Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde
Gelege aus drei bis sechs olivbraunen Eiern sind im Grün und Braun der niedrigen Tundrenvegetation allerdings so gut wie unsichtbar, zumal das Weibchen beim Verlassen des Nests eine Decke aus graubraunen Daunen über die Eier zieht. Halme und Blätter sorgen für zusätzliche Tarnung.
Prachteiderente
Somateria spectabilis
Klasse Vögel
Ordnung Gänsevögel
Familie Entenvögel
Verbreitung arktische Küste von Nordosteuropa, Grönland, Asien und Nordamerika
Maße Länge: 55 cm
Gewicht 1,5–1,8 kg
Nahrung Insekten, Wasserpflanzen, Muscheln, Schnecken, Krabben, Seeigel, Seesterne
Geschlechtsreife mit 2–3 Jahren
Zahl der Eier 3–6
Brutdauer 22–24 Tage
Verluste durch Raubtiere und die traditionelle Jagd sind keine ernste Bedrohung für die Art. Einige Jahre kann es dagegen dauern, bis sich eine Population von plötzlichen Kälteeinbrüchen erholt hat. Frieren sämtliche Gewässer innerhalb kurzer Zeit zu, verhungern ein großer Teil des Nachwuchses und viele Altvögel. All dies gehört aber zu den natürlichen Umweltbedingungen der arktischen Vögel. Der stetige Rückgang der Prachteiderentenbestände in den letzten Jahrzehnten hat vermutlich maßgeblich mit der Erschließung der arktischen Erdölvorkommen zu tun. Der Bau von Straßen und Versorgungseinrichtungen schränkt ihren Lebensraum ein und verschiebt die Räuber-Beute-Relationen zuungunsten der bodenbrütenden Vögel.
Kindheit am Süßwasser
Die Weibchen brüten allein. Nach dem Schlüpfen führen sie ihre Jungen an den nächstgelegenen Tümpel oder See. Dort wimmelt es jetzt im Wasser von Zuckmückenlarven, der Hauptnahrung für die Jungen. Pflanzliche Kost, z. B. zarte Blätter von Wasserpflanzen, spielt eine untergeordnete Rolle. Auch wenn die Nester einzeln liegen, schließen sich die Küken mehrerer Weibchen oft zu Gruppen zusammen, die von einer oder wenigen Müttern begleitet werden. Manchmal können solche Kindergärten mehrere Dutzend, oder sogar bis über hundert Junge umfassen.
Das Aufwachsen der Jungen ist ein Wettlauf gegen sinkende Spätsommertemperaturen. Bereits im August können sich die Süßwassertümpel wieder mit Eis überziehen. Sobald sie die ersten kritischen Lebenstage überstanden haben, geht es deshalb in Richtung Meer, entweder schwimmend und von See zu See über Land laufend oder auf Flüssen, unterstützt von der Strömung. Dort ernähren sich die Jungtiere vor allem von Köcherfliegenlarven.
Nach der Jungenaufzucht begeben sich die Weibchen in die Mausergebiete, wohin die Erpel bereits wenige Tage nach Beginn der Brutzeit entschwunden sind. Die Mauserplätze liegen mehrere hundert, teilweise bis über 2000 km von den Brutplätzen entfernt.
Überleben am Rand der Polarnacht
Außerhalb der Brutzeit sind Prachteiderenten reine Meeresvögel. Als Taucher in Wassertiefen bis 60 m fressen sie Muscheln, Meeresschnecken, gepanzerte Krabben, kurzstachelige Seeigel und Seesterne. Pflanzen wie z. B. Seegras (
Zostera
) machen nur einen kleinen Teil der Nahrung aus. Wegen ihrer Fressgewohnheiten halten sich die Prachteiderenten meist in Küstennähe auf, auch wenn sie während ihrer Wanderungen Flüge über das offene Meer nicht scheuen. Die gehaltvolle tierische Nahrung ist notwendig, um sich ausreichende Fettdepots anzufuttern. Diese vermindern die Wärmeverluste im eiskalten Wasser und bilden die Energiereserve für den Winter. Erst wenn im Spätherbst dichtes Packeis die Meeresvögel von ihrer Nahrung abzuschneiden droht, weichen die Prachteiderenten an offene Küstenabschnitte aus. Teilweise harren sie dort auch im Dezember und Januar weit nördlich des Polarkreises aus. Sie sind so gut an die hocharktischen Bedingungen angepasst, dass die eisige Kälte und die fast 20-stündige nächtliche Dunkelheit sie nicht nach Süden zwingen können.
Der Sterntaucher: Fischjäger im eiskalten Wasser
Der Sterntaucher (
Gavia stellata
) baut sein einfaches Nest aus toten Sumpfpflanzen ganz nah am Ufer. Schon der kurze Weg von seinem Gelege zum Wasser bereitet ihm größte Mühe, denn seine Füße sitzen so weit hinten am Körper, dass er sich kaum aufrichten kann. Eher rutscht er das kurze Stück auf dem Bauch.
Wasserstart mit Anlauf
Zusammen mit drei weiteren Seetaucherarten besiedelt der Sterntaucher die Tundrenregion rings um die Nordhalbkugel. Bei keiner anderen Vogelgruppe ist das Verhältnis zwischen Körpergewicht und Flügelfläche so ungünstig wie bei den Seetauchern. Um sich in die Luft zu erheben, brauchen sie
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