Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde
Futter weg, so dass wenigstens zwei oder drei von ihnen wohlgenährt überleben, statt dass der gesamte Nachwuchs hungert. Bis zu 120 kg Futter – etwa 1500 große Lemminge – müssen die Eltern heranschleppen, bis ihre Jungen gegen Ende des Sommers selbständig werden.
Bei Lemmingmangel ab in den Süden
Außer Füchsen, Wölfen und Raubmöwen haben Schnee-Eulen wenig Feinde; man könnte fast sagen, dass ihre Hauptbeute ihr schlimmster Feind ist. Wenn die Lemmingpopulation alle drei bis fünf Jahre großflächig zusammenbricht, kann auch der Eulenbestand auf ein Zehntel zurückgehen. Auf der Banksinsel in Kanada fällt ihre Dichte z. B. von einer Schnee-Eule pro 2,6 km 2 auf eine pro 26 km 2 . Nicht nur, dass viele verhungern oder sich nicht fortpflanzen: Sie wandern auch – genau wie die Sumpfohreulen, Raufußbussarde und Raubmöwen – massenhaft nach Süden aus. Dabei halten sie sich an möglichst tundraähnliche Lebensräume wie Seeufer, Meeresküsten, Ackerland und Prärien.
Das Moorschneehuhn: Überlebenskünstler mit Spikes
Das Moorschneehuhn zählt zu den wenigen Standvögeln der Arktis. Ihre Füße sind befiedert oder durch Hornstifte verbreitert, so dass sie auf Schnee gehen können und dabei wenig Wärme abstrahlen; über den Nasenlöchern liegen siebartige Federn, die den Schnee abhalten, und Moorschneehühner können sich von magerer, teils schwer verdaulicher Pflanzenkost wie Nadeln ernähren.
Mehrere Isolierschichten
Weidentriebe und -knospen gehören zur wichtigsten Winter- und Frühjahrskost des Moorschneehuhns (
Lagopus lagopus
). Auch Zwergbirkenknospen, Kräuter und frische Heidekrauttriebe scharrt es aus dem Schnee, wenn es keine Spuren oder Fresstrichter von Rentieren oder Schneehasen findet, die ihm diese Energie raubende Arbeit ersparen. Im Sommer bereichern Heidel-, Preisel-, Molteund Krähenbeeren den Speiseplan. Wie Karibus und Ziesel fressen sich Moorhühner in dieser üppigen Zeit eine regelrechte Fettschicht an, von der sie im Winter zehren. Diese verstärkt zudem dieIsolationswirkung des zweischichtigen Gefieders aus flauschigen Daunen und schützenden Deckfedern.
Zwar verlassen Moorschneehühner ihren arktischen oder subarktischen Lebensraum auch im Winter nicht, aber in besonders harten Jahren streifen sie auf der Suche nach Gebieten mit weniger hoher Schneedecke weit umher.
Moorschneehuhn
Lagobus lagobus
Klasse Vögel
Ordnung Hühnervögel
Familie Fasanenartige
Verbreitung Arktis, Subarktis, Schottland
Maße Länge: 38 cm
Gewicht 550–700 g
Nahrung Knospen, Kräuter, Triebe, Beeren
Zahl der Eier 6–11
Brutdauer 25 Tage
Ständig in der Mauser
Schneehühner sind die einzigen Vögel, die im Winter ein anderes Tarnkleid tragen als im Sommer. Die Hennen mausern sich drei-, die Hähne gar viermal im Jahr. Im Winter färbt sich ihr Gefieder – bis auf Teile des Schwanzes, die schwarz bleiben – schneeweiß. Im Sommer ist es rotbraun, in der Übergangszeit gescheckt. Nur die Unterart
Lagopus lagopus scoticus
wird im Winter nicht weiß: Sie lebt in den Mooren und Heideflächen Schottlands und Irlands, der Hebriden und der Orkney-Inseln, wo es wegen des Golfstroms selten geschlossene Schneedecken gibt.
Die Mauser umfasst nicht nur das Federkleid: Zu Sommerbeginn werden die langen Winterkrallen abgeworfen, im Herbst wachsen sie nach und die Zehen werden wieder mit Federn bedeckt. Auch die Hornscheiden des Schnabels, die sich mit der Zeit abnutzen, werden regelmäßig erneuert.
Luft anhalten und sich tot stellen
Ein Tarnkleid hilft allerdings nur gegen Augenjäger wie Greifvögel. Um sich vor Eisfüchsen, Mardern und Luchsen zu verbergen, pressen sich Schneehühner reglos auf den Boden. Die Atemfrequenz sinkt um 70 %, so dass weniger Gerüche und Geräusche entstehen, und das Herz schlägt statt 150- nur noch 20-mal pro Minute. Kommt der Räuber jedoch zu nahe, schnellt der Puls auf bis zu 600 hoch und der Vogel schießt in die Luft.
Auffällige Zyklen
Im Frühjahr gesellen sich die Hennen zu den Hähnen, die bereits seit dem Herbst ihre Reviere verteidigen und nun mit kurzen Flugmanövern und Rufen werben. Das Scharren der Nestkuhlen und Bebrüten der Eier ist Frauensache. Die Küken piepen schon Tage vor dem Schlüpfen, verstummen aber sofort, wenn die Henne oder der Hahn Gefahr wittert und einen Warnlaut ausstößt.
Nach dem Schlüpfen und Trocknen werden die Küken sofort zum Weiden geführt; jetzt beteiligt sich auch der Hahn an ihrer Betreuung. Schon nach
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