass Wölfe noch in mehr als 2,5 km Entfernung die Witterung eines potenziellen Beutetiers aufnehmen können. Ist ein solches ausgemacht, versammelt sich das Rudel und folgt auf den festgelegten Revierpfaden dem Jagdführer, meist dem Alpha-Männchen. Zunächst folgt die disziplinierte Jagdmeute im Gänsemarsch dem Leitwolf, der mit zunehmender Annäherung an die Beute seinen Gang beschleunigt.
Die weitere Jagdstrategie des Rudels hängt vom Verhaltensmuster der Beute und vom Terrain ab. So werden Einzeltiere manchmal stundenlang abwechselnd von verschiedenen Rudelmitgliedern gehetzt, bis die erschöpften Tiere aufgeben und angegriffen werden können. Wölfe sind ausgesprochene Langstreckenläufer. Mit ihrem federnden Gang können sie stundenlang ohne Unterbrechung laufen und erreichen dabei Durchschnittsgeschwindigkeiten von 8 km/h. Bei einem Verfolgungsspurt oder auf der Flucht können sie sogar kurzzeitig bis zu 60 km/h schnell werden. Dank ihrer langen Beine und relativ breiten Pfoten verfolgen sie ihre Beute selbst durch tiefen Schnee oder in sumpfigem Gelände. Manch erfolgreiche Jagd beruht auch auf einer List: Einige Wölfe stellen sich in den Wind, was die flüchtenden Opfer geradewegs auf die in einem Hinterhalt lauernden anderen Rudelmitglieder zutreibt.
Der Jagderfolg eines Wolfsrudels wird jedoch bei weitem überschätzt. Vor allem Huftiere wie Rehe und Hirsche sind meist schnell genug, um bei rechtzeitiger Flucht zu entkommen. Und ein ausgewachsener Elch oder Moschusochse kann einen Wolf mit Huftritten bzw. Gehörn lebensgefährlich verletzen. Letztlich führen nur rd. 10 % der Jagdaktionen zum Erfolg.
Der Wolf als natürlicher Wildregulator
Wölfe reißen überwiegend krankes und geschwächtes Wild. Aber auch bei unerfahrenen und schwächeren Jungtieren stehen ihre Chancen gut – sofern diese nicht von erwachsenen Tieren gegen die Angreifer verteidigt werden. So bilden Moschusochsen mit drohend gesenkten Hörnern einen schützenden Kreis um ihre wehrlosen Kälber, wenn sie von einem Wolfsrudel angegriffen werden. Die Wölfe versuchen nun mit Scheinangriffen die Paarhufer zu irritieren und auseinanderzutreiben. Ziel der Jagdgruppe ist es, ein schwaches Tier von der schützenden Herde abzutrennen, um es dann zu erlegen. Nur wenn das Rudel geschickt und ausdauernd genug ist, gelingt es, ein schwaches Beutetier zu separieren und zu erlegen.
Somit sind Wölfe wichtige natürliche Regulatoren der Bestände großer Pflanzenfresser. Denn mit ihrer Jagdstrategie sorgen sie dafür,dass nur die schnellsten und kräftigsten Tiere überleben und zur Fortpflanzung kommen.
Der sprichwörtliche »Wolfshunger« findet in der Natur tatsächlich seine Entsprechung: Ein Wolf kann an einem Tag 10–15 kg Fleisch verzehren. Bleibt die Beute aus, vermag er wiederum viele Tage, manchmal sogar einen Monat, ohne Nahrung auszukommen. Natürliche Feinde hat er nicht, wenngleich ein altes oder krankes Einzeltier auch einmal von einem Bären getötet werden kann.
Nachwuchs ist Chefsache
Gewöhnlich paaren sich Wölfe zwischen Dezember und Februar. Während der Ranzzeit nehmen die aggressiven Auseinandersetzungen im Rudel deutlich zu. Die beiden Alpha-Tiere versuchen, Paarungen anderer Gruppenmitglieder zu verhindern und ihre Führungsrolle zu behaupten. In der Regel überleben nur die Jungen der Alpha-Wölfin. Wenn überhaupt untergeordnete Wölfinnen begattet werden und Junge werfen, tötet die dominante Wölfin meist die fremden Welpen. Die dann kinderlosen Mütter verrichten bei den Stammhaltern des Rudels häufig Ammendienste. Diese grausam anmutende Fortpflanzungsregel sichert dem Rudel den stärksten und durchsetzungsfähigsten Nachwuchs. Auf diese Weise vermehren sich nur die kräftigsten und intelligentesten Wölfe und geben ihre Gene weiter.
Wenn es der Lebensraum zulässt, gräbt das Weibchen einen langen Tunnel, der in einer flachen Höhlung endet. Manchmal muss auch eine Vertiefung zwischen Felsen, Wurzeln oder Büschen als Behausung für den Nachwuchs ausreichen. Der Wurfkessel wird nicht ausgepolstert, was den Befall der Jungen mit Parasiten minimiert. Den Kot der Jungen frisst die Mutter
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