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Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Titel: Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann! Lexikon
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Regel: In extremen Lebensräumen ist es effektiver, viele Kinder zu zeugen und in das einzelne dann wenig Energie zu investieren. Nach 50 Tagen Tragzeit kommen die Kleinen voll behaart und mit offenen Augen zur Welt. Nur im hohen Norden legen die Häsinnen Mulden oder Erdhöhlen für sie an. Die Jungen werden getrennt abgelegt und die Mutter schaut nur nachts einmal kurz zum Säugen vorbei; da ihre Milch 23 % Fett enthält, reicht das völlig aus.
    Schnee-Eulen: von hoher Warte auf Lemmingjagd
    Die Schnee-Eule scheut den Wald und sucht die offene Landschaft: skandinavische Fjells (also baumlose Hochflächen), arktische Tundren und felsige nordische Inseln – sofern es dort Lemminge gibt. Von diesen Wühlmausverwandten ist sie, obwohl Nahrungsopportunist, stark abhängig. Für die Jagd und zum Nisten benötigt sie erhöhte Warten wie Felsen, die aus Schnee- und Eisfeldern herausragen, um den Überblick zu behalten.
    © istockphoto.com/bikec
    Die Schneeeule hat dunkle Flecken und Querlinien auf dem weißen Gefieder.
    Uhuverwandte mit »Moonboots«
    Mit Flügelspannweiten von 1,5–1,7 m sind Schnee-Eulen (
Nyctea scandiaca
) fast so groß wie Uhus. Mit diesen sind sie nach neuesten molekularbiologischen Erkenntnissen auch nah verwandt und werden daher z. T. als
Bubo scandiacus
bezeichnet. Sie behalten ganzjährig ihr helles Tarnkleid. Allerdings sind nur ältere Männchen fast ganz weiß; Jungvögel und Weibchen haben dunkle Querbänder, »Schuppen« oder Sprenkel, durch die sie zwar bei der Jagd auf Schneefeldern stärker auffallen, aber in der Nistmulde oder auf Geröllfeldern besser getarnt sind. Anders als ihre nachtaktiven südlichen Verwandten jagen Schnee-Eulen zumindest im Polarsommer notgedrungen auch bei Licht. Die Weibchen sind erheblich größer und schwerer als die Männchen. Ihr Gefieder ist dichter und länger als das jeder anderen Eule; sogar die Beine und die Zehen mit den langen, kräftigen Krallen sind mit Federn bedeckt. Diese »Moonboots« schützen sie zudem vor den Bissen ihrer Beutetiere. Schnee-Eulen ertragen Kälte bis zu –68 °C. Um im Winter bei –30 °C ihre Körpertemperatur auf 38–40 °C zu halten, müssen sie täglich vier bis sechs große Lemminge oder sieben bis zwölf Mäuse fressen. Im Unterschied zu allen anderen Eulen können sie sogar Körperfett speichern, so dass sie nicht gleich verhungern, wenn Dauernebel oder ein Schneesturm sie an der Jagd hindert.
    Schnee-Eule
Nyctea scandiaca
    Klasse Vögel
    Ordnung Eulenvögel
    Familie Eulen
    Verbreitung offene Landschaften im Norden von Asien, Europa und Nordamerika
    Maße Länge: bis 66 cm; Spannweite: bis 1,7 m
    Gewicht 1,7–2,1 kg
    Nahrung Kleinnager, aber auch Schneehasen, Vögel bis Gänsegröße und Aas
    Zahl der Eier 7–9, selten bis 14
    Brutdauer 30–34 Tage
    Höchstalter etwa 30 Jahre
    Vielseitige Jäger
    Gejagt wird durch Lauern auf einer Warte und im lautlosen, langsamen Pirschflug 10–15 m über dem Boden. Fast 50 Säugerund 90 Vogelarten gehören zum Beutespektrum der Schnee-Eule. Wühlmäuse und Lemminge bilden 80–85 % ihrer Kost. Die Tiere werden mit den Krallen ergriffen, dann bricht die Eule ihnen mit dem Schnabel das Genick. Lemminge werden am Stück verschlungen; 18 bis 24 Stunden später würgen die Vögel das Gewölle mit den unverdaulichen Resten wieder aus.
    Sie verschmähen auch Aas nicht und lernen schnell, regelmäßig die Fallen abzusuchen, mit denen Jäger Pelztieren nachstellen. Dank ihrer scharfen Sinne spüren die Eulen selbst unter der Schneedecke Kleinsäuger auf; sie fangen Enten im Flug und können Fische und Wasservögel aus dem Wasser ziehen. Da sie aber in der unmittelbaren Umgebung ihres Nestes nicht jagen, brüten z. B. nordische Gänse und Enten gern in ihrer Nachbarschaft, wo sie vor Füchsen sicher sind.
    Familienplanung
    Im März oder April versuchen die Eulenmännchen durch Imponierflüge, Herumstolzieren und Liebesgaben wie Lemminge eine Partnerin zu gewinnen. Diese scharrt dann eine Mulde in den Boden. Pünktlich zur Schneeschmelze, in der zweiten Maihälfte, beginnt die Eiablage. Meist legt das Weibchen im Abstand von je zwei Tagen sieben bis neun Eier, selten bis zu 14. Nach 30–34 Tagen schlüpfen die Jungen, auch zeitversetzt, so dass sehr unterschiedlich entwickelte Vögel im Nest sitzen. Das hat zwei Vorteile: Erstens wärmen die älteren Geschwister die jüngeren, zweitens schnappen die stärkeren Jungvögel den schwächeren – allerdings nur bei Nahrungsmangel – das

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