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Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Titel: Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann! Lexikon
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zwei Wochen können sie fliegen und nach sechs Wochen brauchen die Eltern sie nicht mehr zu füttern.
    Wie bei vielen Tundratieren oszillieren die Bestände in Zyklen von drei bis vier oder aber gut zehn Jahren, deren Höhepunkte oft bei benachbarten Alpen- und Moorschneehühnern gleichzeitig erreicht werden. In manchen Gebieten kann das die Folge einer Beuteumstellung bei Füchsen und anderen Raubtieren sein, die sich bei Lemming-, Wühlmaus- oder Schneehasenmangel notgedrungen auf die schwerer zu jagenden Hühner konzentrieren. Etwa alle zehn Jahre liegen die Juni-Temperaturen deutlich über dem Durchschnitt, was sich auf das Wachstum der Beeren und Zwergsträucher und auf den Bruterfolg auswirken kann. Eine sehr hohe Bestandsdichte führt zu Aggressionen zwischen benachbarten Hähnen. Wahrscheinlich können in solchen Jahren junge Hähne kaum Reviere erobern und werden von guten Winterfutterplätzen vertrieben, so dass sie verhungern. So überaltert die Population in den nächsten Jahren, die Verwandtschaftsgruppen zerfallen und der Bestand bricht ein. Dann lässt die Aggression der Hähne nach, so dass junge Männchen attraktive Reviere und Hennen erobern können.
    Raubmöwen: Meister des Mundraubs
    Zur Gruppe der Raubmöwen gehören neben einigen Arten von Skuas, die in der Antarktis nisten, drei Spezies der Gattung
Stercorarius
, die in den Tundren, Mooren, Heide- und Graslandschaften der Arktis und Subarktis brüten: die Spatel-, die Falken- und die Schmarotzerraubmöwe. Da diese Zugvögel außerhalb der Brutzeit auf dem offenen Meer leben, sind sie an beide Lebensräume angepasst.
    © shutterstock.com/Mogens Trolle
    Skuas sind die größten und aggressivsten Raubmöwen.
    Notorische Erpresser
    Mundraub, im Fachjargon als Kleptoparasitismus bezeichnet, betreibt die schlanke, bis 600 g schwere Schmarotzerraubmöwe (
Stercorarius parasiticus
). Sie bedrängt andere Möwen, Seeschwalben oder Sturmvögel im Flug, bis diese ihre Beute aus dem Schnabel fallen lassen oder bereits verschlungene Nahrung wieder auswürgen. Oft fangen die Raubmöwen diese Brocken dann im Flug.
    Welche Vögel sie angreifen, entscheiden die geschickten Räuber anhand der Häufigkeit und der Erfolgsaussichten. Kleine Opfer sind zwar weniger wehrhaft, aber dafür oft zu wendig; außerdem ist die Ausbeute bei ihnen eher gering. Tauchende Seevögel sind besonders beliebt, da sie Nahrungsquellen unter der Wasseroberfläche nutzen, die den Raubmöwen ansonsten unzugänglich bleiben. Auch Vögel, die hinter Trawlern herfliegen und deren ins Meer zurückgekippten Beifang verzehren, bilden lohnende Angriffsziele.
    Sie nisten an Küsten und in Tundren zwischen den Inneren Hebriden und dem 82. Breitengrad, die meisten in Russland, Island, Norwegen und Schweden. Einzeln oder in lockeren Gruppen lassen sie sich in der Nähe von Möwen- oder Seeschwalbenkolonien nieder, wo sie bequem beobachten können, wer mit prallem Kropf oder schwerem Flug heimkommt. Bringt der Mundraub nicht genug ein, fressen sie auch Eier, Küken und ausgewachsene Vögel. Da sie kleiner sind als Skuas, werden sie von diesen aus manchen Brutgebieten verdrängt.
    Vielseitige Ernährung
    Die anderen beiden Arten nisten nicht so nah an der Küste und rauben kaum Seevögel aus, sondern fressen vor allem Nager, Vögel, Insekten und sogar Beeren. Dank großer, Verdauungsenzyme speichernder Blindsäcke im Darmtrakt können Raubmöwen ganz unterschiedliche Nahrung verwerten.
    Die Weibchen wiegen deutlich mehr als die Männchen. Die Mittlere oder Spatelraubmöwe (
Stercorarius pomarinus
) bringt im Durchschnitt etwa 800 g bzw. knapp 700 g auf die Waage und benötigt am Tag mindestens 250 g Nahrung. In guten Lemmingjahren ist das kein Problem. Wenn die Halsbandlemming- und Wühlmauspopulationen ihren Tiefststand erreichen, unternimmt die Spatelraubmöwe – so genannt wegen ihrer Schwanzform – hingegen weite Wanderungen.
    Die Kleine oder Falkenraubmöwe (
Stercorarius longicaudus
), deren Steuerfedern 15–25 cm über den Rest des Schwanzes hinausragen, wiegt im Mittel nur 325 g bzw. 270 g. Ihr Brutgebiet deckt sich grob mit dem der Schmarotzerraubmöwe, aber sie nistet meist in einzelnen Paaren fern der Küste auf hoch gelegenen Tundren und Fjells, wo sie kaum schmarotzen kann. Auch sie ist in der Brutsaison stark auf Lemminge angewiesen, ihre Küken fressen jedoch zunächst vorwiegend Insekten. Außerhalb der Brutzeit machen Lemminge weniger als 50 % der Nahrung aus; der Rest sind

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