Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde
unterschiedliche »Männertypen«, nämlich die aggressiven »Platzhirsche« und die zurückhaltenden »Gelegenheitsliebhaber«, miteinander konkurrieren. Die auffälligen Farbschläge hingegen dienen vermutlich nur der gegenseitigen Erkennung. Bei vielen anderen Arten wird dies durch individuell unterschiedliche Tönungen der Stimme gewährleistet. Meist sind dann aber die Abstände zwischen den Tieren größer, so dass akustische Unterscheidungsmerkmale zuverlässiger sind als optische. Auf den Turnieren der Kampfläufer geht es bezeichnenderweise stumm zu.
Früher Herbstzug
Die »Partnerschaft« beschränkt sich bei den Kampfläufern auf den Paarungsakt selbst. Nachdem die Weibchen einer Population ihre Nester gebaut und Eier gelegt haben, ziehen die Männchen Richtung Winterquartier. Nach 21 Tagen Brut schlüpfen die Jungen und weitere vier Wochen später sind sie selbstständig und flügge. Dann verlässt auch das Weibchen die Jungen.
Die Männchen haben indessen bereits die sommerliche Mauser durchgemacht und ihr Paradiesvogel-Outfit gegen das Schlichtkleid getauscht, das dem Gefieder der Weibchen ähnelt. In kleineren und größeren Schwärmen suchen die Vögel unterwegs flache Gewässer mit schlammigen Ufern auf und mästen sich für die Weiterreise.
Leben und Überleben in der nordamerikanischen Tundra
Die meisten in Kanada, Alaska und Grönland vertretenen Tierarten oder -gattungen gibt es auch in den Tundren Eurasiens oder aber in anderen Regionen Amerikas. Aber die geografische Isolation durch Gebirge oder Inseln hat zur Entstehung zahlreicher Unterarten mit kleinen Verbreitungsgebieten geführt.
»Die« nordamerikanische Tundra gibt es nicht; der Raum ist durch seine enorme Ausdehnung, unterschiedliche Klimaeinflüsse und die vielseitige Topografie stark gegliedert. Der WWF unterscheidet dort 18 Ökoregionen. Da zahlreiche Täler noch weit nördlich der Nadelwälder bewaldet oder zumindest die Flussufer von Buschwerk gesäumt sind, findet man hier viele Arten, die sonst dem Taigagürtel zuzuschlagen sind. So etwa den gedrungenen Maultieroder Schwarzwedelhirsch (
Odocoileus hemionus
). In den Gebirgen Alaskas und Kanadas vermischen sich Tundrenelemente und alpine Fauna.
Ein Frosch am 68. Breitengrad
Auf dem Anaktuvuk-Pass, umgeben von den Gipfeln der Brooks Range, der nordwestlichsten Gebirgskette Nordamerikas, würde man ganz sicher keinen Frosch vermuten: Schließlich befindet man sich hier etwa auf dem 68. Breitengrad und damit nördlich des Polarkreises. Und doch reicht das Verbreitungsgebiet des Waldfrosches (
Rana sylvatica
) mindestens so weit. Von Wald kann hier nicht die Rede sein, aber diese robusten Amphibien nehmen auch mit Bergwiesen, den als »Muskeg« bezeichneten arktischen Torfmooren und eben mit Tundren vorlieb.
Die selten mehr als 7,5 cm langen, variabel gefärbten Frösche haben im Nordwesten deutlich kürzere Gliedmaßen als in den südlicheren Wäldern. Zur Schneeschmelze versammeln sie sich in flachen, temporären oder permanenten Gewässern, um sich zu paaren. Die Entwicklung der Eier und Larven geht rasant vonstatten. Sobald die Kaulquappen 5 cm lang sind, verwandeln sie sich in kleine Frösche, bevor die Tümpel wieder vereisen. Dank spezieller »Frostschutzmittel« aus Glucose können bis zu 65 % des Wassers in ihrem Gewebe gefrieren, und die Körpertemperatur kann auf –12 °C fallen, ohne dass die Tiere Schaden nehmen. Sie überwintern in Moosund Laubnestern unter der Schneedecke.
Unterarten: sein oder nicht sein
Zu den Säugetieren, die zwar auch in Eurasien vertreten sind, aber in Nordamerika eigene Unterarten haben, gehört das Karibu bzw. Rentier (
Rangifer tarandus
). Exemplare aus verschiedenen Unterarten können sich paaren und werden meist nur durch geografische Barrieren daran gehindert, wodurch kleine Unterschiede in der Gestalt und im Verhalten entstehen und sich allmählich verstärken. Die Einteilung in Unterarten ist schwierig und wird zwischen den Experten immer wieder neu ausgehandelt. So wurde das kanadische Peary-Karibu (
Rangifer tarandus pearyi
) noch bis 1991 mit der Unterart
Rangifer tarandus groenlandicus
zusammengefasst; später unterschied man drei Populationen bzw. Großherden. Erst seit Mai 2004 wird das Peary-Karibu als separate Unterart geführt, deren Fortbestand aufgrund dramatischer, klimatisch bedingter Einbrüche in den letzten Jahren gefährdet ist.
Bei dem Hasen
Lepus othus
in Alaska ringen die Gelehrten ebenfalls noch um seinen
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