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Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Titel: Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann! Lexikon
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»Ideallinie« keine guten Rastplätze gibt, nehmen die Vögel Umwege in Kauf, denn reichlich Nahrung, Wasser und störungsfreie Schlafplätze sind wichtiger als hohes Reisetempo.
    Die Nahrung ändert sich im Verlauf des Gänsejahres ganz erheblich. Während im Brutgebiet hauptsächlich proteinreiche Seggen (
Carex
) und Straußgras (
Agrostis
) an Land geweidet werden, steigen die Gänse in der Zugzeit auf Seegras (
Zostera
), Salde (
Ruppia
) und Meersalat (
Ulva
) um, Pflanzen, die sie nur bei Niedrigwasser vor der Küste finden. In Mitteleuropa überwinternde Ringelgänse rupfen dann wieder Süßgräser und Kräuter, entweder in den von den Gezeiten beeinflussten Andelrasen und Salzwiesen des Deichvorlandes oder auf Weidelgrasweiden, die vor Hochwasser geschützt sind. Das war nicht immer so: Bis etwa 1930 war Seegras auch ihre wichtigste Winternahrung. Eine Pilzinfektion, gefolgt von einem Parasiten, ließ damals die Seegraswiesen in der Gezeitenzone absterben, woraufhin auch die Ringelgansbestände schrumpften. Intensive Bejagung und Störungen in den Brutgebieten verstärkten den Abwärtstrend. Nachdem sich die Gänse erfolgreich auf die alternative Ernährung umgestellt hatten und die Jagd stark eingeschränkt worden war, erholten sich die Populationen allmählich.
    Schwankende Vermehrungsrate
    Der wichtigste direkte Einfluss für den Bruterfolg der Gänse ist die Häufigkeit von Eisfüchsen. Wenn Füchse beispielsweise auf sonst räuberfreie kleine Inseln gelangen, kann ihnen dort der gesamte Gänsenachwuchs eines Sommers zum Opfer fallen. Fühlen sich die Gänse unsicher, setzen sie evtl. für eine Saison ganz mit dem Brüten aus. Klingt dramatisch, betrachtet man jedoch längere Zeiträume, so werden die Verluste in anderen Jahren durch hohe Vermehrungsraten ausgeglichen.
    Brut in der Möwenkolonie
    Die Nachbarschaft von Eulen kann ein Vorteil sein, da diese die Eisfüchse fernhalten. Das klappt jedoch nur, wenn es genug Lemminge gibt. Herrscht nämlich ein Mangel an diesen Nagern, greifen Schneeeulen auch schon mal erwachsene Gänse. In lemmingearmen Jahren fahren die Ringelgänse daher besser, wenn sie ihre Nester in einer Silbermöwenkolonie platzieren. Die Gänse müssen ihre Eier und Jungen zwar vor dem Zugriff frecher Möwen schützen, erwachsenen Gänsen droht aber keine Gefahr. Im Gegenteil: Silbermöwen gründen ihre Kolonien meist an Stellen, die nach der Eis- und Schneeschmelze zu Inseln werden. Außerdem ist die stimmgewaltige Möwenschar eine wirksame »Alarmanlage«, die gefiederte Piraten wie Raub- und Eismöwen in die Flucht schlägt. Und schließlich wird die Vegetation der Umgebung durch Möwenkot so üppig gedüngt, dass für die stets hungrigen Gänsefamilien immer gute Äsung vorhanden ist.
    Die Prachteiderente: Königin am Eisrand
    Unter allen Entenvögeln hat die farbenfrohe Prachteiderente (
Somateria spectabilis
) das nördlichste Verbreitungsgebiet. Die meisten Prachteiderenten erblicken im Norden Alaskas, Kanadas und Sibiriens das Licht des arktischen Sommers. Auch an der Nordwest- und Ostküste Grönlands befinden sich Brutplätze. Island bildet fast den südlichsten Vorposten, an dem man den Enten begegnen kann.
    © shutterstock.com/Lee & Marleigh Freyenhagen
    Der Erpel der Prachteiderente ist auffällig gefärbt.
    Paarbindung im Winter
    Europa gehört nicht zum dauerhaften Verbreitungsgebiet dieser Art, wenn man einmal von den sporadischen Vorkommen auf Island und Spitzbergen und von gelegentlichen Brutversuchen in Norwegen absieht. Nur als Wintergäste erscheinen Prachteiderenten regelmäßig an den nordskandinavischen Küsten.
    Bereits in den nordischen Winterquartieren kommt es zur Balz und Partnerfindung. Ab Anfang April bewegen sich die verpaarten Vögel, dem schmelzenden Packeis folgend, in Richtung ihrer Brutareale, wo sie zwischen Ende Mai und Mitte Juni eintreffen. Die Prachteiderenten gehen zum Brüten ans Süßwasser: Ihre Nistplätze in der Tundra befinden sich zwar nie weiter als 50 km von der Küste entfernt, aber stets auch in der Nähe kleiner Seen.
    Eisfüchse und Möwen lauern
    Die Nester liegen gewöhnlich einzeln. Nur in Gebieten mit einer hohen Dichte von Eisfüchsen sind See- und Flussinseln, da siemeist frei von diesen Räubern sind, als Nistplätze so begehrt, dass die Enten dort gezwungenermaßen zusammenrücken. Völlig sicher sind sie aber auch dort nicht. Eis- und Raubmöwen sowie Kolkraben haben stets Appetit auf Enteneier und Jungvögel. Die

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