Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde
verkrochen, Rentiere und Moschusochsen sind zu groß, um erlegt zu werden. Daher wandern die zirkumpolar verbreiteten Eisfüchse der Nahrung hinterher: In Sibirien ziehen manche 1000–2000 km nach Süden, andere wagen sich sogar auf das zugefrorene Meer hinaus. Sie haben nur eine dünne Fettschicht und müssen erfrieren, wenn ihr Pelz nass wird. Auf Eisschollen, die vom Packeis losbrechen, treiben sie oft hunderte von Kilometern ab; viele verhungern, manche haben es jedoch geschafft, entlegene Eilande wie Island, Spitzbergen oder die Wrangelinsel zu besiedeln. Wie bei zahlreichen anderen Arten sind die Inselfüchse kleiner und leichter als ihre Festlandvettern – wohl weil ihre Beute ebenfalls klein bleibt und sie sich keiner großen Konkurrenten und Fressfeinde zu erwehren haben.
Auf dem Eis heften sie sich oft allein oder zu mehreren an die Fersen eines Eisbären, um die Überreste seiner Beute zu fressen. Sie vertilgen sogar seinen fettreichen Kot.
In Alaska ziehen die Füchse im Herbst von ihren Reproduktionsgebieten an die Küsten. Dort patrouillieren sie bei Ebbe am Strand und ernähren sich von Muscheln und Krebsen, Fischen und angespültem Aas, sogar von Tang. Im Frühjahr wandern sie wieder zurück zu ihren Bauen.
Eisfuchs
Alopex lagopus
Klasse Säugetiere
Ordnung Raubtiere
Familie Hundeartige
Verbreitung zirkumpolar: nördlich der Waldgrenze Eurasiens, Nordamerikas und Grönlands
Maße Kopf-Rumpf-Länge: 50–70 cm, Standhöhe:
30 cm, Schwanzlänge: 30–40 cm
Gewicht 5–9 kg
Nahrung Allesfresser: bevorzugt Kleinsäuger, Eier und Beeren, auch Aas und Exkremente
Geschlechtsreife nach 10 Monaten
Tragzeit 49–56 Tage
Zahl der Jungen 1–20
Höchstalter 10 Jahre
Je mehr Lemminge, desto mehr Nachwuchs
Im kurzen Sommer frisst der Eisfuchs, was immer er bekommen kann: vor allem Lemminge. Anders als der dämmerungs- und nachtaktive Rotfuchs ist er wegen der besonderen Lichtverhältnisse in der Arktis und Subarktis auch am Tag aktiv. Eine Eisfuchsfamilie nimmt ein 860–6000 ha großes Revier in Anspruch. Bei dem meist monogamen Paar lebt oft noch ein Weibchen aus einem früheren Wurf, das bei der Aufzucht der Jungen hilft. Der Rüde schafft Futter heran und verteidigt den Bau mit lautem Gekläff gegen Eindringlinge. Größere Rudel bilden sich nicht.
In »fetten« Lemmingjahren kann eine Fähe bis zu 20 Junge werfen: mehr als alle anderen Hundeartigen. Zur Versorgung eines solch großen Wurfs schleppt das Elternpaar rd. 100 Lemminge am Tag an. Wenn deren etwa vierjähriger Populationszyklus seinen Tiefpunkt erreicht, tragen die meisten Fähen nicht, haben Totgeburten oder bekommen nur wenige Junge. Es scheint, dass die Zahl der im zeitigen Frühjahr entstehenden Embryonen nicht vom aktuellen Ernährungszustand der Weibchen abhängt, sondern die Zahl der Lemminge im folgenden Sommer gewissermaßen antizipiert. Wie das funktioniert, ist allerdings noch unbekannt.
Musterbeispiel für die Allen’sche Regel
Vergleicht man die Gestalt von Eisfuchs, Rotfuchs und Fennek bzw. Löffelhund, so findet man die Allen’sche Regel bestätigt, nach der großflächige oder hervorstehende Körperteile bei verwandten Arten umso kleiner ausfallen, je kälter ihr Lebensraum ist. Eisfüchse haben sehr kleine Ohren, die Hundeartigen der Wüste hingegen riesige Löffel, die nicht nur zum Einfangen von Schall dienen, sondern auch zur Abstrahlung überschüssiger Wärme.
Die Stoffwechselrate des Eisfuchses steigt erst bei –50 °C deutlich an; selbst bei –70 °C verbraucht er nur ein Drittel Energie mehr, um seine Körpertemperatur zu halten. In Relation zu seinem zierlichen Körper (Rotfüchse werden fast doppelt so schwer) hat er im Winter lange Haare: Bis zu 7 cm messen die dichten Deckhaare im Winter. Im Sommer ist der Pelz viel kürzer und dünner, um eine Überhitzung zu verhindern.
Neben der Dichte ändert sich auch die Fellfarbe zweimal im Jahr. Die sog. Blaufüchse sind im Winter schieferblau und im Sommer schokoladenbraun. Wo lange viel Schnee liegt, wird das Fell im Winter weiß und im Sommer graubraun. Beide Farbschläge können aber – mit allen möglichen Übergängen – in ein und demselben Wurf auftauchen. Genetisch ist das Blaugrau dominant, das Weiß hingegen eine rezessive Mutation. Da es im Schnee eine bessere Tarnung vor Feinden und Beute ermöglicht, wird es in der Arktis aber durch die Auslese bevorzugt. Auf manchen Inseln hingegen, wo der Wind den Schnee rasch vom dunklen Grundgestein
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