Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Titel: Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann! Lexikon
Vom Netzwerk:
Süden einem Umweg entlang der Küsten vorziehen.
    Nonnenkraniche: scheue Sumpfbewohner in Bedrängnis
    Von weltweit 14 Kranicharten brütet der Nonnenkranich (
Grus leucogeranus
) am weitesten im Norden. Wenn er im Mai in den Sümpfen und Mooren der ostsibirischen Tundra eintrifft, hat er eine lange und gefahrvolle Reise hinter sich. Schon auf dem Zugweg haben sich die winterlichen Kranichgesellschaften mehr und mehr aufgelöst, und sobald sie in ihren angestammten Brutgebieten in Jakutien eintreffen, besetzen und verteidigen die Paare ihre großen Reviere in der sumpfigen Einsamkeit. Mit temperamentvollen Tänzen haben sie schon während des Zuges ihre Paarbindung besiegelt.
    Anspruchsvolle Sumpfbewohner
    Nonnenkraniche sind sehr wählerisch, was die richtige Ausstattung ihres Lebensraumes betrifft. Am wohlsten fühlen sie sich in Moorgebieten, in denen neben Tümpeln und Seen mit breiten, vegetationsreichen Flachwasserzonen auch Schwingrasen, Wollgras- und Seggensümpfe und leicht erhöhte Rücken vorkommen. Ihr großes Bodennest bauen sie dann meist an Stellen, die kein Zwei- oder Vierbeiner trockenen Fußes erreichen kann. Gewöhnlich werden Anfang Juni zwei Eier gelegt. Nach einer vierwöchigen Brutzeit schlüpfen die Jungen, die fast zweieinhalb Monate brauchen, um flügge zu werden.
    Ein Schnabel zum Graben
    Nicht nur das Sicherheitsbedürfnis treibt die Kraniche in die Einsamkeit der sibirischen Moore. Auch ihre sehr spezielle »Diät« finden sie nur in dem amphibischen Lebensraum in ausreichender Menge und Qualität. Imweichen, nassen Boden stochern sie nach den Rhizomen und Sprossbasen von Seggen und nach den stärkereichen Grundorganen anderer Sauergräser und Sumpfpflanzen. Der für Kraniche recht lange und kräftige Schnabel eignet sich ausgezeichnet zum Freilegen der nahrhaften Pflanzenteile. Feine Hornzähne an den Schnabelkanten erleichtern das Festhalten glatter Nahrung. Vor dem Hinunterschlucken werden die Stücke oft im Wasser abgespült. Besonders im Frühjahr, bevor das Pflanzenwachstum richtig in Gang kommt, sowie im Hochsommer, zur Zeit der Jungenaufzucht, werden aber auch Insekten, Fische, Frösche und Wühlmäuse gefressen. Selbst unvorsichtige Küken anderer Vogelarten sollen gelegentlich im Magen der Nonnenkraniche landen.
    Flachwasserspezialisten
    Die Brutgebiete sind so entlegen und dünn besiedelt, dass man bis zu den 1980er Jahren die Gesamtzahl der Nonnenkraniche auf wenige hundert schätzte. Dann entdeckten chinesische Ornithologen am Poyang-See im Gebiet des Jangtse-Mittellaufes einen bedeutenden Überwinterungsplatz. Heute weiß man, dass es insgesamt noch 3000 Exemplare gibt. Im Winterquartier treffen die Nonnenkraniche auf drei verwandte Arten: den gewöhnlichen, auch in Nordeuropa brütenden Kranich (
Grus grus
), den Mönchskranich (
Grus monacha
) und den Weißnackenkranich (
Grus vipio
). Nahrungskonkurrenz gibt es zwischen ihnen nicht, denn jede Art hat ihre spezielle Nische. So zeigt sich auch im Winterquartier, dass der Nonnenkranich von allen Arten am liebsten seine Nahrung im flachen Wasser sucht, genauer gesagt im Boden darunter. Neben den Rhizomen von Seggen graben die Vögel dort die Knollen eines Zypergrases (
Cyperus rotundus
) aus dem Schlamm und rupfen Schwimmpflanzen wie Laichkraut (Gattung
Potamogeton
) und Wasserschraube (Gattung
Vallisneria
). Auch fressen sie Süßwassermuscheln.
    Schnee- oder Nonnenkranich
Grus leucogeranus
    Klasse Vögel
    Ordnung Kranichvögel
    Familie Kraniche
    Verbreitung Brutgebiete: subarktische Regionen Russlands und Sibiriens, Überwinterung: Russland, China, Indien, Iran
    Maße Länge: 100–125 cm; Standhöhe: 140 cm; Spannweite: 210–230 cm
    Gewicht 5–7 kg
    Nahrung Graswurzeln, Knollen, Samen, Früchte, auch Insekten, Fische, Frösche, Wühlmäuse, Weichtiere
    Geschlechtsreife mit
    3–5 Jahren
    Zahl der Eier 2
    Brutdauer 28–30 Tage
    Höchstalter über 30 Jahre
    Vom Aussterben bedroht
    Obwohl die Ureinwohner Jakutiens die Nonnenkraniche in ihren ostsibirischen Brutgebieten als heilige Vögel verehrten und sie nie jagten, sind die Vögel hochgradig bedroht. Mit einem internationalen Schutzprogramm versuchen China, Russland und mehrere andere asiatische Länder, sie vor dem Aussterben zu bewahren. Für zwei Populationen, die nicht in China, sondern traditionell im indischen Rajasthan und in Iran am Kaspischen Meer überwintern, kommen die Bemühungen vielleicht schon zu spät: Ihr Bestand ist auf unter 20 Tiere gesunken. Die

Weitere Kostenlose Bücher